Donnerstag, 6. März 2025

Studie zeigt die größten Schmutzfinken

Das Thema drängt schon lange an die Oberfläche. Mittel der Wahl sind dazu meist Klimaklagen.

  • in New York  hier gibt es seit Dezember 2024 ein neues Gesetz: In den kommenden 25 Jahren sollen große Öl- und Gasfirmen insgesamt 75 Milliarden US-Dollar (rund 72 Milliarden Euro) in einen neuen Fonds zahlen
  • auch in Kalifornien gibt es dieses Gesetz schon hier
  • in den Niederlanden kämpft die Organisation Milieudefensie gegen den Großkonzern Schell. Nach einem unglaublichen Sieg ruderte das Berufungsgericht zurück hier - doch Milieudefensie gibt nicht auf und geht eine Instanz weiter hier
  • auch die Deutsche Umwelthilfe hat Klagen eingereicht gegen Tui und Shell (s.o.) und gegen die Bohrungen vor Borkum durch One-Dyas  hier

hier  FOCUS online  Artikel von Stefanie Haas • 5.3.35

Das Unternehmen, das im Alleingang so viel CO2 verbraucht wie Deutschland

656 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente: So viel stieß Deutschland im vergangenen Jahr aus, ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Schlappe 100 Millionen Tonnen darunter: ExxonMobil, einer der größten Mineralölkonzerne der Welt. 

Ein ganzer Staat, inklusive eines teilweise auf Klimapolitik ausgerichteten Staatsapparates, stößt nur wenig mehr Emissionen aus als das Unternehmen, das seit fast 50 Jahren von der Existenz des Klimawandels weiß? Diese Erkenntnis stammt aus einem neuen Bericht - und sie ist bei weitem nicht die einzige.

Hälfte klimschädlicher Emissionen von nur 36 Unternehmen

Es ist eine schonungslose Darstellung, die sich im neuen "Carbon Majors"-Bericht offenbart: Der Report, der jährlich vom Thinktank "InfluenceMap" zusammengestellt wird, analysiert den Einfluss von Unternehmen auf die Klimakrise. 

Das zentrale Ergebnis des Berichts: 36 Öl- und Gaskonzerne, die ihr Geld hauptsächlich durch den Verkauf fossiler Brennstoffe verdienen, sind verantwortlich für mehr als 20 Milliarden Tonnen CO2, die im Jahr 2023 ausgestoßen wurden. Darüber berichtete unter anderem der britische "Guardian".


Die Liste der Übeltäter

Die Autorinnen und Autoren des Berichts unterscheiden in ihrer Analyse zwischen privaten und staatlich geführten Unternehmen. Die größten Emittenten im Privatsektor sieht wie folgt aus:


Bei den staatlichen Unternehmen sind die Emissionen sogar noch höher: 



Fast 90 Prozent durch Verbrennung bei Endkunden

Diese Mengen stehen in Konflikt mit unseren Klimazielen: Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen wir bis spätestens 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen - doch so, wie derzeit weiterhin CO2 und andere klimaschädliche Gase wie Methan emittiert werden, ist dies selbst mit massiven Einsparungen nicht zu erreichen. Deshalb wird in der Politik auch über andere Maßnahmen, wie das Abfangen von CO2 aus der Atmosphäre, debattiert. 

Ein wichtiger Hebel ist dabei auch die Marktmacht großer Konzerne: So sind laut Bericht fast 90 Prozent der Emissionen dieser Unternehmen nicht das Resultat eigener Verbrennung, sondern entlang der Wertschöpfungskette. Heißt: Der Verkauf fossiler Brennstoffe und ihre Verbrennung ist es, was den Löwenanteil dieser Menge verursacht. 


Marktmacht der Unternehmen

In Schutz nehmen braucht man Aramco, ExxonMobil & Co. dennoch nicht: Saudi-Arabien beispielsweise hat nicht nur sehr viel Geld mit dem Verkauf klimaschädlicher Gase gemacht, sondern blockiert auf internationaler Ebene auch den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen in jeglicher Form erfolgreich - zuletzt auf der Weltklimakonferenz in Azerbaijan im November. 

BP wiederum hat sich erst wenige Tage zuvor von seinen Netto-Null-Zielen verabschiedet und streicht das Budget für klimafreundliche Investitionen zusammen. Unternehmenschef Auchincloss begründete dies mit einem Fokus darauf, den Marktwert des Konzerns zu steigern. 



Spiegel  hier  6.3.25

Klimakrise: 36 Unternehmen sind für die Hälfte der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich

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Klimaforscher: »Globaler Umschwung unerlässlich«

Der führende Klimaforscher Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (Pik), fordert Konsequenzen. »Während einige wenige profitorientierte Unternehmen die Infrastruktur für fossile Brennstoffe weiter ausbauen, treffen die Klimakatastrophen die Regionen am härtesten, in denen die Menschen am wenigsten dazu beigetragen haben, was das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigt und uns näher an unkontrollierbare Kipppunkte bringt«, sagte er: »Ein globaler Umschwung ist nicht nur dringend, sondern unerlässlich, und er muss bei diesen Hauptakteuren beginnen

Auch Christiana Figueres äußerte sich kritisch. Sie war Uno-Klimachefin, als das Pariser Abkommen 2015 verabschiedet wurde. »Diese Unternehmen halten die Welt von fossilen Brennstoffen abhängig, ohne Pläne, die Produktion zu drosseln«, sagte Figueres. Sie sagte weiter: »Die Wissenschaft ist eindeutig: Wir können nicht zu mehr fossilen Brennstoffen und mehr Förderung zurückkehren. Stattdessen müssen wir uns auf die vielen Möglichkeiten eines dekarbonisierten Wirtschaftssystems zubewegen, das für die Menschen und den Planeten funktioniert.«


Süddeutsche Zeitung hier 5.3.25  Von Nadja Lissok

Klimakrise: 36 Energiekonzerne verursachen die Hälfte der weltweiten CO₂-Emissionen

Den Daten der »Carbon Majors Database« zufolge hat eine Mehrheit der analysierten Unternehmen ihre Emissionen im Vergleich zum Jahr 2022 erhöht. Bei 93 Unternehmen seien die CO₂-Emissionen angestiegen, bei 73 gesunken, drei Unternehmen hätten ihr Emissionsniveau gehalten.

Eine Studie untersucht, welche Unternehmen weltweit mit dem größten Kohlendioxidausstoß in Verbindung stehen. Drei Dutzend sind es nur, die allein die Hälfte der Emissionen durch fossile Energieträger zu verantworten haben.

Zu den Haupttreibern der Klimakrise gehört das Verbrennen fossiler Energieträger. Eine Studie zeichnet jetzt nach, dass die Hälfte der globalen CO₂-Emissionen aus fossilen Brennstoffen von lediglich 36 Unternehmen verursacht werden.

In der Datenbank „Carbon Majors“ werden die historischen Emissionen der 180 weltweit größten Öl-, Gas-, Kohle- und Zementproduzenten erfasst. Sie wird jährlich aktualisiert und umfasst sowohl die Emissionen, die während der Produktion entstehen als auch bei der Verbrennung der Produkte. Die aktualisierte Auswertung zeigt, dass im Jahr 2023 die 169 aktiven Konzerne aus der Datenbank zusammen 78 Prozent der globalen CO₂-Emissionen aus fossilen Quellen verursacht haben.

Die Hälfte all dieser Emissionen entfällt sogar nur auf 36 Unternehmen, zu denen größtenteils staatliche Unternehmen wie China Energy Investment, die National Iranian Oil Company, Gazprom aus Russland und Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gehören. Der größte CO₂-Verursacher unter ihnen ist der saudi-arabische Staatskonzern Aramco. Zehn der 36 befinden sich in China. Die fünf größten CO₂-Verursacher, die im Besitz von Investoren sind, sind Exxon Mobil, Chevron, Shell, Total Energies und BP. Sie sind insgesamt für etwa fünf Prozent der weltweiten fossilen CO₂-Emissionen verantwortlich.

Die Analyse ergab auch, dass die meisten Unternehmen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr höhere Emissionen aufwiesen. „Die großen Kohlekonzerne halten die Welt von fossilen Brennstoffen abhängig, ohne Pläne zur Drosselung ihrer Produktion“, zitieren die Studienmacher Christiana Figueres, die als ehemalige Klimakommissarin der UN das Pariser Klimaabkommen 2015 maßgeblich verantwortet hat. „Während die Staaten ihre Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen verschleppen, dominieren staatliche Unternehmen die globalen Emissionen.“

Das vergangene Jahr, 2024, war das weltweit wärmste Jahr seit Beginn der Messungen im Jahr 1850, es löst den Rekordhalter 2023 ab.


hier Utopia  Artikel von Katharina Siegl 

Exxon, Shell, BP: Die Hälfte der globalen CO2-Emissionen kommen von 36 Unternehmen

Shell reagiert auf Vorwürfe, Experten fordern Folgen

Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen müssten globale Emissionen bis 2030 um 45 Prozent sinken. Aktuell nimmt der Ausstoß von Treibhausgasen global allerdings zu. Der ThinkTank erklärte, die Daten für 2023 würden Argumente dafür liefern, Unternehmen, die fossile Brennstoffe einsetzen, für ihren Beitrag zur globalen Erwärmung zu Rechenschaft zu ziehen. Frühere Versionen des Jahresberichts wurden in Gerichtsverfahren gegen Unternehmen und Investoren verwendet.

Zu den Ergebnissen haben sich verschiedene Expert:innen geäußert, darunter der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (Pik), Johan Rockström. Der Spiegel zitiert ihn wie folgt: „Während einige wenige profitorientierte Unternehmen die Infrastruktur für fossile Brennstoffe weiter ausbauen, treffen die Klimakatastrophen die Regionen am härtesten, in denen die Menschen am wenigsten dazu beigetragen haben, was das Leben von Millionen Menschen beeinträchtigt und uns näher an unkontrollierbare Kipppunkte bringt.“ Ein globaler Umschwung sei deshalb unerlässlich und müsse bei den Hauptakteuren beginnen.

Ein Vertreter von Shell hat sich etwas ausweichend zu den Ergebnissen geäußert. „Shell hat sich verpflichtet, bis 2050 ein emissionsfreies Energieunternehmen zu werden. Unsere Investitionen in neue Technologien tragen dazu bei, die Emissionen für Shell und unsere Kunden zu reduzieren“, zitiert ihn der Guardian. Saudi Aramco habe eine Stellungnahme abgelehnt, Coal India, ExxonMobil, Chevron, TotalEnergies und BP hätten auf Anfragen nicht reagiert.

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