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Viele Vögel machen auf ihrem Weg gen Süden einen Zwischenstopp im Doñana Nationalpark in Südspanien. Es ist der wichtigste Zufluchtsort für Zugvögel in Europa. [1 und hier]Die Agrarindustrie entnimmt riesige Mengen an Wasser aus dem Nationalpark. Bisher war das nicht offiziell erlaubt. Jetzt macht ein neues Gesetz diesen Wasserraub aus dem Nationalpark legal - für die Massenproduktion von Erdbeeren. Damit verstößt die regionale Regierung gegen das EU-Naturschutzrecht, und die Europäische Kommission droht mit erheblichen Sanktionen.
Auch die Regenfälle der vergangenen Monate können die Auswirkungen der Dürre eines ganzen Jahrzehnts nicht wieder gutmachen. [Trotz der starken Regenfälle in Spanien in diesen Tagen werden die Wasserreservoirs kleiner. In der Woche vom 12. Juni sanken sie um 0,08 %.] Es gibt nicht genug Wasser für den menschlichen Konsum, geschweige denn für die industrielle Produktion von Erdbeeren. [3]
Land ist ein weiteres Problem. Rückzugsgebiete der Natur werden zunehmend von der Agrarindustrie in Beschlag genommen. Wenn wir zulassen, dass ein Naturpark wie Doñana - mit einem der höchsten Schutzniveaus von globalen, europäischen und nationalen Behörden - geplündert wird, welche Chance haben dann nicht geschützte Gebiete?
Erzeuger sollten wissen, dass die Erdbeerproduktion in Doñana schlecht für ihr Image in Spanien und andernorts ist. [4] Aber sie folgen den Regeln eines Wirtschaftssystems, das Profitmacherei und Naturzerstörung rechtfertigt.
Unsere Wirtschaft bietet Anreize für die Produktion billiger Lebensmittel nach einem industriellen Modell, das schädliche Pestizide einsetzt und Land und Wasser aufs Spiel setzt. Die Zugvögel haben kein Mitspracherecht. Und bis heute haben auch die Kleinbauern und die lokale Bevölkerung kein Mitspracherecht.
Dennoch ist ein anderes Doñana, ein anderes Europa, ein anderes System möglich. Zum Glück handelt es sich um ein System, das von Menschen geschaffen wurde - und das Menschen ändern können.
Kurzfristig kann die Europäische Kommission Sanktionen gegen die andalusische Regierung verhängen, um diesen Landraub zu stoppen. Sie kann auch andernorts eingreifen, um Land- und Wasserraub zu stoppen, denn sie finden überall in Europa statt, von Polesien in Polen bis Lützerath in Deutschland.
Mittelfristig kann Europa und wird Europa - mit genügend Druck - sein eigenes Subventionssystem (als Teil der berüchtigten Gemeinsamen Agrarpolitik) reformieren. Damit kein Geld mehr an die Agrarbetriebe geht, die das meiste Land besitzen. Und damit endlich Kleinbauern unterstützt werden, die den größten Teil der Nahrungsmittel auf der Welt produzieren. In Europa besitzen zwei Drittel der Landwirtinnen und Landwirte weniger als 5 Hektar Land, aber sie sind nicht diejenigen, die von der EU unterstützt werden.
Langfristig kann Europa das Problem auch auf der Nachfrageseite angehen, der Nachfrage nach billigen Lebensmitteln. Seien wir ehrlich: Jeder achte Mensch in Europa ist von Armut bedroht und zum Überleben auf billige Lebensmittel angewiesen. Aber was wäre, wenn die EU die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel abschaffen und die Preise dort senken würde, anstatt eine Nachfrage nach billiger, zerstörerischer Produktion zu schaffen? Es gibt viele mögliche Lösungen für das Nachfrageproblem, wenn wir ein bisschen kreativer und aufgeschlossener wären.
Was können Sie also tun?
- Sie können uns jetzt dabei helfen, diesen Wasserraub in Spanien zu stoppen. Wenn wir das schaffen, wird das darüber hinaus ein großer symbolischer Erfolg für die Natur und die Menschen in ganz Europa sein. Außerdem: Teilen Sie uns mit, wenn sich solche Geschichten auch in Ihrer Gegend ereignen.
- Teilen Sie diese Kampagne mit Ihren Freund*innen und Ihrer Familie. Wir sind bereits mehr als eine Million, aber wir wissen genau: Je mehr wir sind, desto stärker sind wir.
- Und denken Sie bitte darüber nach, wie Sie bei den Europawahlen 2024 wählen und wer in Ihrem Umfeld nicht wählen geht. Nächstes Jahr haben Sie die Möglichkeit, für Menschen zu stimmen, denen das Wohl der Menschen und des Planeten am Herzen liegt. Auch so können wir forcieren, dass sich der Kurs der europäischen Politik und das Schicksal aller, von Vögeln bis hin zu Kleinbauern, zum Besseren wendet.
Die Geschichte von Doñana spielt sich überall in Europa ab und zeigt, dass alles miteinander zusammenhängt, vor allem, wenn man sich die Ursachen der Probleme ansieht. Das Wissen um diese Zusammenhänge und das gemeinsame Ziel verleihen uns große Kraft. Lassen Sie uns jetzt unsere Freundinnen und Freunde in Spanien unterstützen und anschließend quer durch Europa weitermachen. Sorgen wir dafür, dass nächstes Jahr um diese Zeit die Zugvögel ihren lebensnotwendigen Zwischenstopp im Süden Spaniens einlegen können. [Und eine nachhaltigere Zwischenstation als ein Flughafen!]
Laura Sullivan (Brüssel)
für das gesamte WeMove Europe Team
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