Aha - Hochwasser-Schutzmaßnahmen zeigen eine Wirkung! Zumindest in Österreich.
In Bayern ist das sicherlich ganz anders, drum wurden zwar Pläne gemacht, die Ausführungen aber aus "Geldmangel" immer wieder verschoben. 2024 kam es zu den großen Überschwemmungen und Söder zeigte sich darüber höchst überrascht.
Immerhin: auf die bayrischen Biber ist Verlass: Ein weiterer bemerkenswerter Fall, in dem Biber die Bürokratie entlasteten und Steuergelder sparten, ereignete sich im niederbayerischen Ort Winzer im Kreis Deggendorf. hier Aber halt mal - Biber will man ja unbedingt abschießen in Bayern, zusammen mit Fischottern, Wölfen, Bären ....
Aber vielleicht kann man jetzt ja -mit dem großen Geldsegen der Bundesregierung -was Sinnvolles vorantreiben? Und auch die wirksamen kleinen Dinge berücksichtigen, wie Münchner Agrarwissenschaftler Prof. Karl Auerswald zuletzt in einem Vortrag in Bütthard aufzeichnete?
VOL.AT hier
104 Millionen Euro für Hochwasserschutz in Oberösterreich
Das Jahrhunderthochwasser im September 2024 in Oberösterreich hat zwei Dinge gezeigt: Die Schutzmaßnahmen, die seit den Hochwasserkatastrophen 2002 und 2013 errichtet wurden, haben das Bundesland vor großen Schäden bewahrt. Da solche Wetterereignisse "uns künftig begleiten" werden, sei aber die Weiterentwicklung des Schutzes "ganz, ganz wichtig", begründeten Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) Investitionen von 104 Millionen Euro.Diese Summe, die von Bund, Land und Gemeinden gemeinsam aufgebracht wird, würde in 52 zum Teil schon laufende Hochwasserschutzmaßnahmen sowie in wasserbauliche Planungen investiert. Die größten anstehenden Projekte für heuer listete Kaineder auf: Das Schutzkonzept Attergau umfasst drei Retentionsbecken mit einem Speichervolumen von insgesamt 700.000 Kubikmetern, der Bau soll 2026 erfolgen. Beim Hochwasserschutz Timelkam wird u.a. der bereits 2012 begonnene Bau eines Dammes an der Vöckla auch an der Dürren Ager weitergeführt und heuer abgeschlossen. An der Dürren Ager seien dann 39 Objekte und 107 betroffene Personen vor 100-jährlichen Hochwassern geschützt. Weiteres Großprojekt sei das Konzept zum Schutz des Ortes Rottenbach mit Errichtung von Dämmen, Gerinneumlegungen, Sohlabsenkungen sowie Abbruch und Neubau von Brücken. Diese drei Projekte "werden Gesamtinvestitionen von 26,5 Mio. Euro auslösen", hieß es in der gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag.
Zusätzlich kommen noch Schutzvorkehrungen für die Donau hinzu, deren Finanzierung extra in einer 15a-Vereinbarung zwischen Land und Bund geregelt ist; der Förderschlüssel beträgt 50 Prozent Bund, 30 Prozent Land und 20 Prozent Gemeinde. An der Donau in Oberösterreich sind derzeit 29 Hochwasserschutzmaßnahmen und wasserbauliche Planungen von etwa 170 Mio Euro geplant bzw. in Umsetzung.
Süddeutsche Zeitung hier 13. März 2025
Trotz Hochwassergefahr: Mehr als 3.250 Baugenehmigungen in Überschwemmungsgebieten
Trotz der wachsenden Gefahr von schweren Hochwassern wurden in Bayern in den vergangenen fünf Jahren weit mehr als 3250 Baugenehmigungen in Überschwemmungsgebieten genehmigt. Bayernweit belaufe sich die Zahl der Ausnahmeentscheidungen in dem Zeitraum auf bis zu 3250 Fälle, teilte das Umweltministerium in München auf Anfrage der Grünen im Landtag mit. Hinzu kämen im Bereich der Landratsämter Straubing-Bogen und Deggendorf „jeweils mehrere hundert weitere Ausnahmeentscheidungen“, die nicht einzeln recherchiert werden konnten.
