Donnerstag, 21. Oktober 2021

Neuer Fahrplan verschlechtert Angebot auf der Bodenseegürtelbahn – was das für Pendler und Reisende bedeutet

 Südkurier hier

Nach der Elektrifizierung der Südbahn folgt das, was für den Abschnitt von Friedrichshafen nach Radolfzell schon lange befürchtet wurde: Es gibt Verschlechterungen im Angebot auf der Schiene. Am Donnerstag wird der neue Fahrplan vorgestellt. „Verlierer“ seien vor allem die Pendler im westlichen Bodenseekreis, kritisiert Bundestagsabgeordneter Volker Mayer-Lay. Im Osten, Richtung Lindau und weiter Richtung München, gibt es Verbesserungen.

Bild oben: Bahnhof Salem 

 Berufspendler zählen zu den Verlierern

....So groß die Vorteile der strombetriebenen Trasse zwischen Friedrichshafen und Ulm auch sind, produzieren sie im Fahrplan nun jedoch Nachteile auf der Strecke Friedrichshafen–Radolfzell. Dieser Abschnitt wird als „Dieselloch“ bezeichnet. Eine Bezeichnung, die mit dem neuen Fahrplan besondere Bedeutung erhält.

Am heutigen Donnerstag findet auf Einladung der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) eine Fahrplankonferenz statt. Hier stellt die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg die neuen, ab 12. Dezember geltenden Fahrpläne, vor. Auf www.bahn.de kann man bereits einen Blick reinwerfen. Er zeigt auf, dass die Bahn ab dem 12. Dezember vor allem im westlichen Bodenseekreis von der Dichte ihres Angebots abweichen würde, unglücklicherweise genau in der Zeit, die viele Pendler betrifft (siehe die Beispiele im Infokasten).

Punkt fünf im Infokasten wirft eine Verständnisfrage auf: Es gäbe zwar noch einen Zug, der Uhldingen um 6.25 Uhr verlässt, der aber nur bis Überlingen-Therme fährt, dort längere Zeit Station macht, bevor er wieder in Richtung Friedrichshafen zurückfährt. Gleichzeitig bleibt in umgekehrter Richtung, in Radolfzell, förmlich ein Zug im Bahnhof stecken, fährt also erst später nach Friedrichshafen zurück. Es stellt sich deshalb die Frage, warum diese beiden Züge nicht kreuzen und die jeweils gegenläufige Richtung bedienen?

Eine mögliche Erklärung könnte es sein, dass die beiden Fahrzeugtypen, die in den Bahnhöfen Radolfzell und Überlingen-Therme parken, nicht zueinander passen, also nicht einfach kreuzen können. Eine weitere mögliche Erklärung: Das Land bestellt (und bezahlt) nicht genügend Züge und Lokführer, sodass die Fahrpläne zwischen Südbahn, Seehaas, Gäubahn und Schwarzwaldbahn nicht günstig aufeinander abgestimmt werden können. Hier kämen das Land und der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann ins Spiel. Der frisch gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete Volker Mayer-Lay aus Überlingen zeigte nach einem Blick in den Fahrplan die Defizite auf. Was er schlaglichtartig formuliert, klingt alles andere als nach Klima- und Verkehrswende. Mayer-Lay: „Lange Angebotslücken in der morgendlichen Hauptverkehrszeit, besonders in und aus Richtung Radolfzell. Lange Wartezeiten für Umsteiger von/zur Schwarzwaldbahn in Radolfzell. Deutlich verlängerte Reisezeiten ab Radolfzell und Überlingen nach Ulm. Deutlich verlängerte Reisezeiten von den reinen Regionalbahn-Halten über Ulm hinaus zum Fernverkehr.“

Weiter beklagt Mayer-Lay, dass tagsüber keine schnellen Verbindungen mehr von den Regionalbahn-Halten nach Lindau angeboten würden. Es gebe zwar Verbesserungen zwischen Lindau, Vorarlberg und dem Allgäu. „Davon profitiert der westliche Landkreis aber nicht.“.......

..... In dieser Woche wollten wir von Mayer-Lay wissen, ob Hermann reagierte..... Wie er dem Fahrplan entnimmt, muss das Land die Finanzierung für die meisten Züge allerdings gesichert haben. Denn bis auf eine Ausnahme, eine Abend-Verbindung um 21.57 Uhr ab Friedrichshafen nach Überlingen und um 23.20 Uhr in umgekehrter Richtung, seien alle mit Vorbehalt versehenen Verbindungen bestellt worden. Was die doch gestrichenen Linien betrifft, meint Mayer-Lay: „Diese und andere Lücken am Abend sind besonders im touristischen Bodenseeraum sehr unglücklich und müssen noch geschlossen werden.“

.....Kurzfristig könnten zusätzliche Züge Abhilfe schaffen. Mittelfristig verspricht sich Mayer-Lay Verbesserungen durch kleinere Verbesserungen an der Infrastruktur, bis hin zu einem teilweise zweigleisigen Ausbau. Langfristig hängt die Überlebensfähigkeit der Bodenseegürtelbahn davon ab, ob sie aus dem Dieselloch befreit und ans Stromnetz angeschlossen wird. Bereits im Wahlkampf sagte Mayer-Lay hier seine Unterstützung zu.

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