Südkurier 14.08.2022 |
In der ersten Klimabilanz steckte eine Überraschung: Den höchsten Anteil an klimaschädlichen Emissionen im Betrieb der Zeppelin Universität (ZU) verursachten Flugreisen der Wissenschaftler. 2019 machten sie 45 Prozent aus. „Wir haben die Daten aus den Jahren 2017 bis 2019 zugrunde gelegt, da die Jahre 2020 und 2021 wegen Corona vom Normalbetrieb abwichen“, erklärt Fabian Sennekamp. Neben den Dienstreisen schlugen Heizung und Stromversorgung des Campus am Fallenbrunnen mit einem Drittel zu Buche, der Rest entfiel auf die Versorgung des Seecampus und Treibstoffe für Dienstfahrzeuge.
Sennekamp ist Nachhaltigkeitsbeauftragter der Uni. Zusammen mit der Arbeitsgruppe „Nachhaltige ZU“ und dem Zukunftsbüro ist es sein Job, die ZU auf dem Weg in die Klimaneutralität voranzubringen. Bis 2035 soll der gesamte Betrieb klimaneutral sein. ......
Reisegewohnheiten zu ändern, erwies sich als Herausforderung. Die Forschenden seien auf den Besuch von Tagungen und Kongressen angewiesen, erklärt Sennekamp. Eine Prüfung ergab, dass 80 Prozent der Flüge innerhalb von Europa getätigt wurden. Eine neue Reiserichtlinie verbietet jetzt Kurzstreckenflüge und macht das Bahnfahren attraktiver.
Trotzdem habe es Proteste gegeben. „Da hat es geholfen, dass Verwaltung und Präsidium hinter uns standen“, sagt er. Einige Kollegen hätten sogar die Vorteile des Bahnreisens entdeckt, da sie im Zug besser arbeiten könnten als im Flugzeug. Einfacher und auf mittelfristige Sicht sogar kostengünstig waren die Umstellung der Leuchtmittel auf LEDs, die Installation von Bewegungsmeldern und die Anschaffung abschaltbarer Steckdosenleisten.
Seit 2019 bezieht die Uni Ökostrom aus Wasserkraftwerken in Vorarlberg. Geheizt wird im Fallenbrunnen über das Blockheizkraftwerk des Stadtwerks am See, im Seecampus mit einer Gastherme. „Geplant ist für den Campus am Fallenbrunnen, im Rahmen der Dachsanierung Fotovoltaik zu installieren. Das kann eine große Anlage werden, mit der wir einen Großteil unseres Stroms selbst produzieren“, sagt Sennekamp. Über Solarpanels auf dem Dach des Seecampus verhandle die ZU mit dem Vermieter.
Auch das Pendeln zwischen beiden Standorten soll ökologischer werden. Dafür stellt die Uni den Mitarbeitern zwei Elektroautos mit Ladesäulen zur Verfügung, seit 2019 bietet sie E-Bikes als Jobräder zum Leasen an. Für Studenten gibt es außer überdachten Fahrradstellplätzen das Campusmobil-Carsharing mit Elektrofahrzeugen.
Energie ist aber nur ein Thema. Klimaneutralität und Nachhaltigkeit sollen vermehrt in Lehre und Forschung Eingang finden. Die Uni sucht den Austausch mit regionalen Akteuren wie Stadt, Landkreis und Firmen, beteiligt sich an Aktionen wie Stadtradeln und bietet ihrerseits Veranstaltungen und Vorträge zum Thema. Forschungen, etwa zu klimaangepasster Stadtplanung, sollen direkt der Stadtentwicklung zugutekommen.
Auch was auf dem Campus konsumiert wird, soll nachhaltig sein. „Wir sind seit 2017 Fairtrade-Uni. Dafür müssen wir Kriterien erfüllen, die alle zwei Jahre überprüft werden“, sagt Johanna Nagel, die als studentische Hilfskraft im Zukunftsbüro arbeitet. .....
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