„Es ist unglaublich, dass trotz aller Hochwasserkatastrophen der Vergangenheit hier offenbar weder Einsicht vorhanden ist noch ein Umdenken erfolgt“, sagte Christian Hierneis, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsgrünen. Obwohl die Staatsregierung permanent erkläre, sie wolle den Hochwasserschutz in Bayern voranbringen und dafür auch neun „sündteure und umstrittene Flutpolder“ entlang der Donau baue, werde ein Bauvorhaben nach dem anderen in Überschwemmungsgebieten genehmigt. „Aus unserer Sicht wird nicht nur zu wenig und mit falschen Prioritäten in den Hochwasserschutz investiert, er wird sogar noch konterkariert.“
Den 3250 Ausnahmegenehmigungen stehen laut Ministerium im gleichen Zeitraum nur 66 Fälle gegenüber, in denen beantragte Genehmigungen abgelehnt worden sind. „Hier wird viel zu lax und sorglos mit dem Thema Hochwasserschutz umgegangen“, sagte Hierneis.
Etliche vollgelaufene Keller, zerstörte Wohnhäuser, Kitas und Straßen hätten – so Hierneis – nicht nur im vergangenen Juni gezeigt, dass in Bayern noch lange kein flächendeckend wirksamer Hochwasserschutz bestehe. Das Umweltministerium setzt angesichts der Überschwemmungsgefahr auf eine Flutpolderkette entlang der Donau. Gebaut werden sollen die Polder in Leipheim, Helmeringen, Neugeschüttwörth, Bertoldsheim, Großmehring, Katzau, Wörthhof und an der Öberauer Schleife. Bisher ist nur der Polder in Riedensheim einsatzbereit, allein dieser Bau hat 40 Millionen Euro gekostet. Die Kosten insgesamt belaufen sich aktuell auf etwa eine Milliarde Euro.
Hier Von Anna-Lena Behnke 10.03.2025
Hochwasser, Ernteausfälle, Erosion in Franken: Ein Experte erklärt, warum nicht nur der Klimawandel schuld ist
Überflutungen und Dürren machen auch im Landkreis Würzburg Probleme. Bodenexperte Karl Auerswald nennt drei menschengemachte Ursachen – und sagt, wie es besser geht.
Hochwasserkatastrophen auf der einen Seite, Dürren und Ernteausfälle auf der anderen machen an vielen Orten zunehmend Probleme. Der südliche Landkreis Würzburg ist hier keine Ausnahme. Im Juni des vergangenen Jahres etwa sorgte ein Unwetter im Raum Ochsenfurt für vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Aber auch massive Trockenheit in der Natur ist regelmäßig Thema. Ein Grund dafür: der Klimawandel, der Wetterextreme begünstigt. Doch ist das alles?
Dass hinter diesen Problemen noch mehr steckt – und wie sich dagegen vorgehen ließe, erläuterte der Münchner Agrarwissenschaftler Prof. Karl Auerswald zuletzt in einem Vortrag in Bütthard.
"Zumindest bei uns sind die Effekte des CO₂-getriebenen Klimawandels noch sehr moderat", erklärte der Bodenexperte. Die Niederschlagswerte haben sich ihm zufolge in Bayern in den vergangenen Jahren nicht so stark verändert, als dass sich Probleme wie zunehmende Überflutungen oder Dürren allein damit erklären ließen.
Bodenforscher Karl Auerswald sagt: 'Franken ist nicht zu trocken. Wir haben nur flächendeckend die Grundwasserneubildung beseitigt.'
Viel Regen, aber unsere Böden verdursten: Wie kommt es zum großen Wassermangel in Franken, Professor Auerswald?
Unterschätzt würden hingegen die Effekte intensiver Landnutzung, sagte Auerswald. Er sieht darin eine gute Nachricht: "Über CO₂ entscheidet auch jemand wie Trump. Darüber, wie Sie in Bütthard das Land nutzen, entscheiden Sie." Doch wo liegen die Fehler in der Bodennutzung? Und wie lässt sich die Situation verbessern? Auerswald nennt drei Punkte.
Fehler 1: Straßen und Häuser versiegeln immer mehr Fläche.
Es gebe nicht nur immer mehr Gebäude und Straßen, auch deren Art habe sich geändert, sagt Auerswald: "Wo früher ein Schotterweg war, ist jetzt eine mehrspurige Straße." Dadurch werde immer mehr Boden versiegelt. In Bayern sind das aktuell etwa sechs Prozent der Fläche, was 330 Quadratmetern pro Einwohner entspricht, wie Zahlen des Bundesamts für Umwelt belegen. Das schadet der Grundwasserbildung massiv, da auf diesen Flächen Wasser nicht ohne weiteres versickern kann.
Außerdem sorge der sogenannte Oaseneffekt dafür, dass etwa an Baugebiete angrenzende Felder mehr Wasser durch Verdunstung verlieren, so Auerswald. Wasser, das den Pflanzen in Trockenphasen fehlt.
Fehler 2: Das Wasser wird aus der Natur abgeleitet.
Noch mehr Wasser in der Natur gehe durch Entwässerungsmaßnahmen verloren. Auerswald beziffert die drainierte Fläche in Deutschland auf 23 Prozent. Dadurch komme es nicht nur zu mehr Trockenheit, sondern auch das Risiko von Hochwasserkatastrophen steige.
"Wir locken das Wasser in die Ortschaften", sagt Auerswald. Denn zur Entwässerung tragen nicht nur unterirdische Rohre bei. Auch die Wegseitengräben, die sich entlang jeder Straße befinden, hält der Agrarwissenschaftler für ein Problem. Diese führen entlang der Straßen automatisch in die nächste Ortschaft. Noch dazu sind die Gräben effizient gestaltet, sie sollen das Wasser also möglichst schnell ableiten. "Wenn das Wasser aber doppelt so schnell fließt, wird bei starkem Regen auch der Hochwasserscheitel doppelt so hoch", warnt Auerswald.
Fehler 3: Landwirtschaftliche Maschinen sind zu schwer.
Traktoren und Mähdrescher sind in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur leistungsfähiger, sondern auch schwerer geworden. Doch das kann Schäden verursachen, da Poren im Boden dadurch zusammengedrückt werden. Die Folgen: Wasser und Sauerstoff könnten tiefer liegende Erde – den sogenannten Unterboden – nicht mehr gut erreichen, sagt Auerswald.
Dadurch werde das Wurzelwachstum beeinträchtigt. Pflanzen seien gezwungen, ihren Wasserbedarf aus dem Oberboden zu decken. Die oberen Erdschichten trocknen deshalb leichter aus. "Das sieht dann aus wie in der Wüste", sagt der Wissenschaftler, habe aber nichts mit zu wenig Regen zu tun.
Welche Gegenmaßnahmen gibt es?
"Wir können etwas tun. Das ist meine Botschaft", sagt Bodenexperte Auerswald. "Wir sollten aufhören, die Böden zu verdichten, zu versiegeln und die Landschaft zu drainieren", fordert er, nennt aber auch eine ganze Reihe kleiner Maßnahmen. Landwirten empfiehlt der Agrarwissenschaftler etwa mehr Bodenbedeckung auf ihren Feldern – etwa durch sogenannte Mulchsaat.
Dabei handelt es sich um ein pflugloses Saatverfahren, bei dem Pflanzenreste der Vorfrucht oder einer Zwischenfrucht den Boden bei der Aussaat bedecken. So fließe das Wasser langsamer ab, es komme zu weniger Erosion und Verdunstung, sagt Auerswald. Hecken in der Flur könnten ebenfalls die Verdunstung reduzieren. Auch Gründächer, Zisternen oder Schotterrasen statt gepflasterter Flächen seien Möglichkeiten, Wasser in der Landschaft zu halten, so der Bodenexperte.
Aus dem Publikum kam mehrfach die Forderung nach mehr Aufklärung über die Effekte der Bodennutzung. Gleichzeitig kritisierten Landwirte aus der Umgebung Vorgaben, die zum Teil nicht mit den Empfehlungen von Auerswald übereinstimmen oder eine Umsetzung zumindest schwieriger machen.
Das gelte etwa für die aktuelle Waldflurbereinigung in Bütthard, sagte Landwirt Markus Kraus. "Da werden Wege neu gebaut. Die werden aber nur gefördert, wenn links und rechts ein Graben ist", kritisiert er. "Man darf nicht erwarten, dass die Welt von heute auf morgen anders wird", sagte Auerswald. "Es braucht mehr Stimmen, erst dann wird sich etwas ändern."
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