Das kleine Siedlungsgebiet Hirschlatt scheint in den Fokus der Planer gerückt zu sein.
Wir kennen Hirschlatt bereits aus der Regionalplan- Fortschreibung: Der Regionalverband übernahm den dort geplanten Schwerpunkt für Gewerbe und Industrie in die Endfassung, obwohl der Stadtrat dagegen gestimmt hatte. Eine der besonders zweifelhaften Entscheidungen seitens des Regionalverbandes.
Nun geht es um eine stark verdichtete Wohnbebauung, die die Stadt in Hirschlatt anstrebt und die natürlich das Potential in sich trägt, das soziale Miteinander massiv zu verändern.
Dennoch zeigt die Stadt hier eine gewisse Weitsicht auf, bezogen auf die Art der geplanten Bebauung.
Ja es stimmt nun mal, was Hr. Ruppert im Kommentar dazu bemerkt: Wir werden uns überall an diese verdichtete Bauweise gewöhnen müssen, auch wenn sie uns vielleicht nicht gefällt.
Ich möchte ergänzen: Es kommt ganz darauf an wie es umgesetzt wird - werden soziale Komponenten zu Ende gedacht, wird der ÖPNV mit einbezogen? Das ist die neue Herausforderung der heutigen Zeit.
Schwäbische Zeitung hier
Wohnraum für viele Zielgruppen
Die Stadt will mit dem neuen Projekt den Mangel an Wohnraum in Friedrichshafen bekämpfen. Insbesondere soll in Hirschlatt auch bezahlbarer Wohnraum entstehen, heißt es in der Sitzungsvorlage zum PBU. Durch die Realisierung von verschiedenen „Gebäudetypologien“ könne Wohnraum für viele Zielgruppen geschaffen werden. Vorgesehen sind demnach neben Mehrfamilienhäusern auch Doppel- und Reihenhäuser.
Denkbar wären laut Stadt auch Mehrfamilienhäuser als gemeinschaftliche oder genossenschaftliche Wohnbauprojekte oder die Schaffung von gefördertem Wohnraum seitens der Stadt.
Mit den unterschiedlichen Gebäudetypen und einem verstärkten Fokus auf eine verdichtete Bebauung werde dem Grundsatz des schonenden Umgangs mit Fläche und Boden Rechnung getragen. Mit diesem Ansatz sei die Realisierung von bis zu 150 Wohneinheiten möglich.
Schwäbische Zeitung hier vom 10.12.21
In Hirschlatt formiert sich Protest gegen den Bau von 120 oder sogar 150 neuen Wohneinheiten. Der Bebauungsplan „Kreuzlinger Straße“, über den der Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt am Dienstag beriet, stößt weder beim Ortschaftsrat Ettenkirch noch in der Hirschlatter Bevölkerung auf Zustimmung. Akzeptieren will man nämlich maximal 90 neue Wohneinheiten, für die sich im PBU aber keine Mehrheit fand..
Ettenkirchs Ortsvorsteher Achim Baumeister hat im PBU maximal 120 Wohneinheiten noch zähneknirschend zugestimmt – als Beitrag von Ettenkirch zur Minderung des gesamtstädtischen Wohnungsdrucks. Am Tag darauf stimmte er aber mit dem Ortschaftsrat, der geschlossen für nur 90 Wohneinheiten plädierte. .....
„Es gab Vorplanungen dazu“, sagt Baumeister. „Aber die Verwaltung zog aus städteplanerischer Sicht eine verdichtete Bauweise vor. Den ersten Entwurf von 90 Wohneinheiten hat sie nie als Variante auf den Weg gebracht.“ Der Ortsvorsteher hofft nun, dass der Gemeinderat sich am Montag doch noch für maximal 90 Wohneinheiten entscheidet. „Für die Lösung, die wir im Ortschaftsrat schon immer gefordert haben“.
Der
Ortschaftsrat fordert zudem, dass die Hirschlatter Infrastruktur
parallel zum Bau der neuen Wohnungen verbessert wird, damit Hirschlatt
die starke Vergrößerung der Einwohnerzahlen verkraftet. ...
Konkret
geht es um eine bessere Anbindung an den öffentlichen
Personennahverkehr.
Sehr
wichtig sei auch der Bau eines Geh- und Radwegs an der Straße zwischen
Hirschlatt und Eggenweiler, auf den man schon lange warte....
„Hirschlatt hat jetzt 77 Haushalte. Wenn 150 neue Wohnungen entstehen, erhöht sich die Einwohnerzahl von 200 auf 650 bis 800. Hirschlatt würde sich vervierfachen“
Die Hirschlatter haben Recht: Das Wachstum, das Hirschlatt droht, ist beängstigend. Aber beängstigend ist auch der Druck auf die Wohnsituation in der Stadt. Mit dem dörflichen Charakter Hirschlatts wird es über kurz oder lang vorbei sein. Nicht nur wegen bis zu 150 neuen Wohnungen, sondern weil Hirschlatt in Spuckweite zu Ailingen liegt und irgendwann mit ihm verwachsen wird.
... In Allmannsweiler dagegen werden gerade 120 Wohnungen hingestellt – in jener „Kompaktbauweise“, die man nun in Hirschlatt fürchtet. Man wird sich auch andernorts in Friedrichshafen an solche Projekte gewöhnen müssen. Weil viele Menschen eine Wohnung brauchen, die sich ein schnuckeliges Einfamilienhaus nicht mehr leisten können; weil es der Stadt an Flächen fehlt; und weil auch die Natur nicht mehr kann.