Weil die
Luft zu schmutzig ist, droht der Stadt der Verlust des Prädikats
Kneippheilbad, mit dem sie wirbt. Neueste Messungen während der
Landesgartenschau zeigten, dass durch die teilweise Sperrung der
Altstadt für den Verkehr die geforderte Luftqualität erreicht werden
könnte.
Nun plädiert Baubürgermeister Thomas Kölschbach dafür, die Autos
aus der Innenstadt zu verbannen und individuelle Heizöfen durch ein
Nahwärmenetz zu ersetzen.
Stadt hat einen Plan für bessere Luft
Saubere Luft ist eine der zentralen Voraussetzungen: Nur mit einer bestimmten Luftqualität darf Überlingen mit dem Prädikat Kneippheilbad für sich werben.
Die Voraussetzungen für die Verleihung sind vom Heilbäderverband definiert worden und in einem Landesgesetz verankert.
Über die Einhaltung der Luftqualität wacht der Deutsche Wetterdienst (DWD). Ginge es nach einer Messreihe, die der DWD zwischen Juli 2013 und Juli 2014 vorgenommen hat, müsste der Stadt das Prädikat aberkannt werden. Es gab eine Schonfrist, und schon damals wurden Vorschläge zur Luftreinhaltung unterbreitet, die teilweise umgesetzt wurden, wie eine Verlagerung des Omnibusbahnhofs zum ZOB, die Einführung einer Tempo-20-Zone in der Altstadt, oder die Schließung von Kurzzeitparkplätzen. Das genügte aber nicht: Eine Kontrollanalyse fünf Jahre später erbrachte das gleiche Fazit, wonach die Luftqualität die Ansprüche an ein Kneippheilbad nicht erfülle.
In einer weiteren Übergangsfrist, bevor eine Aberkennung des Prädikats drohte, beauftragte der Gemeinderat die Stadt zu einer weiteren Messreihe. Ein Zwischenergebnis für die Zeit von April bis Oktober 2021 liegt nun vor, genau für den Zeitraum, in dem die Innenstadt während der Landesgartenschau teils gesperrt war. Daraus sollte die Frage beantwortet werden: Würde es substanziell etwas bringen, wenn man die Autos vor den Toren der Altstadt ließe? Die Messreihe läuft noch, ein positives Zwischenergebnis lässt sich aber ziehen. Ja, so die Aussage des Deutschen Wetterdienstes, die Luftqualität entsprach während der LGS den Erwartungen an ein Kneippheilbad.
Baubürgermeister Thomas Kölschbach sieht sich auf dem richtigen Weg, was die angestrebte Verkehrsberuhigung betrifft. „Weniger Verkehr ist auf jeden Fall besser für die Luftqualität und somit auch für die Aufenthaltsqualität.“ Günstig wirke sich laut der Messergebnisse zudem der Betrieb eines Nahwärmenetzes im Altstadtbereich aus. „Insbesondere in der Heizperiode könnten so Emissionen reduziert werden.“ ...
Auch Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilfe, der die Luftqualität immer wieder kritisierte, erkennt an: „Die neue Messreihe zeigt, wie wirkungsvoll es ist, die Autos aus der Kernstadt so weit es geht herauszuhalten, Straßenzüge und Bereiche, abgesehen vom Anliegerverkehr, zu sperren und insgesamt stärker auf Fußgänger- und Fahrradverkehre zu setzen.“ Resch, der mit seiner Familie in Überlingen lebt, würde es nicht bei einer Betrachtung der Schmutzquellen belassen, sondern auch die Luftreinigung aktiver angehen: „Überlingen muss auch seine grünen Lungen erhalten und pflegen. Eine klare Entscheidung für die Erhaltung des Rauensteinparks ist dabei eine der vordringlichsten Aufgaben.“
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