Schwäbische Zeitung hier 10.08.2022, WOLFGANG HEYER
mit den Waldseer Fraktionssprechern beziehen Sonja Wild (CDU), Bernhard Schultes (FW), Lucia Vogel (Grüne) und Rita König (SPD) im Gespräch mit Wolfgang Heyer Position zu den wichtigsten Themen der Großen Kreisstadt.
Die Preise steigen: Die Nebenkostenabrechnungen könnten im Winter schwindelerregende Höhen erreichen. Welchen Weg muss die Stadt Bad Waldsee beim Thema Gas, Heizen und Energieversorgung der Zukunft einschlagen?
Wild: Es muss Sparmaßnahmen bei öffentlichen Gebäuden geben und das Leitbild des Klimaschutzes schnellstmöglich umgesetzt werden. Lastenräder und PV-Anlagen auf Dächern und Balkonen sollten mehr gefördert werden. Doch es muss nicht Aufgabe der Stadt sein, sondern das ist Aufgabe der großen Politik, wie Land und Bund. Außerdem müssen wir einen guten Energieversorger finden – und zwar keinen aus dem Ruhrpott, sondern einen in unserer Nähe. Betriebe könnten auch ihre Parkflächen überdachen und PV-Anlagen darauf bauen.
Schultes: Kurzfristig kann die Stadt bei den eigenen Liegenschaften sparen und Arbeitszeiten sowie Temperaturen überdenken und Mitarbeiter sensibilisieren. Aber da ist im Rahmen des European-Energy-Awards schon viel passiert. Ich bin dagegen, dass man Bäder schließt und Hallen kalt lässt. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien muss es einfach schneller gehen. Dem städtischen Klimaschutzmanager muss man Beinfreiheit geben für mehr Förderprojekte und Anreize. Es braucht Informationen für die Bürger, wie sie gezielt Energie einsparen können. Auch beim städtischen Fuhrpark ist noch Luft nach oben.
Vogel: Einerseits müssen wir Energie einsparen und zwar so viel wie möglich. Dazu könnte die Verwaltung informieren, welche Möglichkeiten es gibt, eben auch im Privaten. Andererseits müssen wir Gebäude sanieren um Energie einzusparen und so schnell wie möglich in die erneuerbaren Energien einsteigen, um auch autark zu werden. Die Stadtwerke müssen komplett auf erneuerbare Energien umstellen. Sonne, Windkraft, Geothermie, Photovoltaik – wir müssen bei allem dabei sein.
König: Sparmaßnahmen im Haushalt – jetzt und in Zukunft – werden unumgänglich sein. Mit den Stadtwerken ist die Thematik aber längst in Bad Waldsee angekommen. Es ist nur so, dass in Bad Waldsee in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren sehr viel gebaut wurde und viele Gasheizungsanlagen 30 bis 40 Jahre alt sind und erneuert werden müssen. Die Weiterführung des Nahwärmenetzes wäre notwendig und sinnvoll. Bei der energetischen Unabhängigkeit sollte die Wertschöpfung vor Ort bleiben. Und nicht zuletzt könnten die Temperaturen in städtischen Gebäuden um ein, zwei Grad abgesenkt werden.
Wohnungen sind nicht nur in Bad Waldsee Mangelware. Welche Strategie würden Sie präferieren, um den Menschen wieder günstigen Wohnraum anbieten zu können?
Schultes: In der Vergangenheit wurde es vonseiten der Stadt versäumt, Randflächen oder landwirtschaftliche Flächen zu kaufen. Diese Flächen müssen strategisch in städtische Hand kommen. Genossenschaftsmodelle anderer Kommunen müssen wieder aus der Schublade geholt werden. Da könnte man sich mit einbringen, beispielsweise mit Bauland. Aber ich glaube nicht, dass die Stadt selbst baut. Städtische Flächen könnten an Projektträger vergeben werden. Nachhaltiges Bauen und der Preis passen leider nicht immer zusammen. Auch Leerstände müssen durchgegangen werden. Langfristig könnte man in Quartierslösungen mit Mobilitätsangeboten denken.
Vogel: Im ersten Schritt müssen die Leerstände erfasst werden. Wie viele Häuser und Wohnungen in Bad Waldsee stehen leer? Als zweites muss eine Beratungs- und Vermittlungsstelle bei der Verwaltung eingerichtet werden, die konkrete Fragen zum Bauen beantwortet. Informationen zu Umbaumöglichkeiten, Anbauten oder Aufstockungen, aber auch zu modernen Wohnkonzepten, wie Alters-WGs, Mehrgenerationenhäuser und Tiny-Häusern sollten dort zu bekommen sein. Über Genossenschaftsbau könnten alternative Wohnprojekte ermöglicht und altersgerechte Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. Die Stadt soll dabei nicht selbst bauen, aber Trägern den Bau anbieten.
König: Das Wohnquartier auf dem Hymer-Areal erachte ich als lobenswert, weil ein Industriegelände bebaut und kein jungfräulicher Boden belastet wird. Die Stadt muss sicherstellen, dass so ein Quartier mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen und zu bezahlbaren Preisen realisiert wird. Der soziale Wohnungsbau muss eine noch höhere Priorität bekommen und Bebauungspläne müssen abgeändert werden, damit Aufstockungen möglich werden. Und ja, es müssen neue Wohnmodelle für Alt und Jung angedacht werden, bei denen unter anderem Inklusion und Integration eine wesentliche Rolle spielen.....
Wild: Ich spreche mich für Nachverdichtungen aus und für keine Bauten auf der Grünen Wiese. In der Verwaltung muss eine Stelle geschaffen werden, die leere Grundstücke und Häuser erfasst. Bebauungspläne gehören wirklich abgeändert, um so Anbauten und Aufstockungen zu ermöglichen. Baugemeinschaften wie im Pfändle wären auch eine Möglichkeit oder Erbpacht auf städtische Grundstücke. Das Kloster Reute hat aktuell ein ganz tolles Projekt zum Thema Wohnen der Zukunft.
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