Donnerstag, 20. November 2025

Das politische Signal ist fatal: klimaschädlichste Mobilität wird gefördert und gleichzeitig fehlt das Geld für den öffentlichen Nahverkehr


Martin Tillich /Chefredakteur Utopia auf  LinkedIn

Unfassbar: Die Union will im Jahr 2025 ernsthaft das Fliegen attraktiver machen – und zeigt damit, wie weit ihre Politik von der Realität entfernt ist.

▶️ Die Union will die Luftverkehrsteuer senken. Die Luftverkehrsteuer ist die einzige nationale Steuer, die jeden Linienflug in Deutschland belastet, egal ob Kurz-, Mittel- oder Langstrecke. 

Sie wurde ursprünglich eingeführt, um klimafreundlichere Mobilität zu fördern und zumindest einen Teil der externen Klimakosten abzubilden. Doch statt sie zu erhöhen oder zu reformieren, will die Union sie nun wieder senken, damit Fliegen günstiger wird. Profitieren würden davon vor allem Vielflieger:innen und Fernreiser, nicht die Mehrheit der Bevölkerung.

▶️ Gleichzeitig lehnt die Union eine Luxusflugsteuer ab.

Die vorgeschlagene Luxusflugsteuer würde Business-Class, First-Class und Privatjets betreffen, also Flüge, die:

3× so viele Emissionen pro Person verursachen (Business/First)

bis zu 14× so viel CO2 pro Person ausstoßen (Privatjets)

Sie würde fast ausschließlich eine kleine wohlhabende Minderheit belasten.

Trotzdem lehnt die Union diese Abgabe ab, obwohl sie international auf der COP30 diskutiert und von mehreren Ländern gefordert wird.

▶️ Nur ein Viertel der Menschen in Deutschland fliegt überhaupt. 

Rund 25 % der Bevölkerung heben jährlich mindestens einmal ab. Drei Viertel fliegen gar nicht. Trotzdem soll ausgerechnet hier steuerlich entlastet werden.

▶️ Und währenddessen? Das Deutschlandticket steht auf der Kippe.

Das wichtigste Klimaschutzprojekt im Verkehr –  bezahlbare, attraktive Mobilität für Millionen – ist finanziell unsicher. Bund und Länder streiten, ob es überhaupt weitergeführt werden kann.

👉 Das politische Signal ist fatal:

Steuern runter für die klimaschädlichste Mobilität. Keine Steuer auf die klimaschädlichsten Luxusflüge. Und gleichzeitig fehlt das Geld für den öffentlichen Nahverkehr.


Tagesspiegel hier 19.11.2025,Von Caspar Schwietering Heike Jahberg

Wegen Streit in der Regierung: Deutschland wird sich nicht für Luxusflugsteuer einsetzen

Uneinigkeit bei Schwarz-Rot: Deutschland wird sich nicht für Luxusflugsteuer einsetzen
Die SPD ist für, die Union gegen eine neue Steuer auf Privatjets und teure Flugtickets. Einer entsprechenden Initiative auf der Weltklimakonferenz wird Deutschland deshalb nicht beitreten.

In Deutschland soll eine Klimaabgabe für die Luftfahrt gerade gesenkt werden, da wird auf der Weltklimakonferenz in Belém über eine neue Steuer für die Branche diskutiert.

Und in der schwarz-roten Koalition ist damit erneut eine Debatte über Steuergerechtigkeit ausgebrochen. Denn CDU, CSU und SPD sind sich zwar einig, dass die deutsche Luftverkehrsteuer gesenkt werden soll. Der geringere Steuersatz auf Flugtickets soll Urlaub für Normalreisende wieder günstiger machen.

Aber zumindest die Sozialdemokraten können sich für die nun in Belém diskutierte Luxusflugsteuer durchaus begeistern. Mit ihr sollen Flüge im Privatjet, in der ersten Klasse und in der Businessklasse mit einer zusätzlichen Abgabe belegt werden, um weltweit Klimaprojekte zu finanzieren.


Wer sich die Luxusreise in einem Privatjet leisten kann,
der hat auch kein Problem mit einer zusätzlichen Abgabe
 zur Abmilderung der Klimafolgen.

Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD


„Wer sich die Luxusreise in einem Privatjet leisten kann, der hat auch kein Problem mit einer zusätzlichen Abgabe zur Abmilderung der Klimafolgen“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Isabel Cademartori, dem Tagesspiegel.

Sepp Müller, Fraktionsvize der Union, hält dagegen. „Zusätzliche Steuern würden unseren Standort erheblich schwächen, eine Luxussteuer auf Flüge wäre dafür ein besonders deutliches Beispiel“, sagte er auf Anfrage. „Unser Ziel ist es, den Luftverkehrsstandort und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.“ Deshalb habe der Koalitionsausschuss erst am Donnerstag die Senkung der Luftverkehrsteuer beschlossen und nehme die Erhöhung der Vorgängerregierung rechtzeitig vor der nächsten Reisesaison zurück.

Schwarz-rote Prioritäten: Rettung der Wirtschaft geht vor Klimaschutz
Den Verweis auf den nächsten Sommerurlaub der Bürger hält man in der SPD hingegen für irreführend. Es gehe nicht darum, den Flugverkehr für die große Masse der Passagierinnen und Passagiere einzuschränken, sagte Cademartori. „Mit den Entscheidungen der vergangenen Woche haben wir hier spürbare Entlastungen geschaffen.“ Nun gehe es darum, dass diejenigen, die durch Luxusreisen überproportional zur Belastung des Klimas beitrügen, ihren Anteil leisteten.

Tatsächlich ist der CO₂-Fußabdruck, den Passagiere der Business- und der ersten Klasse von Linienflügen hinterlassen, ungefähr dreimal so groß wie der von Passagieren in der Economy-Klasse. Privatjets stoßen sogar 14-mal so viel klimaschädliches CO₂ pro Passagier und Flugkilometer aus wie Linienmaschinen.

Umweltministerium rudert zurück
Mit ähnlichen Argumenten wie Cademartori hatte sich in Belém deshalb auch der Staatssekretär des Bundesumweltministeriums, Jochen Flasbarth (SPD), offen für eine Luxusflugsteuer gezeigt. Sie wird auf der Weltklimakonferenz von einer Staatengruppe um Frankreich, Kenia und Barbados gefordert.

„Jeder, der First Class oder im Privatflieger unterwegs ist, wird ohne Probleme darauf eine Abgabe zahlen können“, sagte Flasbarth am Sonntag dem „Spiegel“. Die CDU-geführten Ministerien für Verkehr und Wirtschaft reagierten hingegen reserviert auf die in Belém diskutierte neue Steuer für die Luftfahrt.

Konsum bremst Klimaschutz: Warum Deutschland seine Ziele verfehlen könnte
Das Bundesumweltministerium sah deshalb Grund zu einer Klarstellung. Es gebe in der Bundesregierung keine einheitliche Haltung zu einer etwaigen Luxusflugsteuer. Deshalb sei Deutschland auch nicht Mitglied der sie fordernden Staatengruppe, sondern nur teilnehmender Beobachter. Daran werde sich in dieser Woche während der Weltklimakonferenz in Belém auch nichts ändern, sagte ein Sprecher.

Ein ausgiebiger Konflikt in der Bundesregierung ist insofern nicht zu erwarten. Doch die Debatte um die Luxusflugsteuer zeigt erneut, wie unterschiedlich Union und SPD in Steuerfragen ticken.

Während die SPD aus Gerechtigkeitsgründen durchaus Bedarf für eine stärkere Besteuerung von besonders teuren und klimaschädlichen Flügen sieht, fürchtet die Union vor allem Nachteile für den Standort.

Mit der Senkung der Luftverkehrsteuer im nächsten Jahr habe man die Grundlage dafür gelegt, „dass es wieder mehr Flüge von und nach Deutschland gibt und die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen steigen können“, sagte der CDU-Verkehrspolitiker Christoph Ploß dem Tagesspiegel.

Ein wettbewerbsfähiger Luftfahrtstandort Deutschland werde nicht nur die deutsche Volkswirtschaft stärken, sondern die besseren Wettbewerbsbedingungen würden auch dazu führen, „dass mehr Touristen und Geschäftsreisende nach Deutschland kommen“, betonte Ploß. „Deswegen erteile ich dem Vorschlag, die Steuern zu erhöhen und die Luftfahrtbranche zusätzlich zu belasten, eine klare Absage.“

Einig sind sich die Koalitionspartner nur darin, dass die Airlines nach der Absenkung der nationalen Luftverkehrsteuer günstigere Tickets anbieten sollen. „Der Ticketpreis muss runter. Das erwarte ich jetzt von den Fluggesellschaften, allen voran von der Lufthansa“, sagte Unionsfraktionsvize Stephan Stracke (CSU) der „Bild am Sonntag“.

Die Lufthansa reagierte sehr zurückhaltend auf die Forderung. Für eine Prognose, wie sich die Ticketpreise entwickeln, sei es jetzt noch zu früh, sagte eine Sprecherin der Lufthansa Group dem Tagesspiegel. „Grundsätzlich spielen bei der Preisgestaltung viele Faktoren wie Angebot und Nachfrage, die konkrete Strecke sowie weitere Standort- und Produktionskosten eine Rolle.“ (mit AFP)


Florian Hohenauer  LinkedIn

Fliegen ist umweltschädlich. Das bedeutet nicht, dass wir nicht mehr fliegen dürfen. 

Doch müssten wir weg von besonders klimaschädlichen Kurzstrecken (unnötig, fahrt Bahn) und Privatjets (14x so schädlich wie die großen Flieger).

Nun könnte sich was tun, aber die #CDU blockiert, wie sie eigentlich alles blockiert, was dem Klimaschutz helfen würde. Eine #Luxusflugsteuer würde wirklich niemandem schaden und Geld für Klimaschutz und Entwicklung generieren. Sie ist an den CO2-Wert gekoppelt, den Reisende verursachen - wer mehr Platz will oder alleine durch die Gegend fliegt, zahlt. 

Wie kann man gegen so einen Vorschlag sein? Man könnte auch nur Privatjets und zusätzlich Kurzstrecken maximal teuer machen, aber irgendwas muss doch endlich passieren? Die Regenwälder verschwinden, der Permafrost taut, die AMOC bleibt stehen… und wir blasen immer noch immer mehr CO2 in die Atmosphäre. 

Die Zeit zur Luxusflugsteuer: https://lnkd.in/dx6p6f_V

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