Zeit hier 20. November 2025, Quelle: dpa
Weltklimakonferenz: Klimakonferenz: EU erhöht Druck beim Ausstieg aus Öl und GasDie EU will auf der Weltklimakonferenz Fortschritte bei einem Plan für den weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas erzielen – und hat dafür im Endspurt der Verhandlungen einen eigenen Textentwurf vorgelegt.
Man halte es für äußerst wichtig, dass der angestrebte Plan so ehrgeizig und umfassend wie möglich ausfalle, sagte der niederländische EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra im brasilianischen Belém. «Und wir müssen sicherstellen, dass nicht nur die Europäer, sondern so viele andere wie möglich diesen Fahrplan unterstützen können. Deshalb legen wir unseren eigenen Vorschlag auf den Tisch.»
Unabhängig davon, was etwa zur Anpassung an die Klimakrise beschlossen werde, sei Klarheit über das Vorgehen beim Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas «aus unserer Sicht ein entscheidender Faktor für den Erfolg dieser Konferenz», sagte Hoekstra. Daher habe man beschlossen, sich selbst noch stärker dafür einzusetzen. Die EU wies auch darauf hin, dass die bisherigen Klimaschutzpläne der Staaten bei weitem nicht ausreichen, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen.
Fahrplan für Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas angestrebt
Deutschland hatte sich schon am Vortag zusammen mit Dutzenden anderen Staaten in Belém für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle stark gemacht – nun zog die EU als Staatenverbund nach. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) sagte, es gehe darum, sich von fossilen Energieträgern «zu befreien». Gegen einen solchen Plan wehren sich in Belém aber unter anderem reiche Golfstaaten wie Saudi-Arabien, die mit Öl und Gas weiterhin viele Milliarden verdienen.
Hoekstra betonte, es sei wichtig, nicht nur die angestrebte Abkehr von Kohle, Öl und Gas in dem Plan zu berücksichtigen, sondern auch, was die Klimakonferenz in Dubai vor zwei Jahren daneben noch beschlossen hatte: Damals hatte man sich darauf geeinigt, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo bei der Steigerung der Energieeffizienz zu verdoppeln.
Gastgeber will auch neue Texte vorlegen
Der brasilianische Gastgeber will in Kürze neue Textentwürfe für ein Abschlussdokument vorlegen. Dann wird sich zeigen, ob die EU mit ihren Vorschlägen durchdringt und Zustimmung bei anderen Ländergruppen findet.
In der EU wird gleichzeitig aber auch über eine Abschwächung von Klimaschutz debattiert, auf der Kippe steht etwa das EU-weite Aus für neue Verbrennungsmotoren nach 2035. Die EU-Kommission hat angekündigt, das Ziel noch in diesem Jahr zu überprüfen.
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Zeit hier 20. November 2025 Quelle: DIE ZEIT, AFP, dpa, AP, vsp
Weltklimakonferenz: Lula schlägt Ausstieg aus Öl und Gas je "nach Möglichkeiten" vor
Weltklimakonferenz: Lula schlägt Ausstieg aus Öl und Gas je "nach Möglichkeiten" vor
Jedes Land solle den Wandel nach seinem Rhythmus vollziehen können, sagt Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Die EU hat einen eigenen Vorschlag eingereicht.
Kurz vor dem Ende der Weltklimakonferenz laufen die Verhandlungen um neue globale Klimavereinbarungen in der brasilianischen Amazonasstadt Belém auf Hochtouren. Die EU dringt darauf, dass sich Länder auf einen klaren Plan zum weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen – und hat dafür einen eigenen Textentwurf vorgelegt. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sprach sich indes dafür aus, dass jedes Land entsprechend "seinen Möglichkeiten" aus den fossilen Energien aussteige.
Der Ausstieg aus den klimaschädlichen fossilen Energieträgern solle erfolgen, "ohne irgendjemandem etwas vorzuschreiben, ohne eine Frist festzulegen, damit jedes Land Dinge entscheiden kann, die es in seinem Rhythmus machen kann", sagte Lula in Belém. "Alles muss sich auf Konsens gründen", sagte der brasilianische Präsident. Es müsse der Wille zur Abkehr von Kohle, Öl und Gas demonstriert werden. "Wir wollen nur sagen, dass es möglich ist. Es ist möglich, lasst es uns versuchen."
Der niederländische EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra betonte jedoch, es sei äußerst wichtig, dass der angestrebte Plan zum globalen Ausstieg aus fossiler Energie so ehrgeizig und umfassend wie möglich ausfalle. Die bisherigen Klimaschutzpläne der Staaten reichten bei Weitem nicht aus, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. "Wir müssen sicherstellen, dass nicht nur die Europäer, sondern so viele andere wie möglich diesen Fahrplan unterstützen können." Deshalb lege die EU ihren eigenen Vorschlag auf den Tisch.
