Samstag, 1. März 2025

Lieber Friedrich Merz, links zu sein ist nicht schlimm. Es ist normal.

 

Linkedin  Christian Siebert 25.2.25
Stabil für die Demokratie und eine lebenswerte Zukunft.

Friedrich Merz, Sie sagen, dass alle Linken Spinner seien und nicht alle Tassen im Schrank haben. Dabei stehen "linke" Parteien in den Umfragen bei knapp 40%, mehr als CDU/CSU oder sehen Sie sich in der Mehrheit mit Rechtsextremisten?

Irgendwie scheinen Sie auch vergessen zu haben, was links bedeutet:

Links bedeutet, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Für faire Löhne, für bezahlbaren Wohnraum, für Bildungschancen, die nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. 

Links bedeutet, den Klimawandel nicht als „Ideologie“, sondern als wissenschaftliche Realität anzuerkennen. 

Links heißt, für eine Gesellschaft einzustehen, in der Solidarität kein Schimpfwort ist. 

Deutschlands Wohlstand basiert auf sozialem Ausgleich, dem Mindestlohn, der gesetzlichen Krankenversicherung, der sozialen Marktwirtschaft. Ihre Vordenker sind auch alle linke Spinner?

Wer „links“ als Bedrohung darstellt, der sagt eigentlich: Es ist gefährlich, für soziale Gerechtigkeit zu sein. Und das, Herr Merz, ist nicht normal – sondern die Gefahr für unsere Gesellschaft, die nach rechts kippt, weil Sie und Ihre Partei die Narrative der Rechten aufgreifen, von Asyltourismus sprechen, Kinder von Migranten als kleine Paschas beschimpfen und behaupten, Deutsche bekommen wegen ihnen keinen Zahnarzt Termin.

Einen besseren Wahlkampfhelfer können sich die Rechtsextremen gar nicht wünschen. Das Ergebnis Ihrer Lobbyarbeit für die AFD sehen wir in den Umfragen. Sie haben die AFD beflügelt, mit Ihrer Kampfansage an die demokratische Mitte und einen Wirtschaftsminister, der angesichts der Trümmer von vier Legislaturperioden schwarzen Stillstands und wirtschaftlicher und verkehrspolitischer Inkompetenz, einen guten Job gemacht hat.

Aber anstatt die Gefahren von Rechts anzuerkennen, blasen Sie in dasselbe Horn, wie die AFD und verunglimpfen Ihre demokratischen Mitstreiter, die für die Umsetzung von gerechten und umsetzbaren Lösungen für die riesigen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit kämpfen. Sie machen denselben Fehler wie Konservative am Ende der Weimarer Republik. Wir wissen heute, wozu das geführt hat.

Und dennoch verunglimpfen Sie etwa 40 % der Deutschen als Spinner, während die Rechtsextremen in Deutschland, Putin, Trump und ihre Oligarchen die Demontage der Rechtsstaatlichkeit weltweit feiern und mit Wohlwollen auf Ihre Äußerungen blicken.

Das muss einer, der Kanzler werden will, erstmal schaffen. Für mich ist das nicht naiv. Es ist eine Kampfansage an alles Gute, für das Deutschland heute steht.
Und das ist nicht normal, Herr Merz.

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