Vielleicht erinnern Sie sich noch an Julien Backhaus. Fünf Wochen ist es her, da stellt sich der Millionär einem Streitgespräch bei ZDFheute live. Das Thema: "Killen die Reichen das Klima?"
Als Unternehmer und Verleger reist Backhaus viel, gerne auch mit dem Privatjet. Auf eine Frage nach seiner Verantwortung für nachfolgende Generationen bekennt Backhaus, bemerkenswert ehrlich:
Nach mir die Sintflut. Ich habe keine Kinder.
Der Satz beschert Backhaus auf Twitter den erwartbaren Shitstorm. Und beeinflusst diese Woche noch einmal die Schlagzeilen, denn die "Letzte Generation" begründet mit Backhaus' Aussage ihre Kampagne "Superreiche", die nun angelaufen ist.
Wir berichteten:Dabei ist die neue Kampagne der "Letzten Generation" gleich aus zwei Gründen spannend:
Einerseits könnten die Aktivist*innen nun ein Ziel für ihre Aktionen gefunden haben, das in der Gesellschaft auf mehr Akzeptanz stößt. Der "Letzten Generation" mag es zwar egal sein, ob im Stau stehende Autofahrer*innen wütend auf sie sind oder nicht. Das Problem ist nur: Die Aktivist*innen rückten mit ihren Straßenblockaden ins Zentrum der Berichterstattung. "Klima-RAF", "Klima-Terroristen", "kriminelle Vereinigung": Es ging zunehmend um die "Letzte Generation" selbst, weniger um die Sache.
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Die Sache aber, das Eindämmen der Klimakrise - und damit sind wir bei andererseits - ist als Menschheitsaufgabe zu wichtig, um im öffentlichen Gebrüll nach härteren Strafen für "Klima-Kleber" unterzugehen.
Ohne das Mitwirken von Reichen ist die Sache dabei zum Scheitern verurteilt, denn: Laut Climate Inequality Report waren die reichsten zehn Prozent im Jahr 2019 für die Hälfte der globalen Emissionen verantwortlich. Und Privatjet-Flüge, die einen Anteil daran tragen, stiegen zuletzt in Europa von 350.078 Flügen im Jahr 2021 auf 572.806 Flüge im Jahr 2022.
Wenn die "Letzte Generation" ihre Aktionen nun gegen Privatjets statt Pendler*innen richtet, erzeugt sie damit öffentlichen Druck bei einem Problem, das sich durchaus politisch lösen lässt. Amsterdam hat es im April vorgemacht: Spätestens zwischen 2025 und 2026 sollen Privatjets am Großflughafen Schiphol verboten werden. Das ist zwar auch nur ein Etappensieg auf dem Weg zu einer klimagerechten Gesellschaft - aber immerhin.
Anderswo dazu interessant
Die "taz" hat bereits im März ausgerechnet, dass die reichsten Deutschen tausendmal so viel Treibhausgase wie der Durchschnitt emittieren - und Arme seit 1991 deutlich mehr CO2 eingespart haben. Zum Artikel.
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