Samstag, 8. Juli 2023

Der Hundertjährige, der Barcelonas erste urbane Farm auf einem Dach anlegte

Urban Farming Joan Carulla begann vor 65 Jahren seine Dachterrasse in Barcelona in einen himmlischen Schrebergarten zu verwandeln. Heute wachsen dort mehr als 40 Obstbäume. Ein Besuch beim Pionier der ökologischen Landwirtschaft in der Stadt Als Joan Carulla Figueres die Dachterrasse seiner Wohnung in Barcelona in einen Garten verwandelte, geschah dies aus Nostalgie für seine ländliche Herkunft. 65 Jahre später sind die ökologischen Konzepte, die er seit langem verfolgt, allgemein gebräuchlich geworden, und er wird als Pionier des ökologischen Landbaus gefeiert. Carulla, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern konnte, gilt als Schöpfer des ersten Dachgartens der Stadt. In seinem „Schrebergarten im Himmel“ gibt es jedoch weit mehr als die üblichen Tomatenpflanzen und Geranientöpfe. Er beherbergt mehr als 40 Obstbäume, Weinstöcke, die jedes Jahr 100 Kilo Trauben hervorbringen, Oliven, Pfirsiche, Feigen, Knoblauch, Auberginen und sogar Kartoffeln. Die Kartoffeln sind seine Leidenschaft.

„Der spanische Bürgerkrieg hat mich zum Vegetarier gemacht, erst aus Notwendigkeit, dann aus Überzeugung, Kartoffel für Kartoffel“, erzählt er. „Zum Frühstück gab es Kartoffeln, mittags noch mehr Kartoffeln mit einem Ei, das ich mit meinem Vater teilte. Abends dann Kartoffeln mit Gemüse.“

Unter einer Weinrebe auf einem umgedrehten Bierkasten sitzend – mit leuchtenden Augen und einem erstaunlich scharfen Gehör und Gedächtnis – erinnert er sich an die Welt, in der er aufgewachsen ist, und wie er sich in den 1950er Jahren für den Vegetarismus interessierte, als er von Juneda, einem Dorf mit rauem Klima im katalanischen Hinterland, nach Barcelona zog.

14 Jahre baute Joan Carulla an „seiner Sagrada Família“

Sein Ansatz in der Landwirtschaft ist das, was wir heute als ökologisch bezeichnen, aber Carulla betont, dass er nichts Neues macht und arme Bauern schon immer aus der Not heraus ökologische Landwirtschaft betrieben haben. „Meine Großeltern hatten wenig Land und kein Geld für Dünger“, sagt er. „Sie benutzten tierische und pflanzliche Abfälle und Stroh. Wir lebten sehr genügsam. Wir haben nicht gehungert, wir haben einfach gelebt.“

Wie seine Vorfahren stellt Carulla Kompost aus allem her, auch aus alten Zeitschriften und Obstkisten aus dünnem Holz. „Es gibt fast nichts, was wir nicht verwenden, alles zersetzt sich irgendwann.“

Mit seiner Familie und einem Team von Bauarbeitern aus Juneda baute er 14 Jahre lang an dem Wohnblock, den er scherzhaft „unsere Sagrada Família“ nennt, nach Barcelonas berühmter Basilika, deren Bau Jahrzehnte dauerte und immer noch unvollendet ist.

Sie verstärkten die Terrasse mit einer doppelten Schicht von Fliesen und Platten aus undurchlässigem Material und installierten ein unterirdisches Entwässerungsnetz, das 70 Tonnen Erde in einer Tiefe von 25 Zentimetern aufnehmen kann. Sie schufen ein System zum Auffangen und Speichern von 9.500 Litern Regenwasser, um Reserven für Trockenperioden zu haben, wobei sie während der beinahe drei Jahre andauernden Dürre in Katalonien kaum ausreichten....

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