Samstag, 22. Juli 2023

Vorsprung durch Bäume

 Das Gute zum Wochenende  von Christian Dezer  22.07.2023   ZDFheute Good News

Hitze, Dürre, Trockenheit: Europa stöhnt und staubt, egal wohin man schaut. Ernten, Wälder und Grundwasserreserven sind in Gefahr. Die gute Nachricht ist: Es gibt wirksame Lösungen - sogar für die trockensten Äcker.

Hilfe für die Natur könnte von der Agroforstwirtschaft kommen. Kurz gesagt: Man pflanzt Bäume auf die Felder, die dort zu wahren Wunderwaffen im Kampf gegen den Klimawandel werden: Sie spenden Schatten, kühlen die Umgebungsluft und holen Wasser aus tieferen Bodenschichten.

Durch den Schatten der Bäume haben die Nutzpflanzen weniger Hitzestress, die Böden trocknen langsamer aus. Untersuchungen zeigen, dass die Verdunstung auf Agroforst-Ackerflächen um bis zu 25 Prozent niedriger liegt als auf benachbarten Flächen ohne Baumbestand. Auch die Winde und Verwirbelungen gehen um bis zu 90 Prozent zurück.

Nach Erkenntnissen der Schweizer Beratungsstelle AGRIDEA, die Landwirte bei der Planung von Agroforstwirtschaft begleitet, gibt es nur wenige Kombinationen aus Bäumen und Nutzpflanzen, die nicht funktionieren.

Ein Erfolg versprechendes Modell ist zum Beispiel die sogenannte "Alleen-Pflanzung" - dabei werden Reihen, etwa von Walnussbäumen, in Weizenfelder gepflanzt. Das wirkt sich positiv auf die Umwelt aus und bringt Landwirten gleich einen dreifachen Ertrag: Weizen, Walnüsse und nach einigen Jahren auch Walnussholz.

Experten, wie Wolfgang Zehlius-Eckert, Mitbegründer des Deutschen Fachverbandes für Agroforstwirtschaft (DeFAF), sehen in dieser Art der landwirtschaftlichen Nutzung ein entscheidendes Mittel, um das Artensterben zu stoppen und den Klimawandel auszubremsen.

Auf der einen Seite hilft das, schädliche Treibhausgase zu speichern,
und bringt andererseits Vorteile für die Landwirtschaft unter den neuen Klimabedingungen.

Wolfgang Zehlius-Eckert, Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft

Berechnungen zeigen, dass beispielsweise ein Obstbaum in einem Agroforstsystem in seinem Leben eine Tonne Kohlenstoff speichert.

Dass Agroforstwirtschaft eine echte Alternative darstellt, begreifen immer mehr Länder und Landwirte. Frankreich ist führend, aber auch in der Schweiz und in Österreich nimmt die Zahl der Agroforstbetriebe zu.

In Deutschland gibt es bereits 105 Agroforstsysteme. Es könnten wahrscheinlich noch mehr sein, wäre der Umstieg für Landwirte nicht noch zu teuer. Denn die Förderung auf Bundes- und EU-Ebene bietet derzeit wenig Anreize. Angesichts der extremen Hitze- und Dürreperioden dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich daran etwas ändert.

Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b


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