Nun ja, die Frauen sind die Mehrheit, doch sie nutzen das nicht. Es mag mehrere praktische Gründe dafür geben, nicht aktiv in die Politik zu gehen. Doch dass Frauen diesen Vorteil beim Wählen nicht berücksichtigt, das fällt mir sehr schwer zu akzeptieren.
hier Tagesspiegel Artikel von Stephan-Andreas Casdorff 21.3.25
Merz hält nichts von Parität im Kabinett: Für eine Rechnung ohne Frauen bekommt die Union die Quittung
Mangelnde Repräsentanz in der Fraktion und den Arbeitsgruppen der Koalition – der Unmut unter den Frauen in der Union ist groß. Und wächst. Warum keine Parität im nächsten Kabinett?
Die Frauen in der Union sind sauer auf Friedrich Merz. Das kann ihm nicht egal sein. Denn, ganz einfach: Frauen sind die Mehrheit, in der Bevölkerung, der Wählerschaft.
Ihre mangelnde Beteiligung an den Arbeitsgruppen für die mutmaßliche neue Koalition, ihre 23 Prozent Repräsentanz in der neuen CDU/CSU-Fraktion – blamabel. Erstaunlich, dass Merz aus den Erfahrungen früherer Jahre nicht gelernt hat.
Alt genug ist er doch, um noch Heiner Geißler zu kennen. Der forderte als CDU-General in den 1980er Jahren schon: „Stoßt die Paschas vom Thron.“ Selbst Helmut Kohl, jahrzehntelang der Oberpascha, warnte seinerzeit vor einer „Verbonzung“ der Partei. Er meinte die Männer.
Bei der SPD stellen Frauen fast die Hälfe der Verhandler
Transparenz, Wertschätzung – Fehlanzeige. Bei den Sozialdemokraten sind knapp die Hälfte der Verhandler Frauen, immerhin. Bei den Unionsparteien muss man sie suchen.
Mechthild Heil, Chefin der Gruppe der Frauen in der Unionsfraktion, beklagt, dass sie weder in der CDU-Zentrale noch in der Fraktion wüssten, wer von ihnen welche Kompetenzen habe. Verteidigung, Finanzen, überall gäbe es die.Aber Heil selbst ist das beste Beispiel: Diplom-Ingenieurin, Architektin, Baupolitikerin, und jetzt sollte sie in der Arbeitsgruppe Familie mitarbeiten. Das hat sie abgelehnt. Heil verhandelt lieber gar nicht.
Immer noch keine Gleichstellung
Im Osten wurde Frau seinerzeit gleichgestellt, Punktum. Man(n) brauchte sie. Heute, nach Jahrzehnten in der neuen deutschen demokratischen Republik, ist das Problem immer noch nicht gelöst.
Es gäbe aber einen demonstrativen ersten Schritt – durch einen Frauenanteil von 50 Prozent bei den zu besetzenden Posten in der Fraktion, in weiteren Gremien, bei Beauftragten und in der Regierung. Parität also, für die auch die CDU-Ikone Rita Süssmuth energisch eintritt. Heil fordert sie in einem Brief an Merz.
Von Parität hält Merz nichts. 25 Prozent im Kabinett, vielleicht. Er verweist auf die Arbeit der früheren SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und findet: „Damit tut man auch den Frauen keinen Gefallen.“
So sieht es aus: Merz fremdelt mit der Mehrheit, die fremdelt mit ihm. Und so soll es weitergehen? Besser nicht. Der Kanzler in spe täte sich damit keinen Gefallen.
Die männerdominierte Union muss sich ändern. Ganz einfach: Für eine Rechnung ohne Frauen bekommt sie die Quittung. Wenn nicht heute, dann morgen. Der Unmut ist schon groß. Und er wächst noch.
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