Süddeutsche Zeitung hier von Roland Preuß, Berlin, Auszüge in blau
Das Umweltbundesamt mahnt den Abbau von Vergünstigungen an, die Klima und Natur schaden - und liefert damit eine Vorlage für die Ampel-Verhandler.
Das Umweltbundesamt (UBA) fordert den Abbau umwelt- und klimaschädlicher Subventionen in Milliardenhöhe. Damit könnte der Staat Mehreinnahmen erzielen und zugleich den Wandel hin zur Klimaneutralität beschleunigen, so die Botschaft einer Studie, welche die Behörde am Donnerstag vorstellte. "Es ist paradox, wenn der Staat mit vielen Milliarden den Klimaschutz fördert und gleichzeitig klimaschädliche Produktions- und Verhaltensweisen subventioniert", sagte der Präsident des UBA, Dirk Messner.
Die Studie beziffert die umweltschädlichen Subventionen im Jahr 2018 auf geschätzte 65,4 Milliarden Euro, unter ihnen die Pendlerpauschale (sechs Milliarden Euro), die Steuerbefreiung für Flugbenzin (8,4 Milliarden) oder staatliches Geld für Regionalflughäfen (mindestens 40 Millionen). Als gewichtige Posten nennt das Papier auch die Steuer auf Diesel, die im Vergleich zu Benzin niedriger ausfällt (8,2 Milliarden), die Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge (vier Milliarden) sowie den günstigeren Mehrwertsteuersatz für tierische Produkte, also etwa Fleisch oder Butter (5,2 Milliarden). Tatsächlich aber sei die Summe noch höher, weil vor allem Vergünstigungen des Bundes berücksichtigt seien, also einige von Ländern und Kommunen fehlen - und sich andere gar nicht seriös in Zahlen fassen ließen.
Gegen die Subventionen führt die Behörde, die dem Umweltministerium unterstellt ist, einige gewichtige Argumente ins Feld. So bremse der Staat mit einer solchen Förderung umweltfreundliche Produkte aus, da diese so schwerer umweltschädliche Konkurrenzangebote ersetzen könnten. Mitunter müsse der Staat sogar beides fördern, um einen Ausgleich zu erzielen. "Ein Beispiel dafür ist das unsinnige Nebeneinander von Dieselprivileg für Verbrenner und Kaufprämien für Elektroautos", sagte Messner. Es entstehen also gleich doppelt Kosten für die Allgemeinheit.
Die Subventionen entlasten laut der Studie zudem ausgerechnet den Verursacher von Umweltschäden, seien also "ungerecht", behindern die Entwicklung grüner Zukunftsmärkte und begünstigen vor allem Unternehmen und Leute mit hohem Einkommen. Ein Beispiel ist das sogenannte Dienstwagenprivileg, das vielen Führungskräften eine steuervergünstigte Karosse beschert, unter Lärm und Schadstoffen des Autoverkehrs aber leiden vor allem Menschen, die an viel befahrenen Straßen wohnen, also oft Leute mit niedrigerem Einkommen.
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