Sonntag, 12. Dezember 2021

Der BLHV hat einen neuen Präsidenten- so stellt er sich vor

Ein sehr schöner Artikel im Südkurier bringt uns den neuen BLHV-Präsidenten näher. Ich finde er bringt die richtige Einstellung mit und freue mich darüber.

Südkurier hier  Fragen: Walther Rosenberger
 „Bauer zu sein, muss sich auch lohnen“

Herr Bolkart, seit gestern sind Sie als neuer Präsident des BLHV so etwas wie Südbadens wichtigster Landwirt. Was wollen Sie in Ihrer Amtszeit erreichen?

Ich halte es für wichtig, es stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, wie elementar eine funktionierende heimische Landwirtschaft ist, und was es bedeutet, wenn sich immer mehr Landwirte von ihrem Beruf verabschieden. Wir kämpfen auch im Süden Baden-Württembergs mit Höfesterben. Das müssen wir aufhalten, auch um die Grundlagen zu schaffen, dass unsere Ernährung wieder stärker aus der Region heraus erfolgen kann. Daran schließen Themen wie mehr Tierwohl und nachhaltige Erzeugung an. Auch ihnen müssen wir uns als Bauern stärker zuwenden.

Im Bund regiert die Ampel, der neue Landwirtschaftsminister ist mit Cem Özdemir ein Realo-Grüner. Bedeutet das Gegenwind oder Rückenwind?

Für die kleinbäuerlichen Strukturen, die im Süden Deutschlands im Gegensatz zu anderen Landesteilen vorherrschend sind, stellt grüne Politik per se keinen Nachteil dar. Viele Bauern wirtschaften allein aufgrund der örtlichen Gegebenheiten schon so, wie das die Grünen oft fordern. Ich werde Herrn Özdemir also zügig einladen, um bei ihm Verständnis für unsere Arbeit zu wecken und um ihm die Vielfalt zu zeigen, die unsere Branche in der Region aufweist. Die Hand ist also ausgestreckt.

Die politische Richtung für die Landwirtschaft ist klar: Mehr Tierschutz, mehr Nachhaltigkeit, weniger intensive Flächennutzung. Gehen Sie da mit?

Ja, da gehe ich mit. Aber wir sollten bei alldem nicht vergessen, dass es sich am Ende auch noch lohnen muss, Bauer zu sein. ...

Wir brauchen mehr regionale Ansätze bei denen dem Verbraucher klar wird, dass sie Vorteile für alle bieten, auch wenn das Fleisch danach etwas teurer ist. Ich weise darauf hin, dass fast nirgends in Europa gemessen am Einkommen so wenig für Lebensmittel ausgegeben wird wie hierzulande. Bei den Lebensmittelpreisen wäre also durchaus noch etwas Luft nach oben.....

Wir brauchen generell eine ganz andere Einstellung zu Lebensmitteln. Wir Deutschen essen von einem Schwein beispielsweise nur die besten Teile wie das Filet. Fast 50 Prozent müssten wir wegwerfen, wenn wir Innereien, Öhrchen und Füße nicht nach Asien exportieren könnten. Auch wenn sie wollten, könnten die meisten Menschen solche Stücke gar nicht mehr zubereiten. Das sind alles Fehlentwicklungen, die ich gerne verändern will.

.......Wir haben in Deutschland zurecht hohe Standards was etwa den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln angeht oder in Fragen des Arbeits- und Tierschutzes. Anderswo haben sie die aber nicht. Wir wissen definitiv, dass im EU-Ausland teils Pestizide eingesetzt werden, die bei uns schon seit 30 Jahren verboten sind. In Spanien oder Italien schuften Erntehelfer unter katastrophalen Bedingungen und zu Niedrigstlöhnen. Das alles spart Kosten und setzt unsere Bauern unter Druck. Ich halte es daher für zwingend, dass insbesondere in der EU überall dieselben Standards gelten. ....

...Was passiert, wenn es Sonderregeln gibt, lässt sich gut im Elsass begutachten. Dort hat die Einführung des französischen Mindestlohns dazu geführt, dass die Erzeugung von Obst, Gemüse und Beeren in großen Teilen abgewandert ist. Dafür gibt es dort jetzt mehr Maisfelder. Davon abgesehen, macht es einfach keinen Sinn, Produkte, die genauso gut heimisch hergestellt werden könnten, Tausende Kilometer durch Europa zu transportieren.

...Wir müssen anerkennen, dass sich die Dinge verändert haben. Der Klimawandel wird dazu führen, dass wir wieder viel stärker in regionalen Kreisläufen denken müssen. Und die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass regionale Kreisläufe die stabileren sind. .....Eine gewisse Rückbesinnung auf den heimischen Markt halte ich also auch aus ethischen Gründen für wichtig.


Zur Person

Bernhard Bolkart , 1962 in Donaueschingen geboren, bewirtschaftet seit rund einem Vierteljahrhundert mit seiner Familie den 80 Hektar großen Kolbenhof in Schonach im Schwarzwald. Der gelernte Landwirt und Groß- und Außenhandelskaufmann, hat drei Kinder und ist seit gestern Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) mit Sitz in Freiburg. Seit 2015 war er BLHV-Vize. 

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