Donnerstag, 20. November 2025

Diese Dynamik der Selbstbereicherung höhlt unsere Gesellschaft immer weiter aus

 

Sebastian Klein  LinkedIn

„Eigentum verpflichtet” … nur noch zum Eigennutzen?

Im deutschen Grundgesetz steht, dass Privateigentum gewährleistet wird. Nicht an erster Stelle, denn dort steht die Menschenwürde. Das Eigentum taucht erst in Artikel 14 auf, auch wenn man heute oft meinen müsste, es sei anders herum.

In Artikel 14 steht nicht, dass Privateigentum ein reines Privatvergnügen ist und zu grenzenlosem Egoismus einlädt. Nein, dort steht der wichtige Zusatz:

“Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.”

Das scheint heute leider oft vergessen zu werden, und gerade der Immobilienmarkt zeigt das sehr deutlich.

Ich habe es gerade vor der eigenen Haustür erlebt:

Berlin ist medizinisch nicht besonders gut versorgt. Wer hier krank wird, wünscht sich, in Bayern oder der Schweiz zu leben. Als ich mir vor ein paar Jahren eine Hausarztpraxis gesucht habe, war ich daher sehr froh, einen kompetenten Arzt zu finden, der gleich um die Ecke seine Praxis hat.

Was ich an der Praxis mag: Mein Hausarzt kümmert sich wirklich um seine Patient*innen, es gibt keine Sonderbehandlung für Privatpatienten und er leistet nicht nur ab, wofür er von der Krankenkasse bezahlt wird. Zwischen all den seelenlosen Vorsorgungszentren und auf Selbstzahler und Privatpatienten spezialisierten Praxen (“nächster freier Termin für gesetzlich Versicherte: März 2028”), habe ich hier wirklich das Gefühl, menschenzentrierte Gesundheitsversorgung funktioniert noch einigermaßen. 

Genauer gesagt: Ich hatte das Gefühl.

Denn wie ich gerade erfahren habe, schließt die Praxis noch dieses Jahr. Der Grund: Der Mietvertrag wurde nicht verlängert und der Eigentümer möchte eine Ferienwohnung aus dem Objekt machen. Wahrscheinlich verdient er damit das Dreifache und kann auch künftig nach Belieben immer weiter die Preise erhöhen.

So war das doch nicht gedacht mit dem Privateigentum, das zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll. 🤔

Natürlich gibt es auch Vermieter*innen, die fair vermieten und sich mehr als dem eigenen Profit verantwortlich fühlen.

Mich ärgert es trotzdem, dass diese rücksichtslose Art der Selbstbereicherung möglich ist. 

Aber es ist auch kein Wunder, wenn wir von Menschen regiert werden, die es selbst vorleben. 


Diese Dynamik der Selbstbereicherung
höhlt unsere Gesellschaft immer weiter aus,
sie zerstört die Gemeinschaft und lokale Infrastruktur.
 

Das ist der “freie Markt” für den Merz und Co. stehen:
das Anhäufen von Geld bei denen, die es nicht brauchen.
Und die Zeche bezahlen wir alle
mit einer schlechteren Lebensqualität.


Ich finde: Gerade beim Thema Immobilien sollten wir uns noch viel mehr empören über das, was da gerade passiert. Dass die reichsten paar Prozent ihre Rendite auf Kosten der restlichen Gesellschaft machen.

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