12.06.2023 hier im Südkurier
Was steht im neuen Klimakonzept?
Die Zukunft Überlingens entscheidet sich im November. Dann soll ein konkreter Plan stehen, wie die Stadt die Herausforderungen der Zukunft meistern will. Klimaschutzmanagerin Melissa Siegl soll bis dahin die Ideen aus der Klimawerkstatt in einem neuen Konzept verarbeitet haben. Im Januar diskutierten dafür rund 100 Teilnehmer aus Bürgerschaft und Politik Ideen. In dem Entwurf sollen unter anderem auch eine Energie- und Treibhausgasbilanz aufgestellt und ein Maßnahmenkatalog enthalten sein.
Was passiert bis dahin? OB Jan Zeitler hatte bei der Klimawerkstatt angekündigt, das Konzept im September mit der Bevölkerung diskutieren zu wollen. Doch weder ein Termin noch eine Veranstaltungsform stünden bislang fest, sagt Andrea Winkler, Pressesprecherin der Stadt, auf Anfrage. Das Konzept ist nicht das erste Papier, das in den vergangenen Jahren zum Thema auf den Weg gebracht wurde. Im April 2018 wurde vom Gemeinderat der sogenannte Klimaschutzmasterplan verabschiedet. Ähnlich wie die Schwerpunkte der Klimawerkstatt wurden die Themen kommunale Wärmeplanung, Bauen und Sanieren, erneuerbare Energien, Nachhaltigkeit und Tourismus behandelt.
Was soll das neue Konzept bringen, was das alte nicht hat? „Seit Beschluss des Klimaschutzmasterplans haben sich die Klimaziele deutlich verschärft, daher braucht es unter anderem ein aktuelles Maßnahmenkonzept zur Einhaltung der landesweiten CO 2 -Minderungsziele“, sagt Winkler. Das neue Konzept werde detaillierter sein.
Wenn es nach einigen Teilnehmern der Klimawerkstatt ginge, könnte das Arbeitstempo deutlich höher sein. Thomas Brandt, Vorsitzender des Grünen-Ortsverbands, nahm damals an der Diskussion teil. „Wenn dieser Prozess zum ersten Mal gemacht würde, wäre das eine angebrachte Zeit, aber das dauert alles verdammt lange.“ Er kann die Notwendigkeit eines neuen Konzepts nicht nachvollziehen. „Der Klimaschutzmasterplan war sehr detailliert und gut gemacht, aber das eigentliche Problem ist: Es ist viel zu wenig passiert in den Jahren.“ Zwar sei die Solarthermie-Anlage am Schättlisberg entstanden, Brandt habe dennoch das Gefühl, dass der lokale Klimaschutz bislang ein Nebenthema auf der Agenda Zeitlers gewesen sei. Mit einem guten Konzept und konkreten Maßnahmen könne sich das künftig ändern.
Ähnlich sieht es Klaus Wörner von der Klimaschutz-Initiative Local Zero. Er kritisiert zudem, dass die Verantwortlichen die Bürger zu spät eingebunden hätten. „Nicht nur von Seiten der Stadt, auch von Seiten des Stadtwerks müssten zum heutigen Zeitpunkt mehr konkrete Konzepte vorliegen und den Bürgern kommuniziert werden“, sagt er. Diese großen Aufgaben ließen sich nicht ohne überzeugte Bürger realisieren. Wörner hat hohe Erwartungen an das Konzept. „Die wichtigste ist, dass ein Zieldatum festgelegt wird, bis wann die Stadt mitsamt ihrer Liegenschaften klimaneutral ist.“ Aus Sicht von Local Zero sollte es das Jahr 2035 sein. Die Stadt strebt Klimaneutralität bis 2040 an. Als Zwischenziel sollen bis 2030 Einsparungen von mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 erreicht werden.
„Das dauert alles verdammt lange.“
Thomas Brandt, Vorsitzender B90/Grüne
Local Zero
Ortsgruppe: Anfang März 2023 gründete sich in Überlingen eine Ortsgruppe von Local Zero. Deren Ziel ist es nicht nur, die Stadt bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu machen, sondern sie streben auch ein konkretes Klimaschutzkonzept an, das die Stadtverwaltung zu diesem Ziel verpflichtet. Die Gruppe besteht aus Leon Beck (Produktdesigner, 26 Jahre), Klaus Woerner (Architekt, 62 Jahre), Irene Alpes (Rentnerin, 65 Jahre) und Tim Günther (Rentner, 77 Jahre). Sie haben sich in der Überlinger Klimawerkstatt Ende Januar zusammengefunden und wollen gemeinsam die Klimapolitik Überlingens mitgestalten. „Wir sind voller Elan, etwas zu machen“, sagt Alpes.
Bundesweit: Local Zero ist ein Netzwerk von mehr als 90 Lokalgruppen. Dahinter steht der Verein German Zero. Dieser unterstützt die bundesweiten Ortsgruppen, die ihre Stadt per Klimaentscheid zur Klimaneutralität vor 2035 verpflichten wollen. Laut dem Verein seien bereits in mehr als 30 Städten die Forderungen der Ortsgruppen von der Politik aufgenommen worden. Neben Überlingen existiert unter anderem in Uhldingen-Mühlhofen, in Konstanz und Friedrichshafen eine Local-Zero-Gruppe. In Markdorf gibt es zudem die Initiative Klimaplan Markdorf. (mba) Die Instagram-Seite der Überlinger Gruppe: www.instagram.com/ eberlingenzero
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