Dienstag, 17. Dezember 2024

Größte Wärmepumpe Europas: „Signalwirkung für Deutschland und Europa“

 hier  FAZ   Artikel von Nadine Bös 16.12.24

Kölner Vorzeigeprojekt: Aufträge für größte Wärmepumpe Europas vergeben

Der Kölner Energieversorger Rheinenergie ist seinem Vorhaben, die größte Flusswasserwärmepumpe Europas zu bauen, ein bedeutendes Stück nähergekommen. Das Unternehmen teilte an diesem Montag in Köln mit, die Aufträge an die Liefer- und Herstellerfirmen der 150-Megawatt-Anlage vergeben zu haben. 

Den Zuschlag für den Bau der Großwärmepumpe erhielt die VW-Tochtergesellschaft MAN Energy Solutions. Das Wasserentnahmebauwerk und die relativ aufwändigen Fischschutzanlagen wird ein Konsortium der Unternehmen Züblin und Strabag Umwelttechnik bauen.

Mit der Riesenpumpe sollen künftig bis zu 50.000 Kölner Innenstadthaushalte auf klimafreundliche Art mit Fernwärme versorgt werden. Die kalkulierten Projektkosten betragen 280 Millionen Euro, bis zu 100 Millionen Euro staatliche Fördermittel sind schon bewilligt. Fernwärme ist ein zentrales Element der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angestrebten „Wärmewende“, also des Ziels, hierzulande künftig klimafreundlicher zu heizen.

„Die Herausforderungen in einer Millionenstadt wie Köln sind gewaltig, wenn es darum geht, die Wärmeversorgung künftig zu dekarbonisieren“, sagte Andreas Feicht, Vorstandschef der Rheinenergie. Das Projekt schaffe eine wichtige Grundlage dafür und setze gleichzeitig einen Impuls für die Wirtschaft, was in der aktuellen Lage wichtig sei. Feicht sprach von einer „Signalwirkung für Deutschland und Europa“.

Grünes Heizen in dicht besiedelten Gebieten

Die riesige Flusswasserwärmepumpe gilt vor allem deshalb als Vorreiterprojekt über Köln hinaus, weil das Vorhaben ganz gut zeigt, wie „grünes Heizen“ für solche Haushalte funktionieren kann, die mit Blick auf die Wärmewende als problematisch gelten. Durch Großwärmepumpen gespeiste Fernwärmenetze ergeben oft dann Sinn, wenn Gebiete dicht besiedelt sind, etwa in Stadtvierteln mit vielen Mehrfamilienhäusern und vor allem Bestandsbauten. Sie sind vor allem dann eine relativ kostengünstige Lösung, wenn ein Fernwärmenetz schon besteht, was in Köln der Fall ist. Dort betreibt der Versorger Rheinenergie ein mit Erdgas befeuertes Heizkraftwerk direkt neben der geplanten neuen Anlage.

In ganz Deutschland sind noch deutlich mehr Großwärmepumpenprojekte geplant. Nicht immer dienen Gewässer wie der Rhein als „Wärmequelle“, es gibt auch andere Varianten, die etwa Geothermie oder auch die Abwärme industrieller Anlagen nutzen. Im Prinzip funktionieren die Pumpen wie ein riesiger, umgekehrter Kühlschrank. Komplett „grün“ wird die Wärme aus der Pumpe natürlich nur dann, wenn auch der Strom für ihren Betrieb aus erneuerbaren Quellen kommt.

Bislang spielen Großwärmepumpen in Deutschland noch eine eher untergeordnete Rolle. Einer Studie der Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie im Auftrag der Denkfabrik Agora Energiewende zufolge, waren 2023 in ganz Deutschland erst Großwärmepumpen mit 60 Megawatt Leistung installiert. Das ist weniger als die Hälfte der Leistung, die die Kölner Flusswasserwärmepumpe allein schaffen soll. Doch bis 2045 könnten – so heißt es weiter in der Studie - Großwärmepumpen 70 Prozent der Fernwärmeversorgung sicherstellen und somit einen Großteil des Erdgases ersetzen.

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