National geographic hier Von Lisa Lamm
Pflanzen sind durch ein riesiges unterirdisches Netzwerk miteinander verbunden, über das sie Informationen austauschen können. Doch zu wie viel Kommunikation sind sie tatsächlich fähig?
....Klar ist: Bäume stehen nicht inaktiv und isoliert in der Gegend herum. Sie sind dazu in der Lage, Signale an ihre Umwelt abzugeben, sich untereinander auszutauschen und sogar vor Gefahren zu warnen. Möglich macht das ein gigantisches unterirdisches Kommunikationsnetzwerk: das sogenannte Wood Wide Web. ....
Myzel: Das Internet der Bäume
Innerhalb eines Waldstückes befinden sich im Idealfall nicht nur viele verschiedene Baumarten, es herrschen auch sehr unterschiedliche Bedingungen. Es gibt Schatten- und Sonnenplätze, alte und junge Bäume, gute und weniger gute Versorgungsquellen. Und dennoch: Egal, an welcher Stelle die Bäume verwurzelt sind – innerhalb des Waldes scheinen diese Vor- und Nachteile kaum etwas auszumachen.
Hier kommt das unterirdische Kommunikationsnetzwerk ins Spiel. Die Bäume sind mithilfe eines riesigen Pilzgeflechts über ihre Wurzeln verbunden. Dieses bildet unter der Erde durch abertausende Kilometer von Pilzfäden die Basis des Wood Wide Web. Obwohl die Existenz dieser Myzelfäden schon länger bekannt ist, taucht der Begriff Wood Wide Web erstmals in einer Studie von dem Biologen Thorunn Helgason aus dem Jahr 1998 in der Fachzeitschrift Nature auf. Er meint die Mykorrhiza – die Symbiose aus Pilzgeflecht und Baumwurzel –, die den Bäumen erlaubt, sich untereinander auszutauschen. Ähnlich wie wir Menschen das Internet nutzen.
François Buscot,
Leiter des Departments Bodenökologie am Helmholtz Zentrum für
Umweltforschung, betreibt seit Jahren Forschung mit Pilzen und der
Mykorrhiza. Er verweist zunächst auf die Wichtigkeit des Bodens für die
Nährstoff- und Wassergewinnung der Bäume. „Für Pflanzen ist der Boden
quasi zugleich Speisekammer und Darmtrakt“, sagt er. In diesem
Boden-Baum-System spiele das Bodenpilznetzwerk deshalb auch so eine
wichtige Rolle.
Laut Buscot tauschen die Bäume darüber nämlich nicht nur Informationen
aus – beispielsweise welcher Baum Wasser oder Nährstoffe braucht –,
sondern teilen mithilfe des Netzwerks auch ungleich verteilte
Ressourcen. „Durch das Wood-Wide Web ernährt ein großer Baum
beispielsweise den Keimling, der in seinem Schatten wächst, und eine
leistungsstarke Pflanzenart unterstützt eine leistungsschwache andere
Art in ihrer Nähe“, sagt er. Insofern sei das Wood Wide Web quasi der
Stabilisator innerhalb des Waldes – und das Transportsystem, mit dem
sich Bäume gegenseitig unterstützen können. „Unter nur einem
Quadratmeter Boden verlaufen tausende Kilometer dieser Pilzfäden und
-fadenbündel“, sagt Buscot. „Das ist also eine richtige Lebenswelt da
unten.“
Interaktion über Botenstoffe
Und nicht nur das: Auch oberhalb der Erde senden und empfangen Bäume Signale – über Botenstoffe. Dazu zählen beispielsweise die sogenannten Terpene: Duftstoff-Bausteine, die von Bäumen und Pflanzen ausgesendet werden. Laut Buscot sind diese zwar noch nicht vollständig erforscht, man weiß aber, dass Bäume Terpene produzieren können, wenn sie gestresst sind. Über den Botenstoff gelangt diese Information auch an andere Bäume. „Terpene gehören zu den Molekülen, die Signalketten zwischen Pflanzen anregen“, so Buscot.
Auch mit ihrer Umwelt scheinen Bäume durch solche Botenstoffe zu interagieren. Es gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass Bäume durch das Aussenden von Terpenen Regenfälle beeinflussen können. „Stress haben Bäume ja beispielsweise, wenn es trocken ist – wenn Terpene dann in die Luft steigen, werden Kondensationsprozesse beschleunigt“, sagt Buscot. „Sie senden also Signale an die Wolken.“ So könnten vor allem große Wälder sehr wahrscheinlich Regenereignisse beeinflussen – also mithilfe der Signalstoffe auf ihre Umwelt Einfluss nehmen. .....
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