Mittwoch, 27. Oktober 2021

In der Schwäbischen Zeitung erschien ein Leserbrief unter der Überschrift
„Altdorfer Wald hat keine Lobby“
Zum Bericht „Gigantischer Windpark für Oberschwaben“ (SZ vom 22. Oktober)

Meine Meinung: Die Diskussion um Windkraft wird hart geführt, insbesondere im Altdorfer Wald. Das erstaunt niemanden, denn natürlich ist jeder Wald und jeder Boden grundsätzlich schützenswert. Und dennoch: Wir haben den Klimawandel, der noch sehr viel mehr Potential zur Zerstörung in sich trägt als die Windkraft- wo kann dem denn entgegengewirkt werden? Was ist verträglich? Und vor allem: wie schnell kann das umgesetzt werden? Ich glaube, da muss jeder tatsächlich ganz schön hart mit sich selbst ringen, wenn er will, dass das Beste erreicht werden kann. Wir durchlaufen entscheidende Jahre und die ablaufende Zeit stellt uns vor riesige Herausforderungen und Umdenkprozesse. Polemik ist da einfach fehl am Platz - auf allen Seiten.

Was wollen wir unserem Altdorfer Wald, das größte zusammenhängende Waldstück Oberschwabens, unserem wertvollsten Trinkwasserspeicher in der Region, unserem Naturkleinod noch alles antun. Es reicht wohl nicht, dass wir unseren Trinkwasserspeicher durch Kiesabbau gefährden. Nun sollen 1370 Hektar der insgesamt 8200 Hektar Waldfläche für 90 gigantische Windkraftanlagen, die eine Nabenhöhe von 180 Meter, also höher als das Ulmer Münster, haben, geopfert werden.

Es wird im Artikel behauptet, Windkraft sei für den Wald weniger belastend, weil kein Boden abgetragen wird. Dies ist eine unglaubliche Falschaussage und Irreführung der Bürger. Windkraftanlagen von dieser Größe brauchen Betonfundamente von der Größe eines Fußballfeldes, damit sie überhaupt stehen können. Dafür müssen riesige Flächen gerodet und betoniert werden. Es kommt zwar dann eine dünne Erdschicht darüber, auf der dann ein paar niedere Gewächse wachsen, aber der Boden und seine Filterkraft sind für immer zerstört! Und um diese Windkraftanlagen zu bauen und zu warten, müssen Schneisen mit breiten Fahrwegen von der Breite einer Bundesstraße in den Wald geschlagen werden, damit die Lkw die gigantischen Rotorblätter von bis zu 80 Meter Länge an Ort und Stelle transportieren können.

Baden-Württemberg ist nun mal kein Windkraftland. Wir haben mehr Sonne und mehr Flüsse als in den übrigen Bundesländern. Daher muss bei uns die Wasserkraft und die Solarenergie ausgebaut werden. Nur weil es jetzt die Technik möglich macht, aus einem lauen Lüftchen in größter Höhe Energie zu gewinnen, können wir nicht Wälder auf unseren Höhenrücken abholzen. Eine fundamentalistische Ideologie einer Umweltpartei, die in Baden-Württemberg von zwei Dritteln der Einwohner und in ganz Deutschland von 85 Prozent nicht gewählt wurde, zwingt uns nun eine unsinnige Windkraftpolitik auf, nur mit dem Ziel, 1000 Windkraftanlagen zu bauen, egal ob hier ein Wind weht oder nicht. Der Wald hat hierbei keine Lobby! Die Energiewende hat unbestritten allergrößte Dringlichkeit, aber bitte mit den Ressourcen, die vor Ort sind, also Sonne und Wasserkraft. Politische Ideologie und Profit der Investoren, die hierbei staatlich gefördert werden, haben hier nichts zu suchen.

Dr. Frank Kirchner, Vogt


und nun die Überlegungen  von einer Klimaaktivistin dazu

Als Studentin von Energie- und Umwelttechnik kann ich zu den Fakten beitragen, dass auch die Nutzung von Wasserkraft und Sonnenenergie (in Form von Solarparks), problematisch ist und nicht weniger Gegner hervor bringt, als Windkraft im Altdorfer Wald.

(Fast) alle Arten der Energieerzeugung greifen in die Natur ein.

Neue Wasserkraftwerke sind wegen Umweltauflagen in Deutschland nahezu unmöglich.

Die Stadt Wangen hat deshalb zum Beispiel alte Kraftwerke modernisiert und wieder in Betrieb genommen, was ein super Schritt in die richtige Richtung ist, aber für eine Landesweite Energiewende nur ein winziger Schritt.

Ob andere Windkraft Standorte Umweltverträglicher sind als im Altdorfer Wald, kann ich nicht beurteilen, dafür habe ich nicht genügend Informationen.

Mir wäre aber wichtig, Alternativen zu diskutieren, statt nur zu sagen "hier nicht". 

Denn irgendwo muss die Energie am Ende erzeugt werden, auch wenn es erneuerbare Energie ist.

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