Montag, 19. Juni 2023

Sorge um Weingartenwald

 hier im Südkurier  13.06.2023

Fritz Käser, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf (IVI), stellt sich auf langes Warten ein. In jüngster Hauptversammlung des 1996 gegründeten Vereins erläuterte er, warum die Planungsarbeiten an der B31-neu im Streckenabschnitt zwischen Meersburg und Immenstaad derzeit nur zögerlich voranschreiten. Zwar seien die Vorplanungen abgeschlossen. Und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr habe sich bereits im September 2021 für die Variante B1 entschieden. Sodass aktuell an der Linienbestimmung zum Streckenverlauf gearbeitet werde – ebenso wie an einem Umweltverträglichkeitsbericht. Obendrein beginnen schon die Entwurfsplanungen für die Vorzugsvariante. Trotzdem mag Käser keine Prognose abgeben, wann diese Planungsarbeiten beendet sein könnten.

Käser verweist auf den derzeitigen Mitarbeitermangel im Tübinger Regierungspräsidium. Michael Kittelberger, der Leiter des Referats Straßenplanung im Regierungspräsidium habe eingeräumt, es fehle ihm an Leuten. Überdies hapere es auch bei den Ingenieurbüros. Auch dort fehle es an der notwendigen Kapazität. „Alles kann sich also noch ewig verzögern“, befürchtet Fritz Käser. Dies mit Blick auf die andere Seeseite, wo sich der Ausbau der B33 zwischen Konstanz und Allensbach noch bis ins nächste Jahrzehnt hinzieht.

Kritik übte der IVI-Vorsitzende am Verhalten des Regierungspräsidiums. Laut Käser sind die von Tübingen vorgelegten Zahlen zum Flächenverbrauch der drei zur Diskussion stehenden Linienvarianten teilweise falsch.

„Und wir haben auf diese Fehler schon hingewiesen.“ Vergeblich – erst als das Thema bei der Immenstaader Informationsveranstaltung im April öffentlich angesprochen wurde, sei die von der Interessengemeinschaft bemängelte Fehlerhaftigkeit endlich eingeräumt worden.

Eine gewisse Hoffnung hegt Fritz Käser indes: Dass statt des derzeit geplanten vierspurigen Ausbaus der B31-neu eine dreispurige Lösung zum Tragen kommt. Denn die Planungen geschähen prozesshaft, seien gewissermaßen im Fluss, daher ergebnisoffen. Käser hofft, dass auf Verkehrsprognosen geschaut wird, die aktuell erstellt werden. Verdopple sich der öffentliche Verkehr tatsächlich und nehme der Kraftfahrzeugverkehr tatsächlich in den nächsten Jahren deutlich ab, könnte sich die von der Interessengemeinschaft bevorzugte dreispurige B31-neu wie zwischen Überlingen und Stockach doch noch durchsetzen, glaubt der IVI-Vorsitzende.

Dreispurigkeit bedeute eine Fahrbahnbreite von lediglich 15,5 Metern gegenüber der für vier Spuren notwendigen 28 Metern. Und Fritz Käser betonte, dass bei 28 Metern mit erheblichen Auswirkungen auf den Naturschutz zu rechen sei. Zumal sich die Gesamtbreite durch Böschungen auf 35, gar 40 Meter erhöhe. Und eben hier liegt für Fritz Käser „der Hund begraben“. Denn einige der im Weingartenwald lebenden Tiere stehen auf der sogenannten Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Es gelte eine umweltverträgliche Lösung zu finden. Anbetrachts der zu erwartenden Erdbewegungen prophezeit Käser: „Der Wald ist dann kaputt.“ Überhaupt ärgere es ihn, dass man sich beim Linienverlauf so durchschlängele. „Man will es möglichst jedem recht machen – aber auf Kosten der Natur.“


Der Verein

1996 als Verein gegründet, strebt die Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf (IVI) eine alle Interessen der Bürger berücksichtigende Verkehrsplanung im nördlichen Bodenseeraum an. Die IVI fordert, dass möglichst wenig Fläche verbraucht werden soll. Deshalb Aus- vor Neubau und Drei- statt Vierspurigkeit der B31-neu. Die Lasten des Straßenverkehrs sollen gerecht verteilt werden auf die betroffenen Kommunen. Die IVI pocht auch auf das Berücksichtigen künftiger Mobilitätsentwicklungen.


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