hier 18.08.2022 |
Mitten in den Sommerferien fallen wichtige Zugverbindungen aus. Schuld daran seien Personalausfälle, Materialschäden sowie Probleme in der Infrastruktur, lautet die Begründung von Verkehrsministerium und Verkehrsbetrieben. Betroffen sind vor allem die Linien von Friedrichshafen nach Ulm, von Aulendorf nach Kißlegg sowie von Aulendorf nach Ulm. Ministerialdirektor Berthold Frieß gibt sich zerknirscht: „Dass das so nicht weitergehen kann, ist allen klar.“
Dieser Meinung ist auch Stefan Buhl, Mitglied Fahrgastverband Pro Bahn und Vorsitzender Regionalverband Bodensee-Oberschwaben. Allerdings hält er Frieß’ Aussage für ein Lippenbekenntnis. Hoffnung, dass sich bald etwas ändert, hat er nicht. „Man kann doch nicht alle Ausfälle mit Krankenständen des Personals begründen“, ätzt Buhl gegen die Bahn. „Die Corona-Ausrede wird langsam einfach albern.“
Redet sich die Bahn aus hausgemachten Problemen heraus? Ganz so einfach ist es nicht. Auch andere Betriebe leiden derzeit unter Personalausfällen. Zuletzt gaben die Kliniken in Überlingen und Friedrichshafen bekannt, geplante Behandlungen verschieben zu müssen – eben wegen des hohen Krankenstandes beim Personal. Die Fluglinie Corendon sagte Flüge am Bodensee-Airport ab. Das weiß auch Buhl. „Natürlich fehlt überall Personal.“ Doch er hätte sich gewünscht, dass sich die Verantwortlichen bei der Bahn darauf vorbereiten: „Schon vor Corona war die Personaldecke hauchdünn.“ Auch im Verkehrsministerium wurde der Handlungsbedarf erkannt. In einer Mitteilung ist die Ankündigung zu lesen, man wolle für Herbst die Anzahl der Beschäftigten aufstocken. „So wird einer möglichen Herbstwelle mit erneut hohen Krankheitsständen vorgebeugt“, heißt es im Schreiben.
Eine Bahn-Sprecherin verwies auf Anfrage darauf, dass nicht nur Lokführer oder Zugbegleiter gebraucht werden. Gründe für die gestrichenen Verbindungen seien auch Lücken beim technischen Personal, etwa zur Wartung von Zügen. Derzeit gebe es Ausfälle in der Werkstatt in Ulm. Dort werden auch Maschinen und Wägen gewartet, die am Bodensee unterwegs sind.
Stefan Buhl stellt in Richtung Politik eine Forderung, die über die Anzahl der Beschäftigten hinausgeht. „Was wir von Pro Bahn uns wünschen, ist ein konsequenter Ausbau der kompletten Infrastruktur.“ Das bedeute mehr Züge, aber auch eine Stärkung des Schienennetzes. „Schon seit Jahren warten wir auf einen Ausbau der Bodenseegürtelbahn. Doch noch immer hat sich an dieser Front wenig getan“, moniert Buhl.
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