Ankunft von Lula und Guterres schürt Hoffnung
Brasiliens Präsident Lula war wie UN-Generalsekretär António Guterres am Mittwoch nach Belém gereist, um zu einem schnellen Durchbruch der Verhandlungen bei der UN-Klimakonferenz (COP30) beizutragen. Nach seiner Ankunft rief Lula die rund 200 Teilnehmerstaaten der Klimakonferenz zu entschlossenem Handeln auf. Wenn man die Erwartungen der Menschen enttäusche, verliere die Politik ihr Vertrauen, sagte er in Belém. Zu wenig Klimaschutz gefährde die demokratische Stabilität und internationale Glaubwürdigkeit. "Wir setzen etwas aufs Spiel, das Demokratie heißt."
Vertreter mehrerer Umweltorganisationen zeigten sich hoffnungsvoll. Die Ankunft von Lula und Guterres sei ein klares politisches Signal, dass sie es ernst meinten, sagte etwa die Exekutivdirektorin von Greenpeace in Brasilien, Carolina Pasquali.
Auch Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) äußerte sich nach einem Treffen von EU-Ministern mit Brasiliens Präsident Lula am Mittwoch optimistisch über den Fortgang der Verhandlungen. Brasilien zeige "eine starke Führung für ein Ergebnis, das die Weltklimakonferenz nach vorne bringt", sagte Schneider. Er bekräftigte, dass Deutschland Lulas vorgeschlagenen Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern unterstütze.
Der brasilianische Gastgeber will in Kürze neue Textentwürfe für ein Abschlussdokument vorlegen. Dann wird sich zeigen, ob die EU mit ihren Vorschlägen durchdringt und Zustimmung bei anderen Ländergruppen findet.
Deutschland hatte sich schon am Vortag zusammen mit Dutzenden anderen Staaten in Belém für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle starkgemacht – bevor die EU als Staatenverbund nachzog. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) sagte, es gehe darum, sich von fossilen Energieträgern "zu befreien". Gegen einen solchen Plan wehren sich in Belém aber unter anderem reiche Golfstaaten wie Saudi-Arabien, die mit Öl und Gas weiterhin viele Milliarden verdienen.
Nächste Klimakonferenz findet in der Türkei statt
Zu den Knackpunkten der Verhandlungen, die laut offizieller Planung am Freitagabend zu Ende gehen sollen, gehört eine Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf die bislang völlig unzureichenden Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen. Ein Ausstieg aus den fossilen Energieträgern steht nicht auf der offiziellen Konferenzagenda.
Kurz vor der COP30 hatte Lula bei dem vorangehenden Klimagipfel in Belém mit dem Aufruf überrascht, einen Fahrplan für eine schrittweise Abkehr von den Fossilen zu entwerfen. Auf der COP30 haben sich mittlerweile mehr als 80 Länder, darunter auch Deutschland, zu diesem Vorhaben bekannt. Große Ölförderländer stellen sich einem solchen Beschluss jedoch entgegen.
Lulas Umweltministerin Marina Silva sagte dazu bei der Pressekonferenz, es habe "gute Reaktionen" auf den Plan gegeben. Die Verhandler hätten aber "noch einen langen Weg vor sich, um einen Konsens zu erzielen".
Eine Einigung hat es jedoch im monatelangen Streit zwischen Australien und der Türkei über den Austragungsort der nächsten Weltklimakonferenz gegeben. Demnach hat Australien der Türkei den Vortritt gelassen, womit die COP31 in Antalya stattfinden wird. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP vom deutschen Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth. Auch Bloomberg und die Zeitung The Guardian bestätigten das Ende des Streits unter Berufung auf gut informierte Personen.
Südafrika will indes reiche Länder und internationale Finanzinstitutionen zu mehr Hilfe für die Folgen von Klimakatastrophen drängen. Am Samstag und Sonntag werden sich nach der UN-Klimakonferenz die Staats- und Regierungschefs führender Industrie- und Schwellenländer zum G20-Gipfel in Johannesburg treffen, um Auswirkungen des Klimawandels auf arme Länder zu diskutieren. Der Weltbank zufolge waren die ärmsten Länder zwischen 2010 und 2020 fast achtmal so häufig von Naturkatastrophen betroffen wie in den Jahren zwischen 1980 und 1990.
Einer der weltgrößten Luftverschmutzer, die USA, wird nicht am bevorstehenden G20-Treffen teilnehmen. Sie boykottieren ihn im Lichte von Präsident Donald Trumps mehrfach zurückgewiesenem Vorwurf, dass in Südafrika eine weiße Minderheit gewalttätig verfolgt und diskriminiert werde. Damit fehlt beim Gipfel einer der wichtigsten Akteure, was eine Einigung auf verstärkte Maßnahmen zum Klimaschutz oder eine aussagekräftige Erklärung zu einem noch schwierigeren Unterfangen macht.
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