Sonntag, 29. Mai 2022

Strom- und Ölpreise: Wir lassen uns von der Umwelt subventionieren

Bezug zu einem früheren Post, in dem sich die angegebenen Zahlen als recht unzureichend erwiesen haben: "Experte rechnet vor: Das müssten Benzin und Diesel tatsächlich kosten" hier 

 hier   aus RND von Ralf Volke, allerdings stammt der  Artikel von 21.01.2020, als diese Diskussion bereits einmal geführt wurde. Neuere Berechnungen habe ich bisher nicht gefunden.

Wir lassen uns von der Umwelt subventionieren

es scheint, als gäbe es im Bewusstsein vieler Verbraucher so etwas wie ein natürliches Recht, auf Kosten der Umwelt zu leben. Dabei werden die Konsequenzen unseres gegenwärtigen Handelns in der Zukunft sichtbar sein. Die Rohstoffe sind zu billig und der Ausstoß von CO₂ hat keinen nennenswerten Preis, analysiert unser Autor.

Kennen Sie den kleinen Aufdruck an manchen Zapfsäulen, auf denen die Preisgestaltung für einen Liter Benzin oder Diesel aufgeschlüsselt ist? Da ist nachzulesen, dass mehr als die Hälfte dessen, was der Autofahrer anschließend an der Kasse zu zahlen hat, im Beutel des Finanzministers landet.

Ohne diese künstliche Verteuerung, so die Botschaft, wäre der Sprit nicht einmal halb so teuer. Natürlich ärgert das viele Autofahrer. Denn eigentlich ist es ja nicht sonderlich fair, dass man für seinen Sprit mehr zahlen muss, als durch Ölförderung, Verarbeitung, Transport und Verkauf zu rechtfertigen wäre.

Oder hat diese Rechnung vielleicht einen Fehler?

Umweltschäden – nicht im Spritpreis enthalten

Ja, hat sie. Und zwar einen gewaltigen. Denn was im Spritpreis nicht enthalten ist, sind die massiven Folgeschäden, die durch die Verbrennung von Mineralölprodukten entstehen.


Der Tritt aufs Gaspedal macht die Luft (vor allem in den Städten) so schlecht, dass Menschen krank davon werden, er hat vor der Einführung des Katalysators zu saurem Regen und Schäden an den Wäldern geführt und er trägt ganz erheblich zum Klimawandel bei, der bekanntlich seinerseits böse Nebenwirkungen hat.

Zudem hat das Benzin, das in Ihren Tank fließt, bereits die Umwelt geschädigt, bevor Sie überhaupt einen Kilometer damit gefahren sind. Auch bei Förderung, Verarbeitung und Transport von Öl und Ölprodukten entstehen Umweltschäden – selbst dann, wenn keine Tanker oder Bohrinseln im Meer versinken oder Pipelines brechen (was gar nicht mal so selten vorkommt). Nichts von diesen Umweltschäden ist im Spritpreis enthalten.

Das alles gilt natürlich nicht nur für Produkte aus Erdöl, sondern für alle Rohstoffe, die die Menschheit irgendwo aus der Erde holt, weiterverarbeitet und verbraucht. Ernst Ulrich von Weizsäcker (damals Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie) sagte dazu bereits 1996: „Die Preise für Rohstoffe entsprechen einer Tresorknackermentalität.“

Es zählten, so führte der Physiker weiter aus, lediglich die Preise, die es koste, einen Tresor aufzubrechen – nicht der Inhalt an sich. „Aber irgendwann sind alle Tresore leer, was dann?“, fragte von Weizsäcker. Die Frage ist bis heute unbeantwortet.

Ein Liter Benzin für 2 bis 5 Euro?

Für das Klima besonders verheerend sind dabei alle Produkte, die wir aus fossilem Kohlenstoff herstellen – wie eben Benzin oder Diesel oder den Brennstoff für Kohlekraftwerke. Es gibt unterschiedliche Berechnungen, was ein Liter Benzin kosten müsste, wenn mit dem Preis auch alle Umwelt- und Gesundheitskosten abgebildet werden sollten.

Der amerikanische Klimawissenschaftler Drew T. Shindell kam 2015 zu dem Ergebnis, dass mindestens 90 Euro-Cent Umweltaufschlag pro Liter Benzin fällig wären, wenn man die Umweltkosten einbeziehen wollte. Der Erdgaspreis müsste sich demnach ungefähr verdoppeln.

Dabei sind Shindells Berechnungen eher zurückhaltend. Es gibt andere Studien, nach denen sogar 2 bis 3 Euro Umweltaufschlag auf einen Liter Benzin fällig wären, wollte man damit auch alle Umwelt- und Gesundheitsschäden bezahlen. Man mag sich einmal vorstellen, was passieren würde, wenn jemand solche Preise an der Zapfsäule durchzusetzen versuchte.

Natürliches Recht, auf Kosten der Umwelt zu leben?

Bei solchen Spritpreisen würden die Menschen sehr wahrscheinlich auf die Barrikaden gehen. In Frankreich haben Ende 2018 die sogenannten Gelbwesten einen regelrechten Volksaufstand ausgelöst – wegen gerade mal 10 Cent Umweltaufschlag auf einen Liter Benzin. Diesen Aufschlag hat die französische Regierung angesichts der massiven Proteste dann auch schnell wieder abgeschafft.

Zeitgleich herrschte bei der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz große Einigkeit, die fossilen Energien zurückzudrängen (was bekanntlich am besten über den Preis ginge). Im Bewusstsein vieler Verbraucher gibt es offensichtlich so etwas wie ein natürliches Recht, auf Kosten der Umwelt zu leben. Unsere Enkel und Urenkel werden das im Nachhinein vermutlich anders sehen.....

Rohstoffe sind zu billig

Billiger Kohlestrom? Der wird genau wie Atomstrom lange nach seinem Verbrauch immer teurer. So etwas bei den Stromkosten nicht miteinzubeziehen nennt man eine Kalkulation nach dem Milchmädchen-Prinzip.

Auch das gehört zur Ökonomie des Klimawandels. Wir pusten deshalb zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre, weil die Rohstoffe zu billig sind und der Ausstoß von CO₂ keinen nennenswerten Preis hat.

Der Autor Ralf Volke hat dieses Thema auch in seinem Buch „30 Jahre Dummheit: Warum wir unser Klima nicht retten“ ausführlicher beschrieben.


Verkehr  hier   auch dieser Artikel stammt von Sept.2020
Studie: Benzin müsste für Klimaziele 4 Euro pro Liter kosten

Der Verkehr zählt zu den Sorgenkindern der Klimakrise. Auch in Österreich verursacht dieser Sektor das meiste CO2 und es werden wohl noch länger Benzin- und Dieselautos auf den Straßen rollen. Eine Umfrage hatte kürzlich ergeben, dass viele Österreicher bei der Anschaffung eines Neuwagens derzeit auf Diesel setzen würden und nur einige auf E-Autos.

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