Samstag, 8. Juli 2023

ein Moorschutz-Kompromiss im Wassernotstandsgebiet - nicht ganz so effektiv wie erhofft, aber auf jeden Fall ein notwendiger Schritt

 hier  Do 29.06.23  Audio: rbb24 Inforadio | 29.06.2023 | Markus Wollert |

Brandenburger Politik und Freie Bauern einigen sich überraschend beim Moorschutz 

Das Umweltministerium hat sich mit den Brandenburger Landwirten auf den Umgang mit den größtenteils vertrockneten Mooren im Land geeinigt. Der Kompromiss führt aber zu einer Planungslücke im Klimaplan.

Diese Einigung kam überraschend: Nach jahrelangem Streit haben sich das Brandenburger Umweltministerium und die Freien Bauern am Donnerstag auf einen Kompromiss bei der Wiedervernässung von landwirtschaftlich genutzten Moorflächen geeinigt. Demnach sollen die ehemaligen Moore zwar wiedervernässt werden, allerdings nur bis zu einem Pegel von 30 Zentimeter unter der Grasnarbe. Damit können die Landwirte weiter auf diesen Flächen arbeiten. Kostspielige Entschädigungen entfallen.

Mit diesem Kompromiss könne großflächig verhindert werden, dass in den Mooren gespeichertesklimaschädliches CO2 austritt, so Umweltminister Axel Vogel (Grüne) nach einem Treffen mit den Freien Bauern in der Nähe von Prenzlau. Gleichzeitig hätten die Bauern die Möglichkeit, die Flächen weiter wirtschaftlich zu nutzen.

Bauern wollten weiter auf ihren Moorflächen produzieren

Marco Hintze, Chef des Landesbauernbundes und stellvertretender Bundessprecher der Freien Bauern, lobte den Kompromiss. Mit ihm sei vielen Bauern die Sorge genommen, sie könnten die Flächen wegen des stehenden Wassers nicht mehr nutzen. Auch bisher angedachte Entschädigungsleistungen, die das Land in seinem Moorschutzprogramm kürzlich in Aussicht gestellt hätte, seien so nur noch dort nötig, wo Land und Landnutzer sich über eine Komplettvernässung der Flächen einig seien.

Das Geld könne nun in die Ertüchtigung von Wehren und anderen Mechanismen gesteckt werden, die helfen würden, Winter-Niederschläge im Boden zu halten, hieß es von den Freien Bauern. "Wir wollen keine Entschädigungen, sondern wollen weiter auf unseren Moorflächen produzieren", betonte Hintze.

Umweltminister Vogel kritisierte die Vernachlässigung des Bewässerungs-Managements in den Jahren nach der Wende. "Wir benötigen eine Ertüchtigung der Gewässerinfrastruktur, insbesondere Instandsetzung und Neubau von Stauanlagen, sowie ein regional gesteuertes Wassermanagement, das über die Vegetationsperiode gleichbleibende möglichst hohe Wasserstände von im Regelfall 30 Zentimeter unter Geländeniveau realisiert."

Der Bauernverband, die größte Interessenvertretung der Bauern im Land, zeigte sich in einer ersten Reaktion für den Kompromissvorschlag offen. Er gleiche Vorschlägen, die der Verband bereits länger gemacht habe. Wichtig sei, dass der gefundene Kompromiss nun Eingang in alle Strategiepapiere des Landes finden würde, auch in den Klimaplan. Der Entwurf zum Klimaplan enthalte bislang strengere Vorgaben für die Wiedervernässung der Moorflächen. Nur mit einer verlässlichen Vorgabe könne gemeinsamer Klimaschutz gelingen, so der Vorsitzende Henrik Wendorff.

Umweltminister Vogel muss ursprünglichen Plan verwerfen

Noch im März hatte die Landesregierung angekündigt, bis 2030 insgesamt 260.000 Hektar Moor wiedervernässen zu wollen, um den Ausstoß von CO2 in Brandenburg zu verringern. Ausgetrocknete Moore sind nach dem Gutachten zum Brandenburger Klimaplan einer der größten Verursacher des klimaschädlichen Gases in Brandenburg, sie liegen noch weit vor dem Verkehrssektor. 95 Prozent der Moore in Brandenburg seien mittlerweile ausgetrocknet, heißt es vom Umweltministerium.

Ein Großteil dieser Fläche liegt allerdings auf Ländereien von Landwirten, die sich bevormundet fühlten von diesen Plänen. Umweltminister Vogel hatte deshalb rund eine Milliarde Euro für Kompensationszahlungen eingeplant, der Bauernverband ging allerdings von vier Milliarden Euro aus.

Die Idee, mit wiedervernässten Mooren CO2-Gase zu reduzieren, hält Umweltminister Vogel nach Gesprächen mit Landwirten inzwischen nicht mehr für realistisch. Zum einen habe man in Brandenburg nicht genug Wasser. Zum anderen könne man solch einen Prozess auch finanziell nicht gegen den Willen der Nutzer durchsetzen.

Moore helfen weniger als gehofft im Klimaplan

Die Strategie der Wiedervernässung war allerdings bislang eine der wesentlichen Maßnahmen des Landes um bis 2045 klimaneutral sein. Bei voller Ausführung hätten die wiedervernässten Moorflächen nicht nur das CO2 in der Erde halten sollen, was in ihnen schlummert, sondern zusätzlich weiteres aus der Luft holen können. Durch den nun vereinbarten Kompromiss wird nur das CO2 in der Erde gehalten, was noch dort ist. Im Herbst will die Landesregierung den Klimaplan ins Parlament einbringen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.06.2023, 20:00 Uhr


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