efahrer hier 02. August 2022 | Luisa Greiner
Die Diskussion ums Tempolimit hat wieder Fahrt aufgenommen.
Das Thema Tempolimit auf den Autobahnen ist durch die Energiekrise wieder aktuell.
Die Polizei-gewerkschaft NRW vertritt einen klaren Standpunkt - auch die Mehrheit der Deutschen ist sich einig.
Immer wieder flammt die Diskussion über ein Tempolimit auf den Autobahnen auf. Durch den Ukraine-Krieg wird das Thema erneut befeuert, denn langsameres Fahren kann ein Beitrag zum Energiesparen sein.
Nun meldet sich die Deutsche Polizeigewerkschaft in NRW mit einem klaren Votum für eine Geschwindigkeitsbegrenzung. In einem Gespräch mit RP Online sagte der Landesvorsitzende Erich Rettinghaus: “Ein generelles Tempolimit von 130 gehört an die vorderste Stelle von zu treffenden Maßnahmen, um die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Verkehrsteilnehmenden deutlich zu reduzieren und die Zahl der Schwerverletzten signifikant zu senken.” Für ihn ist es eine dringliche Maßnahme, mit der Menschenleben und die Umwelt geschützt werden müssen.
Mehrheit der Deutschen für Tempolimit
Mit dieser Meinung steht Rettinghaus nicht alleine. In einer Umfrage von YouGov äußerten sich mehr als 2.000 Personen über 18 zum Thema Tempolimit. 57 Prozent der Befragten waren klar für ein Limit auf den Autobahnen, 33 Prozent dagegen. Zehn Prozent waren unschlüssig. Die Mehrzahl der Befürworter, nämlich 87 Prozent waren Anhänger der Grünen, die Mehrheit der Tempolimit-Gegner Anhänger der FDP
(52 Prozent).
Zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kam jüngst auch eine von RTL und n-tv in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage. Deren Ergebnis zeigt, dass 57 Prozent der deutschen Autofahrer mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h auf deutschen Autobahnen einverstanden wären. 39 Prozent der Befragten sprachen sich gegen ein Tempolimit aus.
CDU offen für - befristetes - Tempolimit
Während sich in der Ampelkoalition die FDP weiter gegen eine Begrenzung ausspricht, zeigt sich die CDU zumindest für ein zeitlich begrenztes Tempolimit offen, wie EFAHRER.com berichtet. Im Deutschlandfunk sagte CDU-Parteivize Andreas Jung: „Ich persönlich wäre in dieser Situation auch offen für ein befristetes Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen.“ Auch die Umweltministerkonferenz stimmte dafür, Bayern und Nordrhein-Westfalen hielten die Wirkung zwar für begrenzt, das Votum war allerdings einstimmig.
Bundeskanzler Scholz hingegen hält noch nichts von einer Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen: "Das hat diese Regierung nicht vereinbart und deswegen kommt es auch nicht", sagte Scholz gegenüber der dpa.
Berechnungen des Umweltbundesamts haben ergeben, dass Tempo 130 auf Autobahnen 1,5 Millionen Tonnen an CO2 und damit 600 Millionen Liter Sprit einsparen würde. Während es sich beim CO2-Ausstoß um etwa fünf Prozent der Gesamtmenge handelt, sinkt der Kraftstoffgesamtverbrauch von Autos durch diese Maßnahme um knapp 1,5 Prozent. Größere Einsparungen gelängen nur mit drastischeren Tempolimits. Auch Elektroautos sparen bei niedrigeren Autobahngeschwindigkeiten Strom ein. Ohnehin gibt es schon Stromer, die bei um die 130 km/h abgeriegelt sind, etwa der VW e-Up oder der Renault Twingo Electric.
Tempolimit führt zu weniger schweren Unfällen
Sinkt das Unfallrisiko mit einem Tempolimit? Dem ADAC zufolge lassen sich beim innerdeutschen Vergleich auf Abschnitten ohne Geschwindigkeitsbeschränkung anteilig nicht mehr Unfälle feststellen als auf Strecken mit Tempolimits von 120 oder 130 km/h. Dem Verkehrsclub zufolge würde sich ein streckenbezogenes Tempolimit auf Abschnitten lohnen, auf denen überdurchschnittlich viele oder schwere Unfälle passieren.
So lässt sich auch eine Datenanalyse des Nachrichtenportals Der Spiegel interpretieren. Demnach ist das Todesfalls-Risiko auf Strecken ohne Tempolimit rund 75 Prozent größer als auf Strecken mit Tempobeschränkung. Auch die Zahl der Schwerverletzten liegt bei unbegrenzter Geschwindigkeit um 20 Prozent höher.
Wie eine in Nordrhein-Westfalen durchgeführte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigte, fahren 77 % der Menschen auf der Autobahn meist unter 130 km/h. Zwölf Prozent fahren zwischen 130 und 140 Stundenkilometer, etwa neun Prozent zwischen 140 und 160 km/h. Nicht ganz zwei Prozent fahren über 160 km/h, die Mehrheit davon ist nachts unterwegs.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen