Montag, 25. Oktober 2021

"Schluss mit den gigantischen Subventionen für Kohle, Öl und Gas"

 Die Zeit  hier Eine Kolumne von 

Fratzschers Verteilungsfragen / Fossile Energieträger

Marcel Fratzscher
Die Soziale Marktwirtschaft funktioniert nicht mehr: Zwei Mal im Monat schreibt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, über die zunehmende Ungleichheit.

Die ökologische Transformation ist weniger teuer, als viele annehmen. Es wären ausreichend Finanzmittel vorhanden, wenn die Preise für fossile Energieträger stiegen.          
   

...Eine andere Wahrheit ist jedoch, dass die Regierungen in der Welt jedes Jahr Subventionen für fossile Energieträger – also Kohle, Öl und Gas – in Höhe von 5,9 Billionen US-Dollar oder 6,8 Prozent der jährlichen weltweiten Wirtschaftsleistung an Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten zahlen. Diese gigantischen Subventionen für fossile Energien sind eine der größten Hürden zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens, also für die Umsetzung der ökologischen Transformation..

....Die Subventionen für fossile Energieträger in Deutschland sind laut IWF bezogen auf die Wirtschaftsleistung mit 1,9 Prozent – das entspricht 70 Milliarden Euro pro Jahr – noch immer sehr hoch. Allein der Preis für Kohle müsste in Deutschland viermal höher sein, als er derzeit ist. Man kann sich vorstellen, was ein fairer Preis für Kohle bedeuten würde: Diskussionen über einen "vorzeitigen" Kohleausstieg vor 2038 würden sich von selbst erledigen und die gigantischen Subventionen von 40 Milliarden Euro für den Kohleausstieg könnte sich der Staat, und damit die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, sparen. 

....70 Milliarden Euro weniger an Subventionen und zusätzlich jedes Jahr mehr Einnahmen durch eine faire Besteuerung fossiler Energieträger würden auf einen Schlag alle Sorgen der künftigen Bundesregierung über die Finanzierung der ökologischen Transformation lösen. Denn schon die 70 Milliarden entsprechen laut wissenschaftlicher Schätzungen den Kosten für diese Transformation. Kein Kampf mehr um Steuererhöhungen und Schuldenbremse. Die ökologische Transformation ist also weniger teuer, als es viele wahrnehmen: Es wären ausreichend Finanzmittel vorhanden, wenn fossile Energieträger über ihren Preis den Schaden kompensieren würden, den sie verursachen. ....

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