Schwäbische Zeitung hier 12.07.2023,
In der Region Bodensee–Oberschwaben könnten in den nächsten Jahren rund 200 neue Windkraftanlagen entstehen. Diese Rechnung machte Wolfgang Heine vom Regionalverband Bodensee–Oberschwaben (RVBO) bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag–Abend in Bad Waldsee (Landkreis Ravensburg) auf.
Der RVBO ist unter anderem für die Suche geeigneter Flächen verantwortlich, auf denen in den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und im Bodenseekreis künftig Windkraftanlagen errichtet werden können.
aus der Veranstaltung:links; Windatlas im Regionalgebiet
unten: Artenschutz als Ausschlußgebiet
demnächst auf den Seiten des Regionalverbandes zu finden
Um das für Baden–Württemberg gesetzlich geltende Windkraft–Flächenziel von 1,8 Prozent zu erreichen, müssen in den drei Landkreisen mindestens 6300 Hektar sogenannter Vorranggebiete ausgewiesen werden. Bei einem durchschnittlichen Platzbedarf von 30 Hektar pro Windkraftanlage entspräche das einer Anzahl von 210 Windmühlen. Aktuell sind in den drei Landkreisen 14 Windkraftanlagen in Betrieb.
Einen Entwurf konkreter Vorranggebiete will der RVBO bis zum Jahresende erstellen. Ab Januar 2024 finden auf dieser Basis öffentliche Anhörungen statt. Ende 2025 sollen die Vorranggebiete in einem Energieplan rechtskräftig beschlossen werden. Ab dann können Projektierer nur in diesen Gebieten konkrete Windpark–Projekte planen und — sofern die notwendigen Genehmigungen erteilt werden — umsetzen.Suchraum höchst unterschiedlich verteilt
Ein erstes Zwischenergebnis der Flächensuche — sogenannte Suchraumkarten — hat der RVBO nun aber schon einmal öffentlich gemacht (Details: www.rvbo–energie.de). Das Resultat: Nach Berücksichtigung von Ausschlussflächen wie Natur– und Wasserschutzgebiete, bebaute Flächen und Wohngebiete sowie Flächen mit einem schwachen Windaufkommen bleibt in den drei Landkreisen eine Fläche von elf Prozent übrig, auf der Windkraftanlagen ausgewiesen werden können.
Dabei zeigt sich: Der Suchraum für Windkraftanlagen ist in den drei Landkreisen höchst unterschiedlich verteilt. Während im Bodenseekreis kaum geeignete Flächen zu finden sind, wird in den Landkreisen Ravensburg und Sigmaringen — so viel zeichnet sich jetzt schon ab — das Flächenziel von 1,8 Prozent überschritten.
„Im Bodenseekreis ist die Besiedlung zu dicht und die Windhäufigkeit zu gering“, erklärte Wolfgang Heine. Einige Flecken finden sich auf der Suchraumkarte aber dennoch — etwa oberhalb von Markdorf rund um den Gehrenberg und bei Owingen. Im Landkreis Ravensburg betrifft es in erster Linie den Altdorfer Wald — wo ja bereits ein großer Windpark geplant wird –, und im Landkreis Sigmaringen die Höhenzüge oberhalb des Laucherttals, nördlich von Pfullendorf und um Meßkirch.
Drohende Sanktionen falls Flächenziel nicht erreicht wird
Heine machte dabei deutlich, dass die Suchräume aktuell erheblich mehr Flächen beinhalten, als am Ende im Regionalplan festgelegt werden. Grund dafür ist, dass im weiteren Planungsprozess zusätzliche Belange berücksichtigt werden, die die Gebietskulisse weiter einschränken.
Das sind beispielsweise Flächen, auf denen es zu Konflikten mit der zivilen Luftfahrt oder der Landesverteidigung kommt (beispielsweise Tiefflugkorridore für Hubschrauber) oder die in der Nähe von Kulturdenkmälern liegen wo Sichtabstände zu berücksichtigen sind. Am Ende dieses Auswahlprozesses hofft Heine auf das gesetzlich vorgegebene Flächenziel von 1,8 Prozent zu kommen und darauf, dass diese Flächen perspektivisch auch mit Windkraftanlagen bebaut werden.
Falls das Flächenziel nicht erreicht wird risikieren die Landkreise Bundessanktionen. Dann würde nämlich die Gefahr steigen, dass die sogenannte Superprivilegierung greift, nach der der Windenergienutzung keinerlei andere Schutzgüter mehr entgegen gehalten werden können.
Oder anders ausgedrückt: Ein ungeordneter Ausbau der Windenergie — womöglich zu Lasten von Natur und Umwelt und den Verlust der Akzeptanz in der Bevölkerung. Mit Blick auf die anstehende Flächenausweisung appelliert Heine daher an alle Beteiligte, den Suchprozess in größtmöglichem Konsens über die Bühne zu bringen. „Entweder wir steuern, oder wir werden gesteuert“, sagte der RVBO–Direktor......
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