Mittwoch, 13. Oktober 2021

Land plant großen Wurf beim öffentlichen Nahverkehr

Südkurier   VON MICHAEL SCHWARZ  hier

Das Land will die Zahl der Fahrgäste im Öffentlichen Personennahverkehr verdoppeln – bis 2030 im Vergleich zu den Zahlen von 2010. „Das ist das Minimum, was wir schaffen müssen“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gestern in Stuttgart.

Zuvor hatte das Kabinett die ÖPNV-Strategie auf den Weg gebracht, auf die sich Grüne und CDU bereits im Koalitionsvertrag geeinigt hatten. Hermann erklärte jedoch auch, der Weg hin zu diesem Ziel sei steinig. Schließlich habe sich die Zahl der Autos im Südwesten in den vergangenen drei Jahren um eine halbe Million Fahrzeuge erhöht. „Das ist für eine echte Verkehrswende ein Problem“, so der Grünen-Politiker. Vor allem in den Städten werde es immer enger. Zudem bräuchten auch Elektroautos Parkplätze. Ein weiteres Problem sei, dass in der Corona-Zeit viele Menschen aus Angst vor Ansteckungen wieder vom ÖPNV auf das Auto umgestiegen seien.

Das Land will laut Hermann trotzdem an dem Ziele der Verdopplung der Fahrgastzahlen festhalten – schon alleine deswegen, um Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral zu machen. Insgesamt umfasst die ÖPNV-Strategie des Landes mehr als 130 Maßnahmen. Ein zentrales Element ist die von Grünen und CDU im Koalitionsvertrag vereinbarte Mobilitätsgarantie. Dies sieht vor, dass zwischen 5 und 24 Uhr überall im Südwesten ein verlässliches ÖPNV-Angebot vorhanden ist. Das Ziel sei, dass Busse und Bahnen in Ballungsräumen im Land mindestens alle 15 Minuten fahren, im ländlichen Raum alle 30 Minuten.

Bei der Mobilitätsgarantie geht das Land im Endausbau von Kosten in Höhe von etwa 600 Millionen Euro aus. Da Kommunen für Busse und Stadtbahnen zuständig sind, sei man auf deren Unterstützung angewiesen, so Hermann. Das Land stellt sich zudem vor, dass die Kommunen und Kreise über den neuen Mobilitätspass – in Form einer Nahverkehrsabgabe oder City-Maut – Mittel einnehmen, die dann wiederum in den ÖPNV investiert werden. Auch bei den Tarifen soll es Neuerungen geben. So soll ein Ticket eingeführt werden, mit dem Schüler, Studenten und Auszubildende zum Preis von 365 Euro ein Jahr lang überall in Baden-Württemberg den ÖPNV nutzen können. Das Ticket soll es ab Mitte kommenden Jahres geben – und das Land langfristig 100 Millionen Euro jährlich kosten.


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