Erst Dürre, dann Überschwemmungen: Rumänien leidet unter Wetterextremen. Sie vernichten die Ernten, während sich im Süden die Wüste immer weiter ausbreitet. Die rumänischen Bauern kämpfen ums Überleben. Die Regierung will ein altes Bewässerungssystem wiederbeleben. Aber das dauert.
Extreme Hitze hat Rumänien im Sommer ausgetrocknet, dazu kam der über Monate fehlende Regen: Seen sind verdunstet, Brunnen versiegt, die Ernte wurde vernichtet. Der Juni war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen - im Juli und August war es teils über 40 Grad heiß. Die Bauern mussten früher aufs Feld, um ihre Ernte einzuholen.
Von der Dürre waren allein in diesem Jahr über zwei Millionen Hektar Anbauflächen für Mais und Sonnenblumen betroffen, teilt die Regierung in Bukarest mit. Die Bauern haben bis zu 90 Prozent ihrer Pflanzen verloren. Vor allem im Süden des Landes, unter anderem in der Region Oltenia. Abgesehen von kurzen Regenfällen habe es praktisch seit Mai nicht mehr geregnet, erzählt ein Landwirt aus der Region bei Euronews. Das habe in Kombination mit den sehr hohen Temperaturen die Maisernte zerstört.
Sonnenblumen- und Maisernte geschrumpft
Rumänien ist eine der größten und wichtigsten Anbauregionen für Sonnenblumen und Mais in der gesamten EU. Das ist immer noch der Fall, trotz der geschrumpften Erntemenge in diesem Jahr. Aber wie lange noch? Die rumänischen Bauern leiden laut einem Bloomberg-Bericht bereits das vierte Jahr hintereinander unter Ernteeinbußen.
Bei Sonnenblumenkernen ist die Ernte von 2 Millionen im vergangenen Jahr auf 1,2 Millionen Tonnen geschrumpft. Beim Körnermais sind in diesem Jahr 7,6 Millionen Tonnen geerntet worden, nach 8,7 Millionen Tonnen im Jahr 2023.
Sommer 2024 war der wärmste, der je gemessen wurde
Der Klimawandel hat verheerende Auswirkungen auf die rumänische Landwirtschaft. Das Dürrerisiko ist vorwiegend in Regionen im Süden des Landes hoch, geht aus dem Dürrerisiko-Index des World Resources Institute hervor. In der Statistik liegt Rumänien auf Platz acht. Demnach sind besonders Länder in Europa, Südasien und dem Mittleren Osten von Dürren gefährdet.
Bewässerung zu teuer für Bauern
Fast 3,5 Millionen Landwirte gibt es in Rumänien, es ist das Land mit den meisten Landwirten in der Europäischen Union, sie machen etwa ein Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe in der EU aus. 90 Prozent sind Kleinbauern, die weniger als fünf Hektar besitzen und häufig für den Eigenbedarf produzieren. Laut dem Bloomberg-Artikel ist die Republik stärker von der Landwirtschaft abhängig als jedes andere EU-Land. Demnach hat die Branche dieses Jahr schon Verluste in Höhe von zwei Milliarden Euro angehäuft.
Nahrungsversorgung gefährdet - Erde droht Teufelskreis
Eigentlich besitzt Rumänien hervorragendes Ackerland. Die Hälfte davon mit sehr fruchtbarer Schwarzerde. Die gebe es so nur noch in Russland, Kasachstan, Bulgarien, Ungarn und Nordamerika, preist der Landwirtschafts-Dienstleister Germanagrar Ackerflächen in Rumänien an. Sie "biete im europäischen Vergleich das größte Potenzial".
Doch durch die Dürre müssen die Bauern ihre Felder bewässern, jedes Jahr zehntausende Hektar mehr. Dabei haben sie kaum Geld für die Bewässerungstechnik. Die Kosten hätten sich "fast verdoppelt", berichtet ein rumänischer Landwirt im ZDF. "Vor allem, um Wasser heranzuschaffen." Immerhin unterstützt die EU die von der Dürre betroffenen Landwirte mit 400 Millionen Euro.
Wiederaufbau des kommunistischen Bewässerungssystems
Früher, zu Sowjetzeiten, war das Land von Bewässerungskanälen durchzogen. Das Bewässerungssystem ist aber laut Bloomberg jahrzehntelang vernachlässigt worden und funktioniert nicht mehr. Bis 1989 habe das System noch etwa 3,2 Millionen Hektar bewässert, berichtet Euronews. Heute profitieren lediglich 1,6 Millionen Hektar davon, ein Viertel der gesamten Ackerfläche des Landes.
Die rumänische Regierung hat deshalb versprochen, das Bewässerungsnetz wieder auszubauen, teils mit EU-Mitteln. Bisher fehlte das Geld dafür. Das Ziel: 2,2 Millionen Hektar Ackerland sollen dadurch Wasser bekommen.
Eine wichtige Rolle für die Bewässerung von Rumäniens Südosten könnte der Siret-Baragan-Kanal spielen - wenn er denn fertig wäre. Der Bau des Kanals war noch unter Diktator Nicolae Ceaușescu im Jahr 1988 genehmigt worden. Eigentlich sollte er rund 190 Kilometer lang werden und Wasser vom Fluss Siret zu den trockenen Feldern im Südosten Rumäniens leiten. Gebaut wurde aber bis 1994 nur ein Bruchteil davon. Aktuell werden durch den Kanal 7000 Hektar Land bewässert. Inzwischen hat die Regierung versprochen, dass auch die restlichen Kanalabschnitte gebaut werden sollen. Im ersten Quartal 2025 soll es mit jahrzehntelanger Verspätung losgehen, weiß Bloomberg.
Bäume sollen Wüste aufhalten
So lange wollen viele aber nicht warten. Im Süden ist es mittlerweile so trocken, dass die Region als Sahara Rumäniens bezeichnet wird. Sie breitet sich immer mehr aus. Unter Ceaușescu waren dort Bäume abgeholzt und Gewässer für die Landwirtschaft trockengelegt worden. Im Sommer wird der Boden dort bis zu 70 Grad heiß.
"Hunderttausend Hektar sind bereits betroffen", berichtet Forstingenieur Cosmin Gherghe im ZDF. Er pflanzt in der Region mit seiner Nichtregierungsorganisation Akazien, die die Wüste aufhalten und den Boden wieder fruchtbar machen sollen. "Diese Bäume haben starke Wurzeln. Sie stabilisieren den Boden und können Nährstoffe und Wasser aus einer sehr tiefen Bodenschicht nach oben ziehen."
Und warum nicht Wasser nutzen, das ohnehin schon da ist? Die südrumänische Stadt Buzau hat sich von einem Pilotprojekt in den USA und Israel inspirieren lassen, berichtet Bloomberg. Die Idee: Das Wasser aus den Abwassersystemen der Stadt aufbereiten und es zur Bewässerung der Felder nutzen. Es wäre das erste Wasserrecycling-Projekt in Rumänien.
Laut Kritikern ineffektiv - Nach 46 Jahren: China schließt wohl Mammutprojekt ab
46 Jahre hat es gedauert: China hat seine größte Wüste komplett mit Bäumen umschlossen. Wie effektiv das Projekt ist, bleibt aber umstritten.
China hat wohl die größte landeseigene Wüste komplett mit einem künstlichen Wald umschlossen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und bezieht sich dabei auf chinesische Staatsmedien. Das Projekt wurde 1978 in Angriff genommen und hat so insgesamt 46 Jahre gedauert.
Der künstlich gewachsene Wald soll als Schutz vor Sandstürmen aus der Taklamakan-Wüste schützen. Wie Reuters schreibt, ist er laut Kritikern des Projekts dafür aber nur bedingt effektiv: Die Hauptstadt Peking hat noch immer mit Sandstürmen zu kämpfen, außerdem sind viele der Bäume schnell wieder eingegangen.
30 Millionen Hektar neuer Wald
Laut der Nachrichtenagentur wurden in dem Großprojekt mehr als 30 Millionen Hektar bewaldet – also eine Fläche, die nur etwas kleiner ist als Deutschland. Im letzten Jahr waren deswegen mehr als 25 Prozent von China mit Wald bedeckt. Zum Vergleich: 1949 waren es lediglich zehn Prozent. Wie es aus dem Umfeld des Projekts heißt, soll die Aufforstung fortgesetzt werden – die Verwüstung soll damit auch in Zukunft in Schach gehalten werden.
Offiziell wird die Bewaldung als "Drei-Norden-Schutzwald-Projekt" bezeichnet – wenigstens international ist es aber eher unter dem Namen "Chinas Grüne Mauer" bekannt. Das Schutzwald-Projekt gilt als größte Aufforstung der Weltgeschichte.
Chinas größte Wüste vollständig von Grüngürtel umschlossen
URUMQI, 29. November (Xinhua) - Die Taklimakan-Wüste, die als „Meer des Todes“ bekannt ist, wurde vollständig mit einem 3.046 Kilometer langen, sandblockierenden Grüngürtel umgeben, so die örtlichen Behörden im nordwestchinesischen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang.
Am Donnerstagmorgen wurden mehrere Pflanzenarten, darunter Populus euphratica (besser bekannt als „Wüstenpappel“), Saxaul und Tamarisken, auf sandigem Boden im Kreis Yutian am südlichen Rand der Wüste gepflanzt, womit der letzte Abschnitt des Grüngürtels abgeschlossen wurde, wie das regionale Amt für Forstwirtschaft und Grasland in Xinjiang mitteilte.
Die Taklimakan ist mit einer Fläche von 337.600 Quadratkilometern und einem Umfang von 3.046 km die größte Wüste Chinas und die zweitgrößte Wanderwüste der Welt.
Es hat mehr als 40 Jahre gedauert, die Wüste vollständig mit einem Grüngürtel zu umschließen. Ende 2023 verband der 2.761 Kilometer lange Grüngürtel verstreute Oasen und ließ nur den letzten, schwierigsten Abschnitt übrig.
Dieser letzte, etwa 285 Kilometer lange Abschnitt verläuft durch den südlichen Teil der Wüste und ist am stärksten von Wind und Sand gefährdet. Seit diesem Jahr hat Xinjiang gezielte und wissenschaftliche Maßnahmen ergriffen, um diese Lücke zu schließen.
Neben dem Grüngürtel wurden Anstrengungen unternommen, um die Entwicklung von Sandindustrien, wie den Anbau von Cistanche und anderen Feldfrüchten, zum Nutzen der Anwohner zu fördern.
Tuhti Rahman, Direktor des regionalen Amtes für Forstwirtschaft und Grasland in Xinjiang, sagte, dass der Gürtel als ökologische Barriere fungiere und die Stabilität der landwirtschaftlichen Produktion gewährleiste, das städtische Lebensumfeld verbessere und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Xinjiang fördere.
Xinjiang werde den Grüngürtel weiter ausbauen, fügte Tuhti Rahman hinzu.
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