Samstag, 15. März 2025

Die Zeit der Kohlekraftwerke ist vorbei - die Batterien kommen!

hier  Artikel von Torsten Haarmann 13.3.25

Noch mehr Mega-Batterien in Hamm: RWE baut ein neues Kraftwerk Westfalen

Die Zeit der Kohlekraftwerke ist vorbei. Die Zukunft des Kraftwerkstandorts Westfalen hat aber begonnen. RWE plant einen massiven Um- und Ausbau im Osten von Hamm. Es wird quasi ein neues Kraftwerk.

Hamm wird zum richtungsweisenden Standort der Energiewende. RWE plant einen umfassenden Umbau und Ausbau des Kraftwerkstandorts Westfalen bei Uentrop. Weitere Batteriespeicher sind geplant und wasserstofffähige Gaskraftwerke.

Sicherlich werden es insgesamt Milliarden von Euro, die in den kommenden Jahren in den Energiestandort im Hammer Osten investiert werden. Bislang war RWE mit seinen Plänen nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Umso bemerkenswerter ist, dass als Erste die ehrenamtlichen Vertreter der Naturschutzverbände & Co. im Naturschutzbeirat der Unteren Naturschutzbehörde davon erfuhren.

Nach dem Aus der Kohleverstromung im RWE-Kraftwerk Westfalen sind die Riesenbauten und Kühlturm-Landmarken in Schmehausen eher mahnende Industrieruinen des Klimawandels. RWE plante schon mal die komplette Aufgabe des Kraftwerkstandorts. Nun ist es das genaue Gegenteil. Der Stromriese kündigt ein zukunftsweisendes Megaprojekt an. Im Zeichen der Energiewende soll im äußersten Osten Hamms in vergleichsweise kurzer Zeit ein riesiger, neuer Energiestandort entstehen.

Kraftwerk Westfalen in Hamm-Uentrop: Klimaneutral

RWE verfolgt die Strategie, bis 2040 klimaneutral zu sein. Dazu bedarf es unter anderem des Ausbaus von Batterieanlagen, wasserstofffähiger Gaskraftwerke und der Infrastruktur. „Da ist Westfalen ein Paradebeispiel dafür, dass man genügend Fläche und auch die Netzanschlüsse hat“, sagte Michael Zinke, Standortleiter Kraftwerk Westfalen.

Kraftwerk Westfalen in Hamm-Uentrop: Ein-Stunde-Batteriespeicher

Bei der Energiewende sind Batteriespeicher „ein elementarer Baustein“, um den überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien zu speichern und bei Bedarf wieder abzugeben. „Wir, Westfalen, sind zu einer Art Vorzeigestandort für Batterien geworden“, sagte Zinke.

Seit Dezember ist auf dem Kraftwerksgelände der „im Moment noch größte Batteriespeicher Deutschlands“ in Betrieb gegangen: eine sogenannte Eine-Stunde-Batterie (Leistung 140 Megawatt, Kapazität 151 MWh). Sie könnte die Stadt Hamm bei einem Blackout eine Stunde mit Strom versorgen – nur eine theoretische Aufgabe, denn sie soll über einen Tag und über mehrere Zyklen Schwankungen im Netz ausgleichen.

Kraftwerk Westfalen in Hamm-Uentrop: Zwei-Stunden-Batteriespeicher

Zwei neue Batterien sollen nun hinzukommen. Neben dem Kraftwerksblock E, in dem bis voraussichtlich mindestens noch Mitte 2028 ein Phasenschieber für Netzstabilität sorgt, ist ein rund 70-MW-Speicher geplant, der aber mit doppelter Kapazität schon eine Zwei-Stunden-Batterie werden soll. „Das ist wichtig, um die untertägigen Schwankungen auszugleichen“, sagte Zinke.

Der dritte Speicher soll so groß werden, dass das Kraftwerksgelände nicht reicht und er auf zwei Bereichen gebaut wird. An der nördlichen Siegenbeckstraße und, außerhalb des derzeitigen Kraftwerkszauns, auf der großen Grünfläche zwischen der Geithe und dem Kanal, ist ein 550-MW-Speicher als Zwei-Stunden-Batterie vorgesehen – zum Vergleich: Der bislang größte Kohleblock E des Kraftwerks hatte mal eine Leistung von bis zu 800 MW. Die Entscheidung sei gefallen, die vorbereitenden Maßnahmen liefen, sagte der Standortleiter. Die Batterie 2 soll 2026 in Betrieb gehen, Batterie 3 im Jahr 2028.

Kraftwerk Westfalen in Hamm-Uentrop: Neue Gaskraftwerke

Im Fall einer Dunkelflaute, in der die Erneuerbaren kaum bis gar keine Energie mehr abgeben, sollen Gaskraftwerke für die Energiesicherheit sorgen. Sie werden künftig nur wenige Hundert Stunden im Jahr in Betrieb sein. Im Idealfall werden sie mit Wasserstoff aus Erneuerbaren betrieben. Auf der Fläche des einstigen Kohlenlagers soll zunächst eine 250-MW-Anlage mit Gasmotoren, wie sie etwa in Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommen, entstehen. Außerdem ist später noch ein Gaskraftwerk mit Gasturbinen vorgesehen.

RWE erwartet, dass die neue Bundesregierung dazu das Verfahren zum Kraftwerkssicherungsgesetz beendet. Darauf warten will es nach Angaben Zinkes aber nicht. „Wir pushen die Planung auf Vorrat“, sagte er, um sofort loslegen zu können. Bereits im Juni solle dazu ein Antrag bei der Bezirksregierung eingereicht werden.

Die Gaskraftwerke sollen auch zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können. Er soll aus dem geplanten Wasserstoffkernnetz kommen, das südlich am Kraftwerk vorbeiführen wird und es anbindet.

Kraftwerk Westfalen in Hamm-Uentrop: Rückbau hat in Schmehausen begonnen

Das Unternehmen hat im Februar damit begonnen, auf dem Kraftwerksgelände in Schmehausen Platz zu schaffen. Der Rückbau hat am Kohlenhafen begonnen. Die Anlagen der Blöcke A bis C folgen.

Zahlen zur Investition nannte Zinke nicht. Nur, dass Amprion allein in den Konverter, der an der Siegenbeckstraße als Endpunkt der Stromautobahn von der Nordsee entstehen soll, etwa eine halbe Milliarde Euro stecken wird. Aber das ist bekanntlich die Baustelle eines anderen Unternehmens.

Im Nachgang erklärte RWE am Freitag, 14. März in einer Pressemitteilung, dass in den Ausbau des Batteriespeichers ein mittlerer, dreistelliger Millionen-Euro-Betrag investiert werde.

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