Donnerstag, 16. Dezember 2021

Wolpertswende: Und wieder 43 Einfamilienhäuser zu Lasten von Umwelt, Naturschutz und Streuobstwiesen - dieses Mal jedoch mit Ausgleich

Schwäbische Zeitung  hier   Michaela Miller
Baugebiet statt Streuobstwiese: Gemeinderat will neues Baugebiet

....Mit 20 Zuhörern war die öffentliche Sitzung voll besetzt. Ralf Heudorfer nutzte als Sprecher der Bürgerinitiative IG Pro Leben die Möglichkeit, noch einmal auf seine schriftlich erfolgten Einwände bezüglich der Streuobstwiese und weiterer Anliegen hinzuweisen. Heudorfer hatte der Gemeindeverwaltung am selben Vormittag eine Unterschriftenliste mit 105 Unterschriften (Anmerkung: 4143 Einwohner) vorgelegt und forderte zur Rettung der Streuobstwiese eine Einwohnerversammlung. Zu Wort meldete sich außerdem Hubert Aicher aus Wolpertswende. Aicher forderte Räte und Verwaltung auf, das Baugebiet Burggasse-Steigäcker so bald wie möglich in die Wege zu leiten, denn es sei ein „gutes Baugebiet und die Jungen stehen in den Startlöchern und wollen bauen“.

Mit diesen beiden Wortmeldungen wurde zu Beginn der Sitzung der Zielkonflikt zwischen Ökologie, Naturschutz und Biodiversität auf der einen, aber auch knappen Wohnraum und steigenden Baupreisen auf der anderen Seite klar. ...

Schon im April 2016 sei erstmalig ein Baugebiet auf der Fläche der Streuobstwiese diskutiert worden. Nach dem Startschuss für das Bebauungsplanverfahren im Oktober 2019 wurden im Januar 2021 die städtebaulichen Entwürfe vorgestellt: vier Geschosswohnungsbauten, 43 Einzel- und 3 Doppelhäuser sollten auf einer Fläche von 4,24 Hektar entstehen.

....Ratsmitglied Andreas Miller sagte, es gebe eine „kleine Bevölkerungsgruppe, die mit ihren Einwänden das Baugebiet verzögere“, das habe nun „zu einem Riesennachteil bei den Baupreisen“ geführt. Wilfried Scheremet wies seine Kollegen ausdrücklich darauf hin, dass Streuobstwiesen seit der Einführung des Biodiversitätsgesetzes 2020 verstärkten Schutz genießen. Bürgermeister Steiner: „Ich will nicht mehr diskutieren, Sie können ja dagegen- stimmen.“

Vom Regierungspräsidium in Tübingen kamen keine Einwände zu den Planungen, auch das Landratsamt Ravensburg habe keine grundsätzlichen Bedenken und stimme dem Plan ohne Änderung zu, so Steiner. Ausgleichsmaßnahmen zum Schutz der Tiere und Insekten seien mit dem Landratsamt abgestimmt, die Gemeinde werde für die Umsetzung sorgen. Am Rand des Baugebietes soll eine neue Streuobstwiese mit mindestens doppelt so vielen Bäumen entstehen, wie entnommen werden....

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