Sonntag, 26. Dezember 2021

Nachtzüge in Europa: Sie rollen wieder

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Eine verlorengegangene Form des Reisens wird wieder möglich: Fahrten im Schlafwagen. Das geht auch zwischen Wien und der französischen Hauptstadt.

...Nach vierzehn Jahren gibt es seit einer Woche wieder eine nächtliche Direktverbindung zwischen den beiden Weltstädten. ....Die Wiedereinführung dieser Nachtverbindung ist ein Ereignis, das angesichts der Klimadebatte nicht unterschätzt werden kann. Zur Jungfernfahrt am 13. Dezember fanden sich der französische Verkehrsminister Jean-Baptiste Djebbari und der Chef der französischen Staatsbahnen SNCF in Wien ein. „Mit der Bahn zu reisen, bedeutet ein Verkehrsmittel zu wählen, das 50-mal weniger CO2 als eine Autofahrt und 80-mal weniger als eine Flugreise verursacht“, sagte Alain Krakovitch, Generaldirektor von Voyages SNCF.

....Auf Schritt und Tritt scheint sich bemerkbar zu machen, dass Österreich eine grüne Verkehrsministerin hat. Doch die Ökowende hat bei der österreichischen Bahn schon lange vor Beginn grüner Regierungsverantwortung eingesetzt.

Österreich investiert jährlich 3 Milliarden in die Schiene

Im Coronajahr 2020 haben die Österreichischen Bundesbahnen 287 Millionen Fahrgäste befördert, „klimaschonend und umweltfreundlich“, wie stolz betont wird, denn der Strom für Züge und Bahnhöfe stamme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Die rund 97 Prozent Pünktlichkeit, derer sich die ÖBB rühmen, klingen für geplagte deutsche Bahnreisende wie eine ferne Utopie. Aber Österreich hat in den vergangenen Jahren auch mächtig in Infrastruktur und Ausbau des Verbindungsnetzes investiert – 3 Milliarden Euro jährlich allein in die Bahninfrastruktur.

Während andere Eisenbahngesellschaften wie die Deutsche Bahn Schlafwagenverbindungen eingestellt haben, bauen die Österreicher die Nachtverbindungen aus. Man kommt im Nightjet nicht nur bequem in die französische Hauptstadt, sondern kann von Wien auch nach Bregenz, in die Schweizer Metropole Zürich, nach Berlin, Brüssel und Hamburg reisen. Im Süden warten Venedig, Florenz, Rom, Mailand und die Hafenstadt Livorno. Im EuroNight, der von anderen Bahnunternehmen betrieben wird, kommt man über Nacht in Städte in Polen, Ungarn, Deutschland, der Schweiz und Italien. In den nächsten Jahren, so verspricht ein Sprecher der ÖBB, werden auch Nachtzüge von Berlin nach Brüssel und zwischen Berlin und Paris eingerichtet.

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