Die auch noch im Jahr 2022 erzielten Erfolge beim Containern sind nicht gerade vertrauensbildend für das Zero-Waste-Projekt von Lidl, wie das Beispiel Ravensburg zeigt. Wird Containern auch deshalb abgelehnt?
Ist das Konzept ein Zahnloser Papiertiger um eine gesetzliche Regelung zu umgehen? Wird es noch umgesetzt?
HNA hier Lucas Maier 25.07.2022
Verschwendung von Lebensmitteln ist auch in Deutschland ein Problem. Aldi, Lidl und Co. testen neue Konzepte. Kunden können profitieren.
Essen – Zwischen 280 und 300 Kilogramm Lebensmittel: Soviel Essen landet ungefähr pro Kopf und Jahr in europäischen Mülltonnen. Der Großteil hiervon fällt bei der Produktion und im Einzelhandel an, wie eine Studie der Vereinten Nationen bereits im Jahr 2011 herausfand.
In Frankreich wurde als Reaktion auf die gestiegene Lebensmittelverschwendung im Jahr 2016 ein Gesetz zu Eindämmung erlassen. Das Gesetz erfolgte auf eine Initiative des damaligen Landwirtschaftsministers Guillaume Garot. Es ist deshalb als loi Garot bekannt, wie der wissenschaftliche Dienst des Bundestages schreibt. Es verpflichtet Supermärkte und Händler unter anderem dazu, abgelaufene Lebensmittel zu spenden, andernfalls droht eine Geldstrafe.
Lebensmittel in Europa: Frankreich verpflichtet Aldi und Co.
Ein eigenes Gesetz wie in Frankreich gibt es in Deutschland bisher nicht. Immer wieder kommen hierzulande Aktivisten vor Gericht, weil sie Lebensmittel aus dem Müll von Supermärkten „retten“. Doch auch Supermärkte setzen sich proaktiv gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein.
Die zweitgrößte Supermarktkette der Welt, der Aldi-Konzern, hat hierfür ein eigenes Strategiepapier veröffentlicht. In dem Schriftstück aus dem Jahr 2019, setzt Aldi Süd das erklärte Ziel hoch an. Der Schwerpunkt soll bei dem Supermarkt-Giganten auf „Zero-Waste“ liegen, also der kompletten Vermeidung von „Lebensmittelverlusten“.
Aldi hat ein Konzept: So versucht der Konzern Lebensmittel zu retten
Es sollen bei Aldi also so wenig Lebensmittel wie möglich in der Tonne landen. Damit das auch funktioniert, hat Aldi eine klare Vorgehensweise zu Lebensmittelüberschüssen ausgearbeitet. Mit absteigender Priorität soll in dem Unternehmen wie folgt vorgegangen werden:
- Lebensmittelüberschüsse bei Aldi
- Vermeidung: An oberster Stelle der Abfallpolitik steht bei Aldi die generelle Vermeidung des Lebensmittelverlustes. Das soll durch eine verbrauchsorientierten Einkauf erreicht werden.
- Spende: Noch genießbare Ware soll nach Möglichkeit „an karitative oder gemeinnützige Einrichtungen“ gespendet werden. Der Aldi-Konzern arbeitet hierfür nach eigenen Angaben mit den Tafeln zusammen.
- Landwirtschaft: Aldi verpflichtet seine Filialen dazu, verdorbene Lebensmittel an landwirtschaftlichen Betrieben als Futtermittel zur Verfügung zu stellen.
- Energie: Wenn Lebensmittel nicht mehr für die Landwirtschaft geeignet sind, sieht das Konzept die Verwendung für Biogas oder ähnliche Konzepte vor.
- Entsorgung: Wenn die oberen vier Schritte nicht für eine Vermeidung von Lebensmittelentsorgung geführt haben sollten, landet das Essen am Ende, auch bei Aldi in der Tonne.
- Quelle: Aldi Süd
Aldi Nord hat ebenfalls ein eigenes Konzept zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Dieses sieht ein ähnliches, wenn nicht sogar fast identisches Vorgehen wie bei Aldi Süd vor. Beide Konzepte setzen zudem auf eine Sensibilisierung der Kundschaft und der Mitarbeitenden.
Edeka setzt auf Aufklärung: Lebensmitteln sollen auch hier möglichst nicht in die Tonne
Der Konkurrent Edeka will ebenfalls aufklären und sensibilisieren, um dem Wegwerfen von Lebensmitteln vorzubeugen. Hierfür hat der Edeka-Konzern eine Nachhaltigkeit-Website eingerichtet. Wie auch Aldi arbeitet Edeka mit der Kampagne „zu gut für die Tonne“ zusammen, die das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ins Leben rief.
Ähnlich wie Aldi hat auch Edeka ein Vorgehen zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Edeka arbeitet ebenfalls mit den Tafeln zusammen. Mit dem Projekt „Liebe²“, werden aus nicht mehr genießbarem Obst und Gemüse im Raum Hannover-Minden verschiedene Produkte wie Chutney.
„Zero-Waste“: Aldi und Lidl mit einem ambitionierten Ziel
Das Ziel „Zero-Waste“ findet sich nicht nur bei Aldi. Auch Lidl hat sich der kompletten Abfallvermeidung in Bezug auf Lebensmittel verschrieben.
Im Rahmen der Lidl-Nachhaltigkeitsstrategie 2030, hat sich das Unternehmen aus Neckarsulm das Ziel gesetzt, Lebensmittelverluste und organischen Abfall bis 2025 um 30 Prozent zu reduzieren.
„Zero Waste“ bei Lidl: Kunden profitieren und können Produkte günstiger kaufen
Das Konzept von Lidl auf dem Weg zu „Zero-Waste“ ähnelt hier stark dem vom Konkurrenten Aldi. So findet sich hier ebenfalls die Kooperation mit Tafeln und auch das erzeugen von Bio-Energie ist Teil der Strategie von Lidl.
Eine dem Bedarf angepasst Einkaufsstrategie haben die Konzepte ebenfalls gemein. Im Hause Lidl wird mit „Ich halte oft länger, als man denkt“-Aufklebern darauf aufmerksam gemacht, dass manche Produkte oft auch nach Ablaufen des Haltbarkeitsdatums genießbar sind. In sogenannten Retter Boxen und Tüten gibt es bei Lidl Lebensmittel, die nicht den Verkaufskriterien entsprechen oder kurz vor dem Ablaufdatum stehen, zu niedrigeren Preisen.
Rewe-Group: Verantwortung beim Käufer und auf keinen Fall ein Gesetz
Die Rewe-Group, der auch Penny angehört, hat sich ebenfalls in einem Papier zur Lebensmittelverschwendung positioniert. Ein Gesetz, wie es in Frankreich in Kraft getreten ist, wird laut diesem strikt abgelehnt. In dem Papier aus dem Jahr 2022 wird zudem das sogenannte „Countainern“, zum Retten von Lebensmitteln, von dem Konzern abgelehnt. Dass hierbei auch verdorbene Ware verzehrt werden könnten, nennt das Unternehmen als Grund für ihre Haltung.
„Als zentralen Anknüpfungspunkt zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen sehen wir zudem die Verbraucher“, so die Rewe-Group in ihrem Positionspapier. Wie auch die konkurrierenden Supermärkte spendet Rewe und Penny nicht verkaufte Lebensmittel an Tafeln und versucht mit bedarfsgerechtem Einkauf den Verlust von Lebensmitteln möglichst gering zu halten. (Lucas Maier)
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