Die niedrigen Umweltsteuern haben auch die Abhängigkeit von vermeintlich billigen fossilen Rohstoffen verstärkt. Investitionen in die Energiewende und damit mehr Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffimporten wurden auf die lange Bank geschoben. Die große Synergie von energiepolitischer Widerstandsfähigkeit und wirksamem Klimaschutz war nicht hoch genug auf dem politischen Radar – mit heute schwerwiegenden Folgen.

Und der Emissionshandel? Bezieht man andere ökonomische Instrumente – insbesondere den europäischen Emissionshandel für Kraftwerke und Industrie, den nationalen Emissionshandel für Gebäude und Verkehr und die Lkw-Maut – in die Betrachtung mit ein, zeigt sich: Diese Instrumente wirken dem Rückgang der Umweltsteuereinnahmen tatsächlich entgegen. Ihre Einnahmen werden über die kommenden Jahre wachsen. Parallel dazu sinken aber auch die Energiesteuereinnahmen weiter, weil der Verbrauch fossiler Kraft- und Heizstoffe absehbar zurückgeht. Auch unter Einbezug dieser neuen umweltökonomischen Instrumente gibt es also keine Trendwende bei den Einnahmen. Der Gesamtbeitrag zur Finanzierung unseres Gemeinwesens liegt heute mit 6,8 Prozent deutlich niedriger als 2003 (9,5 Prozent).

Wie stark sollte unser Umweltverbrauch nun besteuert werden?
Vor einigen Jahren empfahl die EU-Kommission den Mitgliedsstaaten einen Umweltsteueranteil von zehn Prozent.
Statt eines pauschalen Anteils ist das bewährte Verursacherprinzip die bessere Herangehensweise: Diejenigen sollen für die Schäden aufkommen, die sie verursachen. 

Die Logik dahinter: Wer für seine Schäden aufkommen muss, wird versuchen, sie weitestgehend zu vermeiden. Eine kürzlich veröffentlichte Studie fasst das in Zahlen: Jährlich verursachen Treibhausgase und die Verschmutzung von Luft- und Wasser mehr als 500 Milliarden Euro an Gesundheits- und Umweltschäden allein in Deutschland. Kommen wir als Gesellschaft dafür auf? Nein. Unsere Umweltabgaben entsprechen weniger als 20 Prozent der Schäden, mehr als 80 Prozent hinterlassen wir den nachfolgenden Generationen. Mit der Verschärfung der weltweiten Klima- und Biodiversitätskrisen werden die Schadenkosten ansteigen, wenn das Ruder nicht umgelenkt wird.

Preise müssen die ökologische Wahrheit sagen

Wie entwickeln wir die Regeln also für eine sozial-ökologische Marktwirtschaft weiter und beginnen das Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen? Preise müssen annähernd die ökologische Wahrheit sagen, damit Unternehmen Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln, die Umwelt- und Gesundheitsschäden reduzieren, statt sie zu erhöhen. Dieser Kurs erfordert eine neue ökologische Finanzpolitik, die den Wandel unterstützt und nicht konterkariert.

Ökonomische Instrumente, wie Steuern, Mautsysteme, CO₂-Preise und der Abbau umweltschädlicher Subventionen, können dabei eine zentrale Rolle einnehmen. Sie tragen dazu bei, dass ökologischere Produkte Wettbewerbsvorteile gegenüber umweltschädlichen Alternativen bekommen. Gleichzeitig finanzieren die Einnahmen aus diesen Instrumenten die dringend benötigten Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur, Dekarbonisierungsprogramme und den Übergang zur Kreislaufwirtschaft mit.

Damit das Verursacherprinzip wirken kann, müssen Instrumente wie die CO₂-Bepreisung und die Energie- und Stromsteuern weiterentwickelt werden.
Die Mehrwertsteuer sollte nicht länger den Verkauf umweltschädlicher Produkte durch den ermäßigten Satz fördern, während für umweltfreundliche Produkte der volle Mehrwertsteuersatz anfällt. 

Neue Instrumente, wie die Pkw-Maut, eine Stickstoffüberschussabgabe in der Landwirtschaft und Steuern auf Primärrohstoffe, sind sinnvoll, um rasch eine wirklich nachhaltige Wirtschaftsweise zu erreichen.
All diese Instrumente müssen sozialpolitisch begleitet werden, damit nicht die Menschen mit niedrigen Einkommen und geringem Umweltverbrauch die Lasten tragen, sondern diejenigen, die die Schäden an Umwelt und Klima verursachen.

Eine aufkommensneutrale Steuerreform kann dafür Sorge tragen, dass wir Umweltschäden reduzieren und gleichzeitig Menschen mit niedrigen Einkommen gezielt unterstützen.

Zu einer ökologischen Finanzpolitik gehört auch der Abbau des Bergs an umweltschädlichen Subventionen. Dieser stieg zuletzt laut Umweltbundesamt auf über 65 Milliarden Euro jährlich an.
Das konterkariert alle Investitionen in Klimaschutz.
Durch die Entlastungspakete wird er dieses Jahr um etliche Milliarden anwachsen.

Wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit gemeinsam voranzubringen ist möglich, wenn auf der Brücke Einigkeit über die Richtung herrscht.