Süddeutsche Zeitung hier 17. Mai 2022,Von Björn Finke, Brüssel
Klimapolitik
Das Europaparlament will den geplanten Klimazoll der EU verschärfen: Am Dienstag stimmte der Umweltausschuss des Parlaments mit 49 zu 33 Stimmen dafür, das sogenannte Kohlendioxid-Grenzausgleichssystem früher einzuführen und für mehr Produkte gelten zu lassen.
Wenn das Plenum im Juni diese Position bestätigt hat, können die Verhandlungen zwischen Parlament und Ministerrat, dem Gremium der Mitgliedstaaten, über das brisante Gesetz beginnen. Das System, das in Brüssel vor allem unter seiner englischen Abkürzung CBAM firmiert, soll Europas Industrie vor Billigimporten aus Ländern schützen, in denen laxere Klimaschutz-Standards gelten.Der Gesetzentwurf der Kommission sah vor, das System zunächst nur für Zement, Aluminium, Dünger, Eisen und Stahl sowie Elektrizität einzuführen. Die Abgeordneten ergänzten die Liste um Wasserstoff, Plastik und organische Chemieprodukte. Dieser Mechanismus soll das bewährte Emissionshandelssystem ergänzen: In der EU müssen Kraftwerke und viele Industriebetriebe schon seit 2005 Kohlendioxid-Zertifikate vorweisen können, wenn sie Klimagase in die Atmosphäre blasen. Mit diesen Verschmutzungsrechten darf man handeln; Konzerne, denen die Verringerung des CO₂-Ausstoßes einfacher fällt, können überschüssige Zertifikate verkaufen. Damit werden die Emissionen auf die günstigste und wirtschaftlichste Art verringert.
Doch wegen der strengen Klimaschutzziele reduziert die Kommission die Zahl der Verschmutzungsrechte. Deren Preise steigen - und damit die Kosten der hiesigen Industrie sowie die Gefahr, dass die Hersteller nicht mit billigeren Importen mithalten können oder ihre Werke aus der EU wegverlagern. Der CBAM soll dem entgegenwirken. Er verlangt von Importeuren, ebenfalls Kohlendioxid-Zertifikate für ihre Einfuhren zu kaufen und so faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
....Eine andere Änderung der Abgeordneten betrifft die freie Zuteilung von Emissionsrechten: Bisher erhalten Europas Industriebetriebe eine bestimmte Menge kostenloser CO₂-Zertifikate, um besser im Wettbewerb mit Rivalen aus Ländern ohne Emissionshandelssystem bestehen zu können. Diese Geschenke sollen auslaufen, wenn CBAM in Kraft tritt, um einen doppelten Schutz zu verhindern. Die Kommission wollte die kostenlosen Verschmutzungsrechte bis 2036 schrittweise abschaffen, der Umweltausschuss stimmte nun für 2030 als Enddatum......
210 Milliarden Euro für mehr Unabhängigkeit
Die EU-Kommission stellt ehrgeizige Pläne vor, wie Europa auf Öl, Gas und Kohle aus Russland verzichten kann. So sollen alle Neubauten Solardächer bekommen. Nötig sind gewaltige Investitionen.
Von Björn Finke, Brüssel hier
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