Dienstag, 11. November 2025

Wenn man wirklich Lösungen sucht, dann wird man auch fündig: Australien verschenkt jeden Tag 3 Stunden Gratisenergie

Ich bin wirklich begeistert, mit welchem Ideen-Reichtum Australien vorangeht. Hab ich doch noch im Hinterkopf wie unglücklich die Vorgänger-Regierung agierte! Mit dieser Idee könnte Australien Richtungs-weisend werden für alle, die an wirklichen Lösungen interessiert sind. Doch wieder einmal heißt es: Intelligente Stromzähler sind die Vorraussetzung! Und genau das wird in Deutschland weiterhin verweigert.

t3n  hier Von Jörn Brien  09.11.2025

Ab 2026 werden in Australien wohl extra viele Waschmaschinen, Klimaanlagen oder Geschirrspüler um die Mittagszeit herum angeschaltet werden. 

Denn dann soll es für alle Bewohner:innen drei Stunden kostenlosen Solarstrom geben – jeden Tag

Bild: Reflektoren: Spiegel wie hier in den USA sollen auch im australischen Bundesstaat Victoria die Gewinnung von Sonnenenergie ermöglichen
Foto: AFP/Solar Systems

Welche Vorteile ein Ausbau von Solaranlagen und – so fair muss man sein – die entsprechenden klimatischen Bedingungen für alle haben können, zeigt sich in Australien. Denn dort startet ab Sommer 2026 ein bisher weltweit einzigartiges Programm.

3 Stunden Solarstrom täglich kostenlos
Wie Winfuture berichtet, sollen dann alle australischen Haushalte, auch jene ohne eigene Paneele, täglich drei Stunden kostenlosen Solarstrom zur Verfügung gestellt bekommen. Grund ist, dass überschüssige Solarenergie um die Mittagszeit herum optimal genutzt werden solle, wie Energieminister Chris Bowen meint.

Zunächst startet das sogenannte Solar-Sharer-Programm in den Bundesstaaten New South Wales, South East Queensland und South Australia. Das betrifft über 13 Millionen Menschen, etwa in den Metropolen Sidney, Adelaide und Brisbane, und damit fast die Hälfte der Einwohner:innen des Landes. Die Ausweitung des Programms auf weitere Regionen ist geplant.

Überschüssiger Solarstrom drückt auf die Preise
In Australien hat jeder dritte Haushalt Photovoltaik-Anlagen installiert. Das Problem ist, dass dadurch zur Mittagszeit überschüssiger Solarstrom die Großhandelspreise drückt und die Einspeisevergütungen reduziert. Am Abend, wenn die Nachfrage am höchsten ist, steigen dagegen die Preise.

Entsprechend soll das Gratisstromangebot zur Mittagszeit dafür sorgen, dass der Verbrauch stärker in diesen Zeitraum verlagert wird, was Verbrauchs- und Preisspitzen am Abend senken soll. Heißt: Energieintensive Geräte wie Waschmaschinen, Klimaanlagen oder Geschirrspüler sollen künftig vorrangig zu Mittag eingeschaltet werden.

Intelligente Stromzähler als Voraussetzung
Voraussetzung für die Teilnahme an dem Programm ist allerdings ein intelligenter Stromzähler. Wer wirklich profitieren will, müsse zudem seine Verbrauchsgewohnheiten anpassen, wie Regierungsvertreter:innen mahnen.


Analyst:innen zufolge könnte das Solar-Sharer-Programm enorme wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen haben,
wie es im Guardian heißt. 

Die Stromkosten des Landes könnten in den kommenden
zehn Jahren um bis zu 15 Prozent gesenkt werden.
Außerdem würden jährlich über 20 Millionen Tonnen
CO2-Emissionen eingespart.


Australiens ehrgeizige Klimaziele
Das Programm passt zur ehrgeizigen Klimastrategie Australiens. Energieminister Bowen hatte 2022 das Ziel ausgerufen, dass 2030 schon rund 82 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Die CO2-Emission soll gegenüber 2005 um 43 Prozent gesenkt werden.



Frankfurter Rundschau  hier  11.11.2025,Von: Joachim Wille

Australien startet Solar-Revolution: Gratis-Strom zur Mittagszeit

Ab Juli 2026 erhalten Haushalte in mehreren australischen Bundesstaaten täglich drei Stunden kostenlosen Solarstrom – auch ohne eigene Solaranlage.

Australien galt lange als das Kohle-Land: Gigantische Tagebau- und Kraftwerksanlagen prägten das Bild, der Strommix war über Jahrzehnte fossil dominiert. Auch 2024 lag der Kohlekraft-Anteil noch bei 45 Prozent. Doch unter der Labor-Regierung von Anthony Albanese ist der Wandel stark beschleunigt worden: Die erneuerbaren Energien werden massiv hochgefahren, Wind- und Solarprojekte gefördert, Speicher- und Netzsysteme modernisiert. Parallel dazu geht Canberra mit dem neuen Programm „Solar Sharer“ noch einen Schritt weiter: Durch die Gewährung von mindestens drei Stunden kostenlosem Solarstrom pro Tag für Haushalte – und zwar unabhängig davon, ob sie eigene Solaranlage besitzen – setzt Australien neue Maßstäbe beim Verbraucheranreiz, Grünstrom zu nutzen.

Das Solar-Sharer-Programm wird ab Juli 2026 zunächst in den Bundesstaaten New South Wales, South Australia und im südöstlichen Teil von Queensland eingeführt; eine mögliche Erweiterung auf weitere Regionen ist bis 2027 ist vorgesehen. Haushalte mit einem intelligenten Stromzähler (Smart Meter) werden dort von ihrem Stromanbieter täglich kostenfrei mit Strom versorgt – genau in den Mittagsstunden, wenn die Solarenergieerzeugung ihren Höhepunkt erreicht.

Solarstrom-Angebot nutzen: Mittags waschen spart Geld
Voraussetzung: Der Kunde meldet sich bei einem entsprechenden Angebot an. Verlagert er seinen Stromverbrauch dann bewusst in die Mittagszeit – etwa, in dem er Waschmaschine und Geschirrspüler anschaltet oder das Elektroauto lädt, spart er Geld. Auch Klimaanlagen laufen dann praktisch umsonst. Das Programm gilt auch für Haushalte ohne eigene Solaranlage – damit sollen auch diejenigen ohne Dach-Photovoltaik aktiv an der Energiewende teilhaben können.

Energieminister Chris Bowen erläuterte: „Unser Solar-Sharer-Angebot bedeutet, dass mehr Australierinnen und Australier Teil unserer weltweit führenden Solarbewegung werden können.“ Je mehr Menschen das Angebot nutzten und ihren Verbrauch anpassten, desto größer seien die Vorteile für das gesamte System - und desto niedriger würden die Kosten für alle Stromkundinnen und -kunden. 

Das Angebot wird von der australischen Energieaufsicht (Energy Regulator) reguliert, um faire Preise auch außerhalb der kostenlosen Stromperiode sicherzustellen. Die Stromversorger sollen dann keine Extraprofite einfahren dürfen. Entsprechende Befürchtungen waren bereits öffentlich geäußert worden.

Stromerzeugung per PV-Anlagen übersteigt oft Nachfrage
Hintergrund der Solar-Sharer-Initiative ist, dass im sonnenreichen Australien die PV-Installation so weit vorangeschritten, dass in manchen Mittagsstunden die Erzeugung von Solarstrom die Nachfrage übersteigt und die Großhandelsstrompreise teilweise stark fallen oder sogar negativ werden. Dem soll mit dem neuen Programm entgegengearbeitet werden. Doch es gibt weitere Vorteile: Durch die Verlagerung des Verbrauchs in die Mittagszeit werden die Abend-Spitzenlast reduziert, Netzbelastungen gesenkt und die Kosten für den Ausbau der Netz-Infrastruktur verringert.

Australien hat als Ziel beschlossen, bis 2030 rund 82 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen und die CO₂-Emissionen bis dahin um etwa 43 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2005 zu senken. Diese Ziele markieren einen deutlichen Kurswechsel gegenüber der Politik der konservativen Vorgängerregierungen, die den Kohlebergbau protegierten und internationale Klimaverpflichtungen häufig verwässerten oder verzögerten.

Kohleausstieg soll sozialverträglich sein
Premier Albanese und Energieminister Bowen haben die Klimapolitik seither auf eine neue Grundlage gestellt: Der „Powering Australia“-Plan von Ende 2022 bündelt Investitionen in Solar- und Windkraft, Speicher, Wasserstoff-Technologie und Netzinfrastruktur; der Kohleausstieg soll sozialverträglich, aber unumkehrbar erfolgen.

Die Dringlichkeit ist hoch – Australien gehört zu den Industrieländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Heftige Buschbrände, Überschwemmungen und marine Hitzewellen, die dem berühmten Great Barrier Reef zusetzen, zeigen die Verwundbarkeit des Kontinents. Wissenschaftliche Prognosen gehen davon aus, dass sich ohne tiefgreifende globale Emissionsminderung die Zahl extremer Wetterereignisse bis 2050 verdoppeln wird. Entsprechend betont die Regierung, dass Klimaschutz für Australien nicht nur eine ökologische, sondern eine existenzielle Aufgabe sei.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen