Samstag, 14. Dezember 2024

Und schon wieder: UN-Konferenz zur Wüstenbildung wird ohne verpflichtende Übereinkunft beendet

NTV hier  14.12.2024,

Die UN-Konferenz zur Wüstenbildung (COP16) in Saudi-Arabien ist am Samstag ohne eine verpflichtende Übereinkunft zum Kampf gegen Dürre zu Ende gegangen. 

"Die Parteien brauchen mehr Zeit, um sich auf das beste Vorgehen zu einigen", erklärte der Chef des UN-Sekretariats zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), Ibrahim Thiaw, in seiner Abschlussrede. 

Die Verhandlungen in Riad waren am frühen Morgen beendet worden, einen Tag später als geplant. Vor allem afrikanische Länder hatten auf ein verpflichtendes Protokoll gehofft.

In einer Pressemitteilung hieß es lediglich, dass die Länder "bedeutende Fortschritte gemacht haben, indem sie die Grundlagen für ein künftiges weltweites Regime für den Kampf gegen Dürre gelegt haben, das sie bei der COP17 im Jahr 2026 in der Mongolei vollenden wollen". Nach Angaben der UNO verursachen Dürren, "die durch die Umweltzerstörung durch den Menschen befeuert werden", weltweit pro Jahr Kosten in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar. Im Jahr 2050 seien vermutlich 75 Prozent der Weltbevölkerung von Dürren betroffen, hieß es in einem anlässlich der Konferenz veröffentlichten UN-Bericht.

Ein Delegierter, der anonym bleiben wollte, sagte AFP, die afrikanischen Länder hätten gehofft, dass die Gespräche zu einem verpflichtenden Protokoll zum Thema Dürre führen würden. Damit hätte sichergestellt werden sollen, dass "jede Regierung dafür verantwortlich gemacht wird", strengere Pläne zur Vorbereitung und zur Reaktion auf Dürre zu entwickeln. "Es ist das erste Mal, dass ich Afrika so geeint erlebt habe, mit einer starken geschlossenen Front, mit Bezug auf das Dürre-Protokoll", sagte er.

Zwei weitere Teilnehmer der COP16-Konferenz, die ebenfalls anonym bleiben wollten, sagten AFP, dass entwickelte Länder ein verpflichtendes Protokoll ablehnten und stattdessen zu einem "Rahmenabkommen" drängten, das aus Sicht afrikanischer Länder unzureichend sei. Dürren werden durch den vom Menschen verursachten Klimawandel verschärft. Längere und härtere Trockenperioden können dazu beitragen, dass fruchtbare Böden allmählich austrocknen. Abgesehen von den unmittelbaren Folgen für die Menschen können Dürren auch Auswirkungen auf die Energieerzeugung, den Welthandel und Branchen wie die Schifffahrt haben.

2024, das voraussichtlich das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird, war von mehreren verheerenden Dürren im Mittelmeerraum, in Ecuador, Brasilien, Marokko, Malawi und Namibia gekennzeichnet. Sie lösten Brände, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit aus.


hier  DW   Artikel von Kossivi Tiassou (Riad) •11.12.24

Der Sprengstoff der Desertifikation

Eine internationale Konferenz sucht nach Wegen, um die Wüstenbildung auszubremsen - und so nicht nur den Hunger zu bekämpfen. Denn die Folgen schlechter Böden sind enorm. Dabei gibt es gute Lösungsansätze.

Das Land ist nicht nur Lebensgrundlage - es ist die Seele der Menschen, es trägt ihre Geschichten, Träume und Hoffnungen in sich. Starke Worte, mit denen Ibrahim Thiaw, Exekutivdirektor der UN-Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD), die diesjährige Konferenz in der saudischen Stadt Riad, die COP16, eröffnete.

Desertifikation - oft als Wüstenbildung übersetzt - bedeutet allgemein eine Verschlechterung der Bodenqualität. Der einst fruchtbare Boden wird unfruchtbar und taugt oft nicht mehr für den Getreideanbau. Nach Ansicht von Experten ist dieser Verlust nicht nur eine Umwelttragödie, sondern zwingt Millionen von Menschen, anderswo Zuflucht zu suchen.

Nach Angaben der UNCCD sind bis zu 40 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzflächen bereits degradiert, diese Zahl nimmt jedes Jahr zu.

Schwindende Ressourcen, vertriebene Bevölkerungsgruppen

Laut dem Präsidenten der COP16, Abdulrahman Al-Fadhli, dem saudischen Minister für Umwelt, Wasser und Landwirtschaft, führen Dürren und Bodendegradation nicht nur zu Landflucht und Migration, sondern fördern auch Konflikte.

"Ein großer Teil der Konflikte und politischen Instabilitäten steht im Zusammenhang mit Bodendegradation und Ressourcenverlust, die zu Migrationsbewegungen führen", sagt er. Diese Migration erfolge aus ländlichen Gebieten in die Städte oder über Landesgrenzen hinweg.....

Ein Aufruf zum globalen Handeln

"Wenn man Arzt ist und ein Patient blutend ankommt, muss man als erstes die Blutung stoppen. Wir müssen also die Landverödung stoppen. Dann müssen wir einen Druckverband anlegen und versuchen, die Wunde zu heilen".

Für Thiaw ist die Wiederherstellung von Land ein Weg, um die Wunden zu heilen, die dem Planeten über die Jahre zugefügt worden sind. Er fordert eine stärkere Mobilisierung finanzieller Mittel, um Land und landwirtschaftliche Produktion zu regenerieren und damit für Ernährungssicherheit zu sorgen und zur Verringerung von Migration und Konflikten beizutragen.

Initiativen wie die "Große Grüne Mauer", mit der Millionen von Hektar degradierten Landes in Afrika wiederhergestellt werden sollen, zeigen, dass es möglich ist, den Trend umzukehren und die Bevölkerung in ihrer Heimat zu halten.

Diese Projekte erfordern jedoch eine Aufstockung der Mittel, die nur langsam zur Verfügung gestellt werden.

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