Dienstag, 14. Dezember 2021

Was Ihr Kühlschrank mit Klimagerechtigkeit zu tun hat

DER SPIEGEL – SPIEGEL Klimabericht <themennewsletter@newsletter.spiegel.de>

Auf der Uno-Klimakonferenz in Glasgow hatten rund 20 Staaten angekündigt, nach Ende des Jahres 2022 keine Kohle-, Erdöl- und Erdgasprojekte im Ausland mehr zu finanzieren. Auch Deutschland schloss sich, nach erstem Zögern, der Initiative an.

Viele Klimaschutzorganisationen begrüßten die Entscheidung, denn ohne die Abkehr von fossilen Brennstoffen bleiben die Ziele des Pariser Klimaabkommens unerreichbar.

Doch in das Lob für die Initiative mischen sich kritische Stimmen. Und einige Fachleute werfen den reichen, westlichen Industrienationen Heuchelei vor: Während sie den Abbau fossiler Brennstoffe in einkommensschwachen Ländern stoppen wollen, treiben viele unter ihnen die Förderung von Öl, Kohle und Gas im eigenen Land munter voran.
So lag zum Beispiel die Gesamtrohölproduktion der USA im November bei rund 11,7 Millionen Barrel pro Tag. Für das kommende Jahr werde ein Anstieg erwartet, bis auf 12,1 Millionen im vierten Quartal 2022.

Müssen wir über »grünen Kolonialismus« sprechen?

Gleichzeitig, sagen manche, entgeht den ärmeren Nationen so ein Zugang zu günstiger Energie, und damit die Chance auf Wachstum und Wohlstand. Sogar von einem »grünen Kolonialismus« ist in diesem Zusammenhang die Rede.

In der Zeitschrift »Foreign Policy« haben die Wissenschaftlerin Vijaya Ramachandran und der Wissenschaftler Todd Moss, der das Non-Profit-Netzwerk The Energy for Growth Hub leitet, ihre Gedanken dazu notiert. Sie richten ihren Blick auf Afrika. Und schreiben: Diese Form der Klimapolitik schade Millionen von Menschen auf dem afrikanischen Kontinent, »indem sie die wirtschaftliche Entwicklung ihres Kontinents verlangsamt, während sie, wenn überhaupt, nur wenig zur Bekämpfung des Klimawandels beiträgt«.


Betrachte man die Bevölkerung, die südlich der Sahara lebt, werde das Verhältnis deutlich.

·         Mehr als eine Milliarde Menschen sind in den 48 Ländern zu Hause, die man dem Subsahara-Gebiet zuordnet, exklusive Südafrika. Sie sind zusammengenommen für weniger als 0,55 Prozent der kumulierten globalen Kohlenstoffemissionen verantwortlich – obwohl sie 13 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen.

·         Zählt man Südafrika dazu, übersteigt der Anteil immer noch nicht die Marke von 1,3 Prozent der Gesamtemissionen.

·         Von den Emissionen, die 2020 neu ausgestoßen wurden, verantworten die Länder südlich der Sahara (wieder ohne Südafrika) rund ein Hundertstel.

·         Der durchschnittliche Pro-Kopf-Stromverbrauch in den Industrieländern der OECD ist mehr als 50-mal so hoch wie in jenen Ländern.

·         Einer Schätzung zufolge verbrauchen Menschen in Kalifornien mehr Strom für das Spielen von Videospielen als knapp 54 Millionen Menschen in Kenia für alles andere.

Und: Für den Betrieb eines durchschnittlichen US-amerikanischen Kühlschranks ist jährlich mehr Energie nötig, als ein Mensch in Äthiopien, in Kenia, im Senegal oder in Ghana in einem ganzen Jahr verbraucht



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