Dienstag, 11. November 2025

Wer gezielt täuscht, verliert das Vertrauen, das ihn ins Amt gebracht hat, und damit auch das Amt

Kaum gelesen fängt das Kopfkino an zu rattern: wer würde denn bei uns rausfliegen? Zugegebenermaßen sehe ich da so einige Anwärter, und die sitzen nicht nur in der AFD....


Mirko Lange  auf LinkedIn

Die Nachricht ist schon älter, aber aktueller denn je: 

In Wales sollen ab nächstem Jahr Politiker:innen, die bewusst lügen, ihr Mandat verlieren können.

Wer gezielt täuscht, verliert das Vertrauen, das ihn ins Amt gebracht hat, und damit auch das Amt. Hintergrund ist, dass das Vertrauen in die Politik im Vereinigten Königreich „noch nie so niedrig“ war. 

Hashtag#FalscheFakten

So wie in Deutschland aktuell: Knapp 30% der Deutschen halten Politik grundsätzlich verlogen. Allerdings sollten wir nicht nur an die reine Faktenwahrheit denken. Die politische Manipulation, die Vertrauen zerstört, funktioniert längst auf drei Ebenen: faktisch, ethisch und emotional. Eine Aussage kann faktisch korrekt und trotzdem täuschend sein, wenn sie ethisch oder emotional verzerrt und so Wirklichkeit verformt.


Hashtag#EthischeTäuschung

Besonders gefährlich wird es, wenn politische Gegner, Gruppen oder ganze Weltanschauungen mit aggressiver Sprache, Unterstellungen oder moralischer Überhöhung abgewertet werden. So wird nicht mehr argumentiert, sondern delegitimiert. Das mag kurzfristig mobilisieren, untergräbt aber langfristig die Grundlage jeder Demokratie: gegenseitigen Respekt als Voraussetzung von Vertrauen.


Hashtag#EmotionaleTäuschung

Auf der emotionalen Ebene geschieht Manipulation über Gefühle: Angst, Wut, Abwertung. Sie verschiebt Wahrnehmungen, ohne einen einzigen falschen Fakt zu nennen. „Die BRD besitzt siebenmal mehr Bürgergeldempfänger als Automobilarbeiter“ ist formal wahr, aber rhetorisch trügerisch. Die Aussage erzeugt Bedrohung, nicht Verständnis. Solche Sprache trifft tief, aber nicht die Wahrheit.


Hashtag#Verantwortung

Studien der University of Cambridge zeigen: Das Vertrauen in politische Institutionen steigt, wenn glaubwürdige Sanktionsmechanismen existieren, selbst wenn sie selten angewendet werden. Nicht die Strafe selbst, sondern die Möglichkeit, Verantwortung einzufordern, stärkt das System. Demokratietheoretisch wird dieser Ansatz als Teil eines neuen „Integrity Frameworks“ gesehen, das Politiker:innen denselben ethischen Standards unterwirft wie Ärzt:innen, Anwält:innen oder Journalist:innen. 


Hashtag#Wahrheitspolizei

Und dabei geht es nicht um „Truth Police“. Eine solche Polizei würde staatlich oder juristisch verbindlich festlegen, was wahr oder falsch ist, womöglich sogar Meinungen beschränken. Anders ist es, Manipulationen, Wertungen und Verzerrungen einfach nur sichtbar zu machen. Ziel ist demokratische Diskurse zu stärken, nicht autoritär zu regeln. Die Prüffrage ist: Zielt politische Rhetorik auf Verstehen oder auf Verführung? Fördert sie Erkenntnis oder Zustimmung?


Hashtag#FloodTheZoneWithSense

Wales geht voran. Deutschland sollte folgen, nicht mit Zensur, sondern mit einem neuen Ethos politischer Wahrhaftigkeit. Es geht nicht darum, Fehler zu bestrafen, sondern Verantwortung zu stärken. Wer redet, formt Wirklichkeit. Und wer Wirklichkeit verzerrt, trägt Verantwortung für die Folgen. Demokratie beginnt mit Sprache, und sie endet dort, wo sie aufhört, ehrlich zu sein.

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