Donnerstag, 12. Mai 2022

15. Weltbodenkonferenz : Fast 30 Prozent mehr Dürren als vor 20 Jahren

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Bisher treten Dürren vor allem auf dem afrikanischen Kontinent auf. Aber auch Europa wird zunehmend trockener. Bis 2050 könnte ein Großteil der Weltbevölkerung betroffen sein.

Dürreperioden sind seit Beginn des Jahrtausends deutlich häufiger und länger auf der ganzen Welt aufgetreten. Das geht aus dem aktuellen UN-Dürrebericht hervor, der auf der 15. Weltbodenkonferenz in der Hauptstadt der Elfenbeinküste Abidjan vorgestellt wurde. Demnach ist die Anzahl der Dürren seit dem Jahr 2000 um 29 Prozent gestiegen. Im Jahr 2050 könnten mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung von Dürren betroffen sein.

Derzeit leben 3,6 Milliarden Menschen in Gebieten, in denen mindestens einen Monat im Jahr Wassermangel herrscht. Noch ist vor allem der afrikanische Kontinent betroffen: In den vergangenen hundert Jahren wurden dort mehr als 300 Dürreereignisse verzeichnet, heißt es in dem Bericht. Das seien 44 Prozent der Dürren weltweit. Doch auch in Europa wurden im vergangenen Jahrhundert immerhin 45 größere Dürren verzeichnet, die Millionen Menschen trafen und einen wirtschaftlichen Gesamtschaden von 27,8 Milliarden Dollar verursachten. Inzwischen seien rund 15 Prozent der Landfläche und etwa 17 Prozent der Bevölkerung der EU von Dürre betroffen, so der UN-Bericht. Die jährlichen wirtschaftlichen Verluste in der EU und in Großbritannien beliefen sich auf neun Milliarden Euro jährlich.

Gerade im Nordosten Deutschlands klagen die Landwirte schon seit Jahren regelmäßig über Dürreprobleme. Im April etwa fielen dort teilweise nur 25 Liter Regen pro Quadratmeter und verstärkten das bereits bestehende Niederschlagsdefizit. Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung zeigt bereits jetzt in weiten Teilen Brandenburgs, aber auch in Regionen Niedersachsens außergewöhnliche oder extreme Dürre im Gesamtboden aus. »Jedes Jahr verliert die Welt eine Fläche mit fruchtbaren Böden vom Ausmaß Bulgariens«, sagt Jochen Flasbarth, Staatssekretär des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Abidjan. »Das müssen wir stoppen. Ohne fruchtbare Böden gibt es auch keine Nahrungsmittel.«

Die UN-Wüstenkonvention (UNCCD) besteht seit 1994. Sie hat zum Ziel, die Desertifikation und den Verlust fruchtbarer Böden zu stoppen. Inwiefern diese Ziele eingehalten werden können, überprüfen Vertreterinnen und Vertreter aus fast 200 Staaten auf der Weltbodenkonferenz, die bis zum 20. Mai stattfindet. (dpa/ems)



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UN-Bericht: Zahl an Dürren um 29 Prozent seit 2000 gestiegen

Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl und Dauer von Dürreperioden global gesehen um 29 Prozent gestiegen. Das geht aus dem UN-Dürrebericht hervor, der am Mittwoch auf der 15. Weltbodenkonferenz im westafrikanischen Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste, vorgestellt wurde. Der wirtschaftliche Schaden durch Dürren wird in dem Bericht allein für die Jahre von 1998 bis 2017 mit rund 124 Milliarden Dollar (117 Milliarden Euro) beziffert.

"Land trocknet aus, fruchtbarer Boden verwandelt sich in Staub", warnte Ibrahim Thiaw, Exekutiv-Sekretär des internationalen Abkommens zum Schutz der Böden (UNCCD). "Dürren gehören zu den größten Bedrohungen einer nachhaltigen Entwicklung."

Doch während dramatischer Mangel an Wasser, Verlust fruchtbaren Landes und anhaltende Trockenheit bislang vor allem unterentwickelte Länder wie etwa im Sahel getroffen hätten, seien zunehmend auch andere Regionen betroffen. Thiaw hatte bereits am Vortag die zunehmenden Dürren auch in Europa als "Weckruf für die Europäer" bezeichnet. "Kein Land ist immun gegen Dürre", betonte er.

Allein in diesem Jahr sind nach UN-Angaben nahezu 160 Millionen Kinder schwerer und anhaltender Dürre ausgesetzt, mehr als 2,3 Milliarden Menschen weltweit sind unzureichend mit Wasser versorgt. Bis zum Jahr 2040 könnte nach UN-Schätzungen jedes vierte Kind weltweit von Wassermangel betroffen sein.

Eine Entwarnung ist nicht in Sicht: Im Jahr 2050 könnten mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung von Dürre betroffen sein. Dem Bericht zufolge dürften dann zwischen 4,8 und 5,7 Milliarden Menschen in Gebieten leben, in denen mindestens für einen Monat im Jahr Wassermangel herrscht. Derzeit gilt das für 3,6 Milliarden Menschen.

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