Wolfgang Heine machte den Fundamentalkritikern keine Hoffnung: „Die Messe ist gelesen, die Entscheidung ist gefallen, darüber wird nicht mehr diskutiert.“ Gemeint sind die Vorgaben von Land und Bund, wonach 1,8 Prozent der Gesamtfläche Baden-Württembergs für den Betrieb von Windkraftanlagen gesichert werden müssen.
Heine ist Direktor des Regionalverbands, einem Zweckverband der drei Landkreise Sigmaringen, Ravensburg und Bodenseekreis, der vom Land die Aufgabe übertragen bekam, die vorgegebenen 6300 Hektar (1,8 Prozent) sinnvoll auf die Region zu verteilen.
In einer Informationsveranstaltung in Bad Waldsee betonte Heine, dass es in der Sache keinen Spielraum mehr gebe – in der Ausgestaltung aber sehr wohl.
Bei der Veranstaltung in Bad Waldsee trafen Gegner und Befürworter aufeinander, Windmüller und Anwohner, Klimaaktivisten und Umweltverbände. Rund 200 kamen in Präsenz ins Stadthaus am See, etwa 150 nahmen online teil.Bei der Veranstaltung des Regionalverbands wurde über das Prozedere informiert. In einem ersten Schritt, so Heine, habe der Verband zehn Prozent der Flächen in den drei Landkreisen grob ins Auge gefasst, sie kämen theoretisch für Windkraftanlagen infrage. Es handelt sich um Gebiete mit ausreichend hohem Windvorkommen, die nicht in einem Schutzgebiet liegen, und die mindestens 600 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt sind, beziehungsweise 750 Meter von der nächsten Siedlung.
Schwerpunkte liegen laut Heine im Landkreis Sigmaringen im Bereich Ostrach/Hoßkirch und Laucherttal, im Kreis Ravensburg seien Flächen im Altdorfer Wald und im württembergischen Allgäu am ehesten denkbar. Im Bodenseekreis gebe es kaum geeignete Flächen, so Heine. „Friedrichshafen fällt fast komplett raus.“ Möglich aus heutiger Sicht seien die Hochflächen zwischen Sipplingen und Owingen und am Gehrenberg bei Markdorf. Einer vom Verband erstellten Karte lassen sich auch Flächen bei Frickingen entnehmen....
Bis Jahresende, so die Vorgabe, bleiben noch etwa 2,5 Prozent der Fläche übrig, die ab Januar 2024 in einem Anhörungsentwurf präsentiert werden. Nach der Offenlage und dem Abarbeiten eingehender Bedenken – sowohl der Öffentlichkeit als auch der Träger öffentlicher Belange – muss bis September 2025 ein Satzungsbeschluss der Verbandsversammlung auf dem Tisch liegen, der dann noch 1,8 Prozent der Flächen umfasst.......
Gespräche mit Gegnern und Befürwortern der Windkraft
Die Gegner: Vier Ortsvorsteher aus Ostrach und Pfullendorf traten geschlossen in Bad Waldsee gegen den Bau von Windrädern auf. Hubert Frank (Magenbuch-Lausheim) sagte, dass er schon ernüchtert nach Bad Waldsee gefahren sei. „Nun wissen wir, dass wir de facto machtlos sind.“ Ziel könne es jetzt eher noch sein, die Zahl der Anlagen klein zu halten. Dafür müssten jetzt Bürgerinitiativen in Stellung gebracht werden.
Die Windmüller: Josef Miller arbeitete früher als Bankkaufmann, seit etwa 20 Jahren, so seine Aussage, „sichere ich Flächen für Windkraftanlagen“. Im Auftrag der Anlagenbetreiber schließe er mit den Eigentümern Pachtverträge. Sein Lockmittel ist Geld. Bis zu zehn Prozent des Ertrags einer Windturbine werde an die Flächenbesitzer ausgeschüttet, das entspreche jährlich etwa 100.000 Euro. Fotografieren lassen wollte er sich nicht.
Die Klimaaktivisten: Samuel Bosch, bekanntes Gesicht der Klimaaktivisten aus dem Altdorfer Wald, befürwortet den Ausbau regenerativer Energien. „Ein paar wenige Windkraftanlagen finde ich gut.“ Er ist aber der Meinung, dass für den Ausbau regenerativer Energien „zu viel Fläche verballert wird“. Zwei Prozent der Landesfläche für Wind und Freiflächensolaranlagen „sind zu viel“. Stattdessen müsse der Energieverbrauch reduziert werden. „Wir müssen unseren Konsum einschränken.“
Die Vogelschützer: Ulfried Miller, Regionalgeschäftsführer des BUND, begrüßt die Planung auf regionaler Ebene. „Das hat eine andere Qualität als das bisherige Vorgehen auf kommunaler Ebene.“ Er bekomme Hassmails, weil der BUND Windkraftanlagen, in denen viel Beton verbaut wird, nicht kategorisch ablehnt. Buhmänner seien bisher die Gemeinderäte gewesen, jetzt liege es am Regionalverband, geeignete Kriterien festzulegen. „Hier bringen wir unsere Kenntnisse gern ein.“ Auch zum Schutz von windkraftempfindlichen Vögeln und Fledermäusen.
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