Mittwoch, 24. August 2022

Gift von oben: Verseuchtes Regenwasser wird zum Problem

Die schlechten Nachrichten nehmen gar kein Ende mehr, wir haben es auf allen Ebenen auf die Spitze getrieben und müssen ganz akut umsteuern. Jetzt nur nicht den Kopf in den Sand stecken sondern hart daran arbeiten, damit es wieder besser werden kann!

 Gift von oben: Verseuchtes Regenwasser wird zum Problem (msn.com)

Bereitgestellt von TAG24  Simone Bischof 

Noch immer ist das massive Fischsterben in der Oder und weiteren Flüssen in Polen und Deutschland nicht zu Ende. In Brandenburg ermittelt inzwischen das Landeskriminalamt (LKA), bei unseren Nachbarn die Staatsanwaltschaft Wrocław (Breslau) wegen eines möglichen Umweltdelikts. Nun sorgen weitere Chemikalien für Aufsehen - im Regenwasser!

Es regnet Gift: Wissenschaftler aus Zürich und Stockholm haben sogenannte PFAS-Chemikalien in Regenwasser und Schnee nachgewiesen. Sie sind in Böden, Trinkwasser, Futtermitteln und in Gegenständen des täglichen Bedarfs nachweisbar: Sogenannte PFAS-Chemikalien. Laut der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA sind vor allem Fisch, Obst und Eier sowie daraus hergestellte Lebensmittelerzeugnisse damit belastet. Deklariert werden müssen sie nicht.

Wie das Schweizer Verbrauchermagazin Beobachter berichtet, schlagen nun die Forscher Alarm. Denn weltweit sei das Regenwasser mit PFAS verseucht. Vielerorts komme es sogar zu einem Überschreiten der Belastungsgrenze. Auch Schnee sei betroffen."Das globale Vorkommen von PFAS im Regenwasser zeigt, dass die Belastungsgrenze des Planeten für diese menschengemachten Substanzen überschritten ist", sagt Martin Scheringer, Forscher an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich.

Laut EFSA sind PFAS künstlich hergestellte chemische Verbindungen. Die Abkürzung steht für rund 4700 per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Die fett- und wasserabweisenden Industriechemikalien werden beispielsweise in Teflonpfannen, Outdoorkleidung, Kosmetik und Lebensmittelverpackungen verwendet. Was genau drin ist? Weiß niemand, bis auf die Hersteller.

Scheringer erklärt, dass zwar immer nach der Giftigkeit dieser Stoffe gefragt werde. Doch ein weitaus größeres Problem sei ihre extreme Langlebigkeit, "die dazu führt, dass das Problem jetzt außer Kontrolle gerät". Während sich andere giftige Substanzen wie Nikotin schnell in der Umwelt zersetzen, machen die PFAS das nicht. Im Gegenteil: Sie seien auffällig stabil. "Das ist, was uns beunruhigt."

Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Stockholm konnte Schweringer nachweisen, dass PFAS selbst in der Antarktis in Regenwasser und Schnee vorkommen. Außerdem wurde im tibetischen Hochland der empfohlene Trinkwasser-Grenzwert um das 14-fache überschritten. "Es ist ein Alarmsignal, dass die Umwelt global so deutlich mit diesen Stoffen verschmutzt ist", sagt Scheringer.

Welche Gefahren bestehen für die Menschen? Auf die Gesundheit würden die Chemikalien unterschiedlich stark wirken, weiß der Schweizer. Bei Männern könnte sich etwa die Zahl der Spermien verringern, Kinder würden nach Impfungen weniger Antikörper bilden. Auch Krebserkrankungen werden bei zu viel Gift im Körper nicht ausgeschlossen. Wenn sich die PFAS immer mehr in den Menschen anreichern, dann würden auch immer mehr Menschen gesundheitliche Schäden davontragen. "Man darf mit diesen Stoffen nicht so umgehen", sagt Scheringer.

Da die PFAS auf keinem Produktetikett auftauchen, wissen Verbraucher meist nicht, wo sie drinstecken. Verboten wurden bislang nur die besonders gefährlichen Varianten. Scheringer nimmt deshalb Industrie und Politik in die Pflicht, daran etwas zu ändern und nur noch ausgewählte PFAS zuzulassen.



Euronews hier von Rosie Frost  08/08/2022

Studie: Regenwasser wegen "ewiger Chemikalien" weltweit nicht trinkbar

Regenwasser soll laut einer Studie bedenkliche Mengen an Chemikalien enthalten.


Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Regenwasser fast überall auf der Erde bedenkliche Mengen an sogenannten "ewigen Chemikalien" enthält.

Sie sind in Pizzakartons oder Kaffeebechern. Per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz PFAS, umfassen eine große Gruppe von Stoffen, die vom Menschen hergestellt werden und in der Natur nicht vorkommen. Sie werden als "ewige Chemikalien" bezeichnet, weil sie sich in der Umwelt nicht abbauen.

Sie haben antihaftende oder schmutzabweisende Eigenschaften und sind daher in Haushaltsgegenständen wie Lebensmittelverpackungen, Elektronik, Kosmetika und Kochgeschirr zu finden.

Doch jetzt haben Forscher der Universität Stockholm sie im Regenwasser an den meisten Orten der Erde gefunden - auch in der Antarktis. Es gibt keinen sicheren Ort, um ihnen zu entkommen.

"In den letzten 20 Jahren sind die Richtwerte für PFAS im Trinkwasser erstaunlich stark abgesenkt worden",  sagt Ian Cousins, Hauptautor der Studie und Professor am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Stockholm. Für eine bekannte Substanz, die "krebserregende Perfluoroctansäure (PFOA)", sind die Wasserrichtwerte in den USA um das 37,5 Millionenfache gesunken.

Auf Basis der aktuellen US-Richtlinien für PFOA im Trinkwasser würde Regenwasser überall als nicht trinkbar eingestuft werden, so Cousins. "Obwohl wir in der industriellen Welt nicht oft Regenwasser trinken, erwarten viele Menschen auf der ganzen Welt, dass es sicher zu trinken ist, und es versorgt viele unserer Trinkwasserquellen."

Welches Risiko stellen die "ewigen Chemikalien" für unsere Gesundheit dar?

Die gesundheitlichen Risiken einer Exposition mit diesen Stoffen sind umfassend erforscht worden. Wissenschaftler sagen, dass sie mit Fruchtbarkeitsproblemen, einem erhöhten Krebsrisiko und Entwicklungsverzögerungen bei Kindern in Verbindung gebracht werden könnten.

Andere wiederum sagen, dass kein kausaler Zusammenhang zwischen diesen Chemikalien und einer schlechten Gesundheit nachgewiesen werden könne.

Trotz Uneinigkeit in der Wisschenschaftswelt und als Ergebnis dieser neuen Forschung fordern einige Forscher strengere Beschränkungen für PFAS.

"Es kann nicht sein, dass einige wenige wirtschaftlich profitieren, während sie das Trinkwasser von Millionen anderen verschmutzen und ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen", sagt Dr. Jane Muncke, Geschäftsführerin der Food Packing Foundation in Zürich, die nicht an der Studie beteiligt war.

Das Regenwasser-Experiment

"Die enormen Summen, die es kosten wird, die PFAS im Trinkwasser auf ein Niveau zu senken, das nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand unbedenklich ist, müssen von der Industrie bezahlt werden, die diese giftigen Chemikalien herstellt und verwendet. Die Zeit zum Handeln, sagt sie, ist jetzt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen