Donnerstag, 25. August 2022

Umweltverbände fordern Reform der Dienstwagenbesteuerung

Handelsblatt hier  24.08.2022  dpa

Umweltorganisationen haben sich für eine grundlegende Reform der Dienstwagenbesteuerung ausgesprochen. Allein die Steuererleichterungen für besonders umweltschädliche Dienstwagen mit einem Ausstoß von mehr als 180 Gramm CO2 pro Kilometer kosteten den Staat 1,6 Milliarden Euro, ergab eine neue Analyse von Transport & Environment (T&E) Deutschland. Jeder zehnte neue Verbrenner-Dienstwagen sei ein emissionsintensiver Luxuswagen, so der Verband. Die Bundesregierung solle die Privilegien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bei der Dienstwagenbesteuerung unverzüglich beenden.

Der Dienstwagenmarkt biete das größte Potenzial zur Elektrifizierung, hinke bisher aber deutlich hinterher, so der Direktor von T&E Deutschland, Stef Cornelis. „Das liegt daran, dass die Dienstwagenbesteuerung keine Lenkungswirkung entfaltet und nicht die notwendigen Anreize für den Umstieg auf Elektro bietet. Eine Steuerreform und der Abbau der Steueranreize für Verbrenner würde ein Signal an Unternehmen und Automobilhersteller senden, schneller Richtung E-Mobilität umzuschalten.” (siehe dazu vollständige Pressemitteilung unten)

Der Abbau des Dienstwagenprivilegs für Verbrenner und Plug-in-Hybride würde die Emissionen im Verkehr senken und der Bundesregierung gleichzeitig Mehreinnahmen bringen. Dadurch ließe sich das 365-Euro-Ticket finanzieren und damit auch eine sozialverträgliche Mobilitätswende, wurde argumentiert.

In der Bundesregierung gibt es Streit über die Besteuerung von Dienstwagen. Die Grünen wollen Änderungen, auch um ein zusätzliches Entlastungspaket angesichts hoher Energiepreise zu finanzieren. Finanzminister Christian Lindner (FDP) lehnt Änderungen ab.

Nach einer Kantar-Umfrage im Auftrag von Greenpeace wünschen sich 80 Prozent der Befragten eine dauerhafte Nachfolge des Ende August auslaufenden 9-Euro-Tickets, finanziert durch den Abbau von Subventionen wie dem Dienstwagenprivileg oder der Pendlerpauschale. „Sehr viele Menschen wollen ein bezahlbares und gut ausgebautes ÖPNV-Angebot und sie akzeptieren, dass zur Finanzierung Subventionen gestrichen werden”, so Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer.


Handelsblatt hier

Viele europäische Unternehmen müssen auf ihre Dienstwagen Tausende Euro an Steuern zahlen, die der Staat in Deutschland gar nicht erhebt. Eine Chance für mehr Klimaschutz?

Fast überall teurer: Deutschlands Sonderweg bei Dienstwagen – Diese fünf Hebel nutzen andere Regierungen

Dienstwagen lohnen sich steuerlich in Deutschland so sehr wie in kaum einem anderen vergleichbaren Land in Europa. Wenn die Autos auch privat genutzt werden dürfen, werden in Deutschland vergleichsweise geringe Steuern fällig. Das gilt besonders dann, wenn es sich um große, schwere Wagen handelt, die besonders schädlich für die Umwelt sind. Darüber hinaus helfen große Dienstwagen in Deutschland auch auf andere Weise beim Steuersparen.....


Original: Pressemitteilung vom 24. AUGUST 2022  hier

Steuererleichterungen für besonders umweltschädliche Dienstwagen kosten den Staat 1,6 Mrd. Euro

Eine Reform der Dienstwagenbesteuerung allein für diese Fahrzeuge würde das 365-Euro-Ticket für 10 Millionen Menschen finanzieren.

Allein die Steuererleichterungen für besonders umweltschädliche Dienstwagen mit mehr als 180 g CO 2 /km kosten den Staat 1,6 Mrd. Euro, so eine neue Analyse von Transport & Environment Deutschland (T&E). Jeder zehnte neue Brenner-Dienstwagen ist ein emissionsintensiver Luxuswagen. Für Dienstwagen mit Verbrennungsmotor bestehen große steuerliche Anreize, während die Elektrifizierung im Firmenwagenmarkt noch sehr gering ist. T&E fordert die Bundesregierung auf, die Privilegien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bei der Dienstwagenbesteuerung unverzüglich zu beenden.

T&E untersuchte neue Dienstwagen, die mehr als 180 Gramm CO 2 pro Kilometer ausstoßen und damit 64 % mehr als der durchschnittliche Neuwagen. Untersucht wurde der Unterschied zwischen der Besteuerung dieser Fahrzeuge in Deutschland und in anderen Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden, Italien und Dänemark, wo bis zu 3 % des Bruttolistenpreises pro Monat auf das zu versteuernde Einkommen des Fahrers aufgeschlagen werden.
In Deutschland müssen Fahrer von Benzin- und Diesel-Dienstwagen für die Privatnutzung nur 1 % des Bruttolistenpreises versteuern (1-Prozent-Regelung). Laut T&E ist die Schaffung eines klaren Unterschieds zwischen der Besteuerung von Elektro- und Verbrenner-Dienstwagen eine der effektivsten Möglichkeiten, den Dienstwagenmarkt zu elektrifizieren und somit zur offensichtlichen der deutschen Klimaziele beizutragen.

Stef Cornelis, Direktor von T&E Deutschland, sagte: „ Einer von zehn Dienstwagen in Deutschland ist ein Luxusauto, das enorme Mengen an CO2 ausstößt. Es ist kaum zu glauben, dass sie momentan total unterbesteuert sind. Der Dienstwagenprivileg für Verbrenner und Plug-in-Hybride würde die Emissionen im Verkehr reduzieren und der Bundesregierung gleichzeitig Mehreinnahmen bringen. Dadurch ließe sich das 365-Euro-Ticket finanzieren und damit auch eine sozialverträgliche Mobilitätswende. „

Allein durch eine Reform d er Dienstwagenbesteuerung für besonders umweltschädliche Fahrzeuge könnte ein 365-Euro-Ticket für 10 Millionen Menschen kontrolliert werden.

Derzeit erhält der Fahrer eines Mercedes G-Klasse-Dienstwagens eine monatliche Steuerermäßigung von 1.116 Euro – eine Summe, mit der das 365-Euro-Ticket für mehr als 80 Personen verwaltet werden könnte. Einer von drei neuen Mercedes G-Klassen, deren Listenpreis bei 125.956 € beginnt, ist ein Dienstwagen. Der Fahrer eines Audi Q8 erhält eine monatliche Steuerermäßigung von 721 Euro, mit der er ein 365-Euro-Ticket für mehr als 50 Personen finanzieren könnte. In Deutschland ist jeder dritte neue Audi Q8, der 259 g CO 2 /km ausstößt, ein Dienstwagen. Weitere beliebte Dienstwagen mit hohem Schadstoffausstoß sind der BMW X5, der VW Touareg und der Audi Q5.

Stef Cornelis, Direktor von T&E Deutschland: „ Der Dienstwagenmarkt bietet das größte Potenzial zur Elektrifizierung, hinkt bisher aber deutlich hinterher. Das liegt daran, dass die Dienstwagenbesteuerung keine Lenkungswirkung entfaltet und nicht die notwendigen Anreize für den Umstieg auf Elektro bietet. Eine Steuerreform und der Abbau der Steueranreize für Verbrenner würde ein Signal an Unternehmen und Automobilhersteller senden, schneller Richtung E-Mobilität umzuschalten. " 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen