22.06.2023 hier im Südkurier
Nur noch 21 Tonnen Felchen haben die verbliebenen 64 Berufsfischer 2022 im Obersee des Bodensees gefangen. Das sei ein Einbruch um mehr als 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als noch 107 Tonnen in die Netze gingen.
Die Fangquote für 2022 liege sogar knapp 90 Prozent unter dem Mittel der vergangenen zehn Jahre, teilt die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) nach ihrer Jahrestagung am späten Mittwochabend mit. Bei der ganztägigen Sitzung, die erst gegen 22 Uhr zu Ende ging, sei deshalb ein Paket an Maßnahmen beschlossen worden.
Wie im Vorfeld erwartet, dürfen Felchen ab dem 1. Januar 2024 drei Jahre lang nicht gefangen werden, um den mageren Bestand zu schonen. Das gelte nicht nur für die Berufsfischer, sondern auch für Angler, vorerst aber nur am Obersee. Für den Untersee ist eine eigene Kommission zuständig, die in diesem Jahr noch nicht getagt hat....
Kaum noch junge Fische
Die acht Vertreter aller Bodensee-Anrainerstaaten stufen die Situation der Felchen als „besorgniserregend“ ein. Es gebe kaum noch junge Fische. Erstmals räumt die IBKF ein, dass es der Fischart an Nahrung mangele. Ursachen für den aktuellen, starken Rückgang seien die explosionsartige Ausbreitung von Stichling und Quagga-Muschel. Außerdem leide der Fischbestand insgesamt im See auch unter der weiter steigenden Zahl an Kormoranen.
Die badischen Berufsfischer akzeptieren den Beschluss dahingehend, dass die IBKF ihrem Auftrag nachkomme, „den Fischbestand zu schonen, achten und schützen“....
Seit 15 Jahren machen die Berufsfischer auf die „großen Störfaktoren“ aufmerksam, die dem Fischbestand schaden, so Dilger. Einer ist der Kormoran. 6100 Vögel hat die Landesanstalt für Umwelt zuletzt am See gezählt, 1219 Brutpaare im Sommer 2022 festgestellt. Der größte Teil davon brütet in sieben Kolonien am baden-württembergischen Seeufer. Dort wurden fünf Jahre zuvor noch 420 Brutpaare gezählt. Die baden-württembergische Landesregierung, das Umweltministerium und die Naturschutzverbände müssten in den kommenden fünf Monaten „ein umsetzbares und effektives Kormoran-Management“ erstellen, fordern die Fischer. Die Schonzeit der Felchen könne ja auch in fünf Monaten umgesetzt werden....
Stichling bereitet Sorgen
Man müsse auch den Stichlingsbestand in den Griff bekommen, fordern die Berufsfischer. „Das Problem ist auch seit Jahren bekannt, und es wurde nichts, nichts und nichts unternommen“, ärgert sich Elke Dilger. Der kleine Fisch war bis vor zehn Jahren unproblematisch, weil er in Ufernähe zuhause war. Nach Angaben der Fischereiforschungsstelle Langenargen wanderte der Nahrungskonkurrent dann ins Freiwasser, wo er den Felchen das Plankton wegfrisst. Der Stichling macht inzwischen gut 90 Prozent der Biomasse im Bodensee aus. Die IBKF prüft ein sogenanntes Stichlingsmanagement, um den Bestand zu dezimieren....
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