Dienstag, 3. Dezember 2024

Pakistans große Solarrevolution

 hier  Rico Grimm  December 03, 2024

Go Pakistan: Solarrevolution, aber unerwartet und ungebremst

Wir sehen in Pakistan gerade, was passiert, wenn der Staat als Mittler und Regler weg fällt und die Solarrevolution fast ungehindert ablaufen kann.

Deswegen ist der Fall so interessant.

Zunächst eine Grafik von Bloomberg:

📈 Was du siehst

Pakistan importiert immer mehr Solarmodule aus China. Die Grafik zeigt das Volumen des Handels und der steigt wellenförmig immer weiter an. Im Jahr 2024 wird Pakistan deutlich mehr Module importieren als im Jahr 2023. 17 GW werden vorausgesagt.

Das Besondere daran: Diesen Boom haben allein Privatleute ausgelöst.

🍏 Warum dieser Chart wichtig ist

Für Solarkraft sprach schon immer, dass es eine dezentrale Energietechnologie ist, die jeder nutzen kann.

Wir in Deutschland haben das mit der großzügigen Förderung durch das Erneuerbaren-Energien-Gesetz seit mehr als zwanzig Jahren zu sehen bekommen. Wortwörtlich in jedem Dorf, auf vielen Dächern und immer öfter auch auf den Zäunen. Deutschland ist an guten Tagen bei einer Erneuerbaren-Quote von knapp 60 Prozent.

Aber in ärmeren Ländern wie Pakistan hat die Dezentralität noch einmal einen anderen Stellenwert.

Denn in dem Land koppeln sich Bauern, kleine Gewerbetreibende und Privatleute vom nationalen Stromnetz zunehmend mit Solaranlagen ab. Sie senken so ihre Stromkosten – und, vielleicht wichtiger, machen sich unabhängig von einem nicht immer voll funktionierenden Staatswesen. Pakistan erlebte immer wieder Netzblackouts und wer Solarmodule auf dem Dach hat, kann diese Zeit ohne zentralen Strom jetzt überbrücken.

Dieser konkret-praktische Aspekt ist aber gar nicht einmal der wichtigste.

Man könnte sagen: Neben Geld war Energie für zwei Jahrhunderte die zweite große Säule, auf denen Staaten errichtet worden. Staaten haben ein Geldmonopol und hatten ein de facto Energiemonopol. Energie hat also eine fundamentale politische Dimension. Das haben wir im Großen im Ukraine-Krieg und der Gaskrise gesehen, wir sehen es jetzt im Kleinen in Ländern wie Pakistan, wo die Bürger an den zentralen Autoritäten vorbei ihre Haushalte versorgen können.

Die örtlichen Netzbetreiber in Pakistan spüren das bereits. Ihre Umsätze fallen und es könnte sein, dass sie die Investitionen in ihre großen, zentral organisierten Kraftwerke abschreiben müssen.

Es ist plausibel anzunehmen, dass das Gleiche im Prinzip in allen Ländern passieren würde, wenn nicht Gesetze, Pfadabhängigkeiten und tief verankerte finanziellen Interessen dazwischen stehen würden. Konkret gesagt: Ein Land, das Hunderte Milliarden in seinen Kraftwerkspark investiert hat, hat ein Interesse daran, diesen Kraftwerkspark möglichst schonend stillzulegen oder umzubauen.

Aber ein Land, das keinen solchen großen Kraftwerkspark hat, hat dieses Interesse nicht. Und das sind die meisten Länder der Welt. Pakistans Story ist nur der Anfang der Solarrevolution im globalen Süden.

Das ist eine sehr gute Nachricht. Denn in diesen Ländern ist das Solarpotential deutlich höher als in Deutschland.

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