Spiegel hier 01.05.2022 Von Kurt Stukenberg, Ressortleiter Wissenschaft
SPIEGEL-Klimabericht
Nun alarmieren gleich mehrere Berichte über katastrophale Entwicklungen in der ganzen Welt.
....dass sich neben den offenkundigen globalen Krisen – zuletzt war es Corona, jetzt ist es Putins Krieg in der Ukraine – im Hintergrund kontinuierlich mehrere ökologische Bedrohungen zuspitzen, ist bekannt. Doch man neigt dazu, das gelegentlich zu verdrängen.
Wie ein Weckruf wirkten in der Ballung die Nachrichten in dieser Woche:
Am Mittwoch haben die Vereinten Nationen einen neuen Bericht veröffentlicht, den »Global Land Outlook«
zum Zustand der Böden der Welt. Darin heißt es: 20 bis 40 Prozent der globalen Landflächen sind bereits geschädigt – wissenschaftlich spricht man dabei von »Landdegradation«, das System Boden verliert seine Funktion. Konkret heißt das häufig: Wälder werden zu Steppen, Wiesen zu Wüsten.Am Dienstag riefen die Behörden im Süden Kaliforniens einen Wassermangelnotstand aus und ordneten zum ersten Mal überhaupt eine Beschränkung für die Wassernutzung an. Grund ist die extreme Trockenheit.
Am Mittwoch erschien in der Zeitschrift »Nature« eine Studie zum Zustand der Reptilien auf der Welt. Ausgewertet wurden Daten aus der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN . 21 Prozent der erfassten 10.196 Reptilienarten sind demnach vom Aussterben bedroht.
In Asien sind derzeit mehr als eine Milliarde Menschen von extremer Hitze betroffen, die Temperaturen in Indien und Pakistan erreichen teils Werte nahe der 50-Grad-Marke. Indien sei ein »Hotspot des globalen Klimawandels«, sagte Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst dem SPIEGEL am Mittwoch
Am Donnerstag veröffentlichten die University of Maryland und die Organisation Global Forest Watch eine Aufstellung zu der Waldfläche, die 2021 durch Feuer verloren ging. Die mit Abstand größte Waldfläche verbrannte im vergangenen Jahr in Russland, mehr als 53.600 Quadratkilometer – eine Fläche größer als Niedersachsen. »Russland erlebte seine schlimmste Feuersaison aller Zeiten«, sagte die Wissenschaftlerin Elizabeth Goldman der »Washington Post« .
Während die Welt gebannt auf die Ukraine blickt, meldet sich die Natur zurück, so liest sich das. Ein Zufall ist das gleichzeitige Auftreten der Krisen aber nicht, schreibt meine Kollegin Viola Kiel in einem Überblick über den Zustand des Planeten: Alles hängt irgendwie mit allem zusammen. Umso wichtiger ist es, dass die akute Kriegskrise die permanente ökologische Krise nicht vollends aus der Aufmerksamkeit schiebt – oder gar zu Entscheidungen führt, die letztere verschlimmert.
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