Donnerstag, 6. März 2025

"Deutschland Krisenfest" wäre auch nicht schlecht

 hier Handelsblatt   Artikel von Stratmann, Klaus • 5.3.25

Klimaneutralität: Grüne Industrie könnte Deutschland künftig vor Krisen schützen

Der klimagerechte Umbau energieintensiver Branchen ist teuer. Nach einer Studie des Wuppertal Instituts zahlen sich die Investitionen aber nicht nur im Kampf gegen die Erderwärmung aus.


Die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität kann Deutschland dabei helfen, widerstandsfähiger gegenüber Verwerfungen im Welthandel zu werden. Zugleich kann sie dazu beitragen, Wertschöpfung im Land zu halten und Jobs zu sichern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Wuppertal Institut für den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erarbeitet hat.

In der Studie, die dem Handelsblatt vorliegt, heißt es, durch den Erhalt einer wesentlichen industriellen Basis als Ergänzung zur Dienstleistungsökonomie könnten zukünftig „Arbeitsplätze in traditionellen Industrieregionen erhalten bleiben und die Resilienz der deutschen Wirtschaft gestärkt werden“.

Eine entscheidende Rolle messen die Studienautoren der Politik bei. Sie müsse „stabile und förderliche Rahmenbedingungen“ setzen, um „die erheblichen Investitionen in klimaneutrale Produktionsanlagen und Infrastrukturen für Unternehmen wirtschaftlich ausreichend attraktiv“ zu gestalten.

Die Industrie steht für rund ein Viertel der gesamten Treibhausgasemissionen in Deutschland und für rund 20 Prozent der Bruttowertschöpfung. Sieben Millionen Menschen und damit rund ein Sechstel aller Erwerbstätigen sind in der Industrie beschäftigt. Der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung ist in Deutschland deutlich höher als in anderen EU-Ländern.

Entsprechend hoch ist der Veränderungsdruck. Insbesondere energieintensive Industriebranchen wie Stahl, Chemie, Glas, Baustoffe oder Papier werden in den kommenden Jahren Milliardensummen investieren müssen, um auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045 voranzukommen. Die Unternehmen dieser Branchen stehen für hohe CO2-Emissionen, zugleich leiden sie unter dem hohen Energiepreisniveau in Deutschland.

Ein Schlüssel zur Transformation ist der Umstieg von Kohle, Öl oder Gas auf strombetriebene Prozesse. Der Studie des Wuppertal Instituts zufolge können bis 2045 rund zwei Drittel des Endenergiebedarfs der Industrie durch Strom gedeckt werden. Im Moment liegt der Anteil noch bei 30 Prozent. Ein großer Teil des restlichen Energiebedarfs kann 2045 durch klimaneutralen Wasserstoff gedeckt werden.

Zu den Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen Transformation gehört es demnach laut Wuppertal Institut, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung „dynamisch voranzubringen“ und den Ausbau der Strom- und Wasserstoff-Infrastruktur europäisch zu koordinieren.

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