Ralf Caspary im Gespräch mit Sascha Maier vom BUND.
Wasserknappheit in Deutschland: Die Politik muss reagieren
Zum Welttag zur Bekämpfung der Wüstenbildung und Dürre fordert der BUND, die Nationale Wasserstrategie endlich zu verabschieden. Sie sieht vor, die natürlichen Wasserreserven Deutschlands zu sichern und Vorsorge gegen Wasserknappheit zu leisten. Der Entwurf liegt seit einem Jahr vor – jetzt müsse gehandelt werden.
FAZ hier Von Stefanie Diemand, Stephan Finsterbusch
Deutschland ist eigentlich ein wasserreiches Land. Der Kampf ums Wasser hat mancherorts aber längst begonnen.
„In der Zeit von 17 bis 21 Uhr ist das Bewässern und Beregnen von Grundstücken, öffentlichen Grünflächen und Parkflächen und das Befüllen von Wasserbecken mit Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgungsanlage verboten“, heißt es in der Mitteilung der Gemeinde Panketal in Brandenburg. Die Regelung gilt seit Anfang August. Denn die dort gelegene Panke, ein kleines Flüsschen, das in die Spree in Berlin mündet, ist ausgetrocknet. Trockenheit und Niedrigwasser in Seen und Flüssen plagen immer mehr Gemeinden in Deutschland. Und immer häufiger werden die Bürger zum Wassersparen aufgerufen, manchmal resultieren aus Hitze Verordnungen wie in Panketal.
Für Millionen Menschen auf der Welt, für die gesamte Industrie und Landwirtschaft ist der immer größer werdende Mangel an Wasser nicht nur eine tägliche Herausforderung, er ist geradezu ein Politikum. Im Norden Italiens rief die Regierung jüngst den Notstand aus, ein französisches Dorf verbietet Zähneputzen mit Leitungswasser. Ganz zu schweigen von Regionen im Nahen Osten, Lateinamerika, Asien oder Afrika, in denen Wassermangel längst kein Ausnahmezustand mehr ist – sondern alltägliche Not.
Eigentlich hat die Erde genug Wasser, schließlich ist sie zu zwei Dritteln mit dem kostbaren Nass bedeckt. Doch 97 Prozent davon sind salzig und alles in allem nur 3 Prozent der Vorkommen für den Menschen genießbar. Rund zwei Drittel des Süßwassers jedoch liegen tiefgefroren an den Polen. So steht dem Mensch nur ein Drittel des globalen Süßwasservorrats von alles in allem rund 35 Millionen Kubikkilometern für die täglichen Bedürfnisse zur Verfügung.
„Wassermangel und Verteilungskämpfe vermeiden“
Diese Menge gilt zwar als ausreichend, um sieben bis neun Milliarden Menschen Tag für Tag gut über die Runden zu bringen. Doch diese Vorräte sind auf der Welt ungleich verteilt. Rund 2,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben laut UNICEF keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser, rund 785 Millionen Menschen fehlt eine Grundversorgung mit Trinkwasser – und der Bedarf wächst. Denn die Weltbevölkerung nimmt quasi jährlich zu, und dank der Industrialisierung rund um den Globus steigt auch der allgemeine Wohlstand. Und das hat eine Kehrseite. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat sich binnen hundert Jahren die Bevölkerungszahl auf der Welt vervierfacht, der Wasserverbrauch aber hat sich nahezu verzehnfacht. Damals wie heute schluckt die Landwirtschaft 70 Prozent des verfügbaren Süßwassers. Die Industrie braucht rund 20 Prozent. So weit die Lage auf der Welt. Deutschland zählt zu den wasserreichen Ländern der Welt. Doch schon heute wird die Bundesrepublik von Ernteausfällen in der Landwirtschaft, zu niedrigen Wasserständen in den Seen und Flüssen oder Schäden in den Wäldern geplagt. Nicht alle Regionen trifft das gleich, denn auch in Deutschland ist das Wasser ungleich verteilt: Zu den wasserarmen Regionen zählen viele Städte und Dörfer in Ostdeutschland.